findest was Leckeres. Um den Nachtisch kümmere ich mich. Freu mich auf heute Abend. P.S.: Hab auch eine neue E-Mail-Adresse, Josh«, liest die Computerstimme, spricht seinen Namen englisch aus und trotz ihrer Monotonie muss ich schmunzeln, weil es so typisch für ihn ist.
Ich gehe zurück auf das Fenster mit der geöffneten E-Mail und markiere den Absender. Seine neue E-Mail-Adresse ist
[email protected] .
Ich klicke auf den Link des China-Restaurants und finde nach mehreren Versuchen und dem Impressum, das ich mir dummerweise erst mal ebenfalls vorlesen lasse, tatsächlich die Speisekarte. Huhn lese ich und bin, als der Computer mir das Wort bestätigt, verwundert, wieso da ein kleines H ist.
Das H ist das größte Arschloch. War es schon damals in der Schule. Ich kann mich nicht mehr an vieles erinnern, jenseits der Demütigung, aber daran, dass ich die Sache mit dem H nie richtig gemacht hab, erinnere ich mich gut. Dabei klingt Huhn für mich noch immer nicht anders als Hund und den hab ich das letzte Mal im Kurs mit H geschrieben, obwohl man es eigentlich ohne schreibt.
Ich beginne, mir die Gerichte mit Huhn vorlesen zu lassen und als die Stimme etwas sagt, das lecker klingt, kopiere ich den Link und füge ihn, nachdem ich den Antworten -Button gefunden und angeklickt habe, ein. Sachen, die man sehen kann, wiederzufinden, fällt mir leicht. Wenn ich das E-Mail-Fenster einmal gesehen hab und weiß, wo ich klicken muss für welche Funktion, vergesse ich das nicht.
Ich kopiere das Hey aus seiner E-Mail und brauche ein paar Versuche bis mir der PC ich nehme vorliest. Wieder vergesse ich einen Buchstaben, wieder ist es ein H , das man nicht hört, weil es ja, wenn der PC es ohne vorliest, eigentlich richtig klingt, aber unter dem Eingabefenster poppt blau ein anderer Text auf.
»Meinten sie: ich nehme«, höre ich die Stimme, nachdem ich auch das kopiert und eingefügt hab. Ja, meinte ich...
Seufzend lösche ich meine Buchstaben und füge stattdessen die richtigen ein. Ziemlich mühsam, das Ganze. Schwer vorstellbar, dass die meisten Menschen das einfach können, ohne drüber nachzudenken. Für mich ist es schwer. Wahnsinnig schwer. Und ich hab verdammt viel Angst, Fehler dabei zu machen. Aber irgendwie will ich es schaffen dieses Mal. Für Josh… und für mich…
»Hey. Ich nehme Hühnerfleisch gebraten mit Cashewkernen und pikanter Gemüsesauce«, liest das Programm mir vor. Und ungefähr zehn Minuten und unzählige weitere Versuche später tatsächlich auch ein »P.S.: Freu mich auf den Nachtisch und mein unanständiges HSV-Mädchen. Ben Ten.«
Taschenspielertrick
Josh
»Josh?«, fragt er irritiert, als er den Treppenabsatz erreicht.
»Hey!« Ich sitze auf dem Boden, mit dem Rücken an seine Wohnungstür gelehnt. Zwischen meinen aufgestellten Beinen stehen zwei Kartons mit Reis und eine weiße, ziemlich instabile Tüte mit den Aluminiumschalen, in denen sich der Rest unseres Abendessens befindet. Ich bin heilfroh, dass sie mich in der U-Bahn nicht im Stich gelassen hat.
»Was machst du schon hier?«, will er wissen. Und irgendwie klingt er alles andere als begeistert. Dabei bin ich nicht wirklich zu früh. Er ist zu spät. Beinahe fünfzehn Minuten. Auch wenn ich erst die letzten fünf davon hier auf dem Boden in seinem Hausflur sitze und auf ihn warte.
»Freut mich auch, dich zu sehen«, erwidere ich schnippisch und rapple mich auf. »Daniel hat mich reingelassen.«
»Daniel?« Irgendwie klingt er seltsam.
»Ja, er kam grade vom Fitness zurück«, sage ich und versuche, das komische Gefühl, das sich dabei unweigerlich in mir breitmacht, zu ignorieren. Denn im Gegensatz zu Ben hatte Daniel tatsächlich eine Sporttasche dabei. Und vermutlich dachte er auch, Ben sei zu Hause. Sonst hätte er mich nämlich sicher nicht mit einem kennst ja den Weg mit nach drinnen genommen und wäre in seiner Wohnung verschwunden. Denn er ist definitiv zu höflich, um mich im Hausflur sitzen zu lassen. Aber irgendwie wollte ich auch nicht runtergehen und bei ihm klingeln. Ich hab immer noch echten Respekt vor dem Hund.
Ich trete einen Schritt neben ihn, hauche ihm einen Kuss auf die Wange und schnuppere an seinem Hals. Er riecht gut. Ich mag diesen Hauch seines Aftershaves, das er trägt, aber ich mag definitiv nicht, dass er nicht frisch geduscht ist.
Und er hat auch keine Sporttasche dabei. Stattdessen trägt er einen kleinen Messenger über der Schulter, in dem kein Platz für