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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Straße. Nebeneinander gehen sie gut gelaunt auf den Parkscheinautomaten zu. Gruppen-Zahnarzttermin oder was? Und ein bisschen sieht mir die Sache für nur mein Chef zu vertraut aus. Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, dass mein Chef auf dem Weg zum Parkscheinautomaten seinen Arm um meine Schulter legt. Aber Ben scheint es nichts auszumachen. Im Gegenteil, er lächelt sogar. Und es sieht total normal aus, so, als seien die beiden doch ein Paar.
    Einen Moment lang bleibe ich einfach stehen und weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Denn diese Sache, dass dieser Kerl angeblich nur sein Chef ist, erscheint mir mit einem Mal nicht mehr sonderlich glaubwürdig. Schien sie mir, wenn ich ehrlich bin, sowieso nie, denn der Typ kam mir schon, als er uns bei unserer ersten Begegnung im Laden unterbrochen hat, irgendwie komisch vor.
    Ich tippe also mal auf offene Beziehung. Oder darauf, dass Ten-Ben es mit der Treue eben nicht so eng sieht. Und ich bin nicht sicher, welche Option mir weniger gut gefällt. Ich glaube, ich finde beide beschissen. War wohl ziemlich naiv von mir, zu glauben, dass so ein Kerl einfach Single ist und ich ihn mal eben abgreifen und klarmachen kann. Ich meine, ich hab schließlich Augen im Kopf. Und der Rest der Welt hat das auch.
     
     

Charlton, Rock and Mr. Taylor
     
    Ben
     
     
    »Na, wie findest du's?« Fragend ziehe ich die Brauen hoch und sehe rüber zu Marlene, die ausgestreckt vor dem Sofa liegt. Aber sie ignoriert mich gekonnt. Anscheinend interessiert sie sich weder für meine Klamotten noch für meine Frisur. Ist vermutlich auch besser so. Denn die Haare hab ich mittlerweile aufgegeben. Jetzt sehen sie ziemlich ungemacht und außerdem ziemlich bescheuert aus. Aber vielleicht findet er so was ja sexy. Denn es sieht definitiv immer noch besser aus als neulich an der Alster und da ist er für dieses Date drei Kilometer hinter mir hergerannt.
    Ich betrachte mich im Spiegel. Objektiv betrachtet sehe ich vermutlich trotz der verhunzten Frisur nicht übel aus. Die meisten Männer finden mich sogar ziemlich attraktiv. Die meisten Frauen wohl auch, wobei die mich hübsch nennen und ich dieses Wort hasse. Aber ich mache mir sowieso nichts aus ihnen. Die einzige Frau, die mich in den letzten zehn Jahren nackt gesehen hat, war meine Schwägerin Kerstin, als ich mit nach Dänemark gefahren bin.
    Ich bin kein Schönling, aber ich bin sexy. Mit einem gewinnenden Lächeln. So sehe ich jedenfalls auf den wenigen Fotos, die von mir existieren aus. Ich lasse mich nicht gerne fotografieren. Und ich selbst sehe mich anders, alleine vor dem Spiegel… und manchmal kommt es mir so vor, als sei der Kerl, der mir daraus entgegenblickt, nicht ich.
    Ich sehe nicht allzu oft in den Spiegel. Vielleicht, weil ich darin all die Dinge an mir sehe, die man eigentlich nicht sehen kann. Weil ich zu gut darin bin, so zu tun, als sei ich so wie all die anderen da draußen. Das bin ich nicht, aber ich komme zurecht. Es ist anstrengend, manchmal, aber ich funktioniere. Gebe mir Mühe und meistens gelingt es mir, so zu tun, als wäre ich normal. So, wie man es von mir erwartet.
    Ich sollte aufhören mit diesen Gedanken. Ich treffe mich mit einem tollen Mann, ich sollte so was nicht denken. Also sehe ich in den Spiegel und stelle mir vor, ich wäre ein Foto. Eins, auf dem ich diesen Kerl sehe, der ich bin, wie die anderen ihn sehen. Neunundzwanzig, blondes Haar. Eine echt beschissene Frisur, breites Kinn, braune Augen, eine gerade Nase, schmale Lippen.
    Eigentlich lächelt er ganz charmant, wenn er es schafft, die trüben Gedanken aus seinem Kopf zu verjagen. Meistens schafft er's. Man gewöhnt sich an alles. Nur manchmal überkommt es ihn... dann ist plötzlich alles da... und ganz egal, was er tut, er wird es nicht los...
    Ich schenke mir ein Lächeln. Sehe im Spiegel, wie sich meine Mundwinkel heben und meine Augen leer bleiben. Ja, ich sehe wohl gut aus. Dieses Kriterium zu erfüllen, ist leicht für mich. Ein perfekter Körper, den ich mir antrainiert habe und der meinen nicht ganz so perfekten Rest beschützt. Gott… Es ist so lächerlich, wenn jemand wie ich versucht, einen auf poetisch zu machen. Ich sollte das lassen. In einer Stunde hab ich ein Date.
    Ich schließe den oberen Knopf meines Hemds, dann öffne ich ihn wieder und muss über mich selbst lachen. Bis runter zum Fischmarkt brauche ich höchstens zwanzig Minuten. Ich bin viel zu früh. Und ich bin aufgeregt. Aber ich hatte auch schon lange

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