Zwischen den Zeilen
mit ihm treffe.
»Wo genau bist du denn?«, erkundigt er sich.
»Draußen. Schräg gegenüber, ich kann dir entgegenkommen«, biete ich an.
»Ich komme aber von der Buttstraße«, erklärt er.
»Hm.« Ich weiß nicht, wo hier eine Buttstraße sein soll.
»Das ist die kleine, neben dem Eiscafé. Ist ein bisschen versteckt«, scheint er meine Gedanken zu lesen. »Aber am Eiscafé ist ein riesiges Schild, kannst du nicht übersehen.«
»Hey! Hi!« Er biegt um die Ecke, steckt das Handy ein und winkt mir zu. Offensichtlich hab ich das Eiscafé richtig erkannt. Er sieht noch besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Er ist wirklich hübsch. Bei anderen hab ich mit diesem Wort kein allzu großes Problem. Was natürlich nicht heißen soll, dass er nur hübsch ist. Er ist auch ziemlich sexy. Eigentlich wollte ich heute nicht aufs Ganze gehen, aber Küssen ist definitiv drin, wenn er, nachdem wir uns unterhalten haben, immer noch auf mich steht.
Er trägt graue, enge Jeans und einen gestreiften Pullover. Seine Jacke hält er lässig in der Hand. Und ich mag diesen Ring, den er heute statt der Kugel von neulich da in der Lippe trägt.
»Hi«, sage ich, nicke dämlich und fühle mich wie ein Idiot dabei.
»Hey!«, sagt er noch mal, zögert einen Moment, legt dann seine Hand auf meine Schulter und haucht mir einen Kuss auf die Wange. Seine Lippen sind weich und fühlen sich schön an. Und der Ring ist… interessant. Und ich mag, wie sein Haar riecht.
»Ich hoffe, du hast nicht zu lange gewartet.« Er schlägt die Augen auf und macht ein leicht zerknirschtes Gesicht dabei.
»Nein, ich war auch nicht ganz pünktlich«, gebe ich zu.
»Oh, okay.« Einen Moment lang stehen wir unschlüssig wie zwei schüchterne Teenager vor dem Eingang. Ein Pärchen kommt heraus. Zwei junge Frauen gehen hinein. Durchs Fenster kann man regen Betrieb erahnen. Klar, es ist ein Samstag und noch viel zu früh für einen Club.
»Lass uns mal reingehen«, schlägt er vor. »Ich hoffe, wir bekommen einen Tisch. An der Bar ist es immer ziemlich laut.«
»Bist du oft hier?«, frage ich nach. Klingt ein bisschen so. Aber ein Typ wie er hat bestimmt öfter Dates als ich.
»Geht so«, antwortet er. »Ist aber ziemlich nett und die Karte ist auch okay. Ich hoffe, du magst Cocktails.«
»Mhm.« Wieder nicke ich. Eigentlich stehe ich nicht sonderlich drauf.
»Na dann«, sagt er leise und lächelt. Seine Hand liegt immer noch auf meiner Schulter. Und irgendwie will ich auch nicht, dass er sie da wegnimmt.
***
»Und, was nimmst du?«
Wir konnten tatsächlich einen der kleinen Tische im hinteren Bereich ergattern. Der Laden ist echt gemütlich. An den Wänden hängen eine Menge Filmplakate und Fotos von alten Schauspielern.
»Weiß nicht«, sage ich unentschlossen und blättere ein bisschen in der Karte, in der gefühlt tausend Cocktails stehen.
»Ich finde es total witzig, dass die Cocktails alle eigene Namen haben«, sagt er.
»Hm«, mache ich. Offensichtlich haben wir nicht zwingend denselben Humor.
»Ich glaube, ich nehme einen Charlton Heston .«
»Charlton Heston?«, frage ich verwirrt. Nach meinem aktuellen Kenntnisstand ist das der Typ aus Ben Hur .
»Wobei… vielleicht sollte ich besser was Alkoholfreies nehmen. Ich rede ziemlich viel, wenn ich trinke, und nachdem ich mir mein letztes Date schöntrinken musste, sollte ich davon heute wohl besser Abstand nehmen.«
»Oh…«, sage ich. Eigentlich fände ich es gar nicht schlecht, wenn er viel redet. Denn dann muss ich nicht so viel reden. Ich bin nicht gut in so was. Aber auf der anderen Seite ist es irgendwie tröstlich, dass er nicht die Absicht hat, sich mich schönzutrinken.
»Na ja, es liest sich, als wäre es Caipirinha und falls nicht, ist Charlton Heston wenigstens sexy. Ich meine, er ist ein Vollidiot, der gerne mit Knarren rumballert, aber er hatte in seiner Jugend einen netten Arsch und der Richard Burton ist mit Sahne, das mag ich nicht«, sagt er und lächelt mich an.
Gott, er ist so hübsch, wenn er lächelt. Wie soll ich ihm da denn bitte folgen, keine schmutzigen Gedanken haben und mich auf die Karte konzentrieren?
Vielleicht sollte ich auch einen Charlton Heston ordern. Aber ich stehe nicht so auf Caipirinha. Also sehe ich einfach weiter in die Karte und hoffe, dass sie hier auch einfach ein stinknormales Bier haben.
»Eigentlich sollten wir ja aus Prinzip beide einen Rock Hudson bestellen«, sagt er und klingt amüsiert, bevor ich eine Lösung für
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