Zwischen den Zeilen
gebe ich zerknirscht zu und quäle mich zu einem Lächeln. Keine Ahnung, ob es sonderlich klug ist, jetzt diese ganze Arno-Geschichte hier vor ihm auszubreiten.
Ist nichts, worauf ich sonderlich stolz bin. Und eigentlich auch nichts, das Ben wissen sollte. Vielleicht gehört er zu den Typen, die es auch persönlich nehmen, wenn der Ex eines Dates nicht unbedingt attraktiv ist. Wobei Arno ja nicht mein Ex ist. Ich bin schließlich nur einmal mit ihm ausgegangen und eigentlich ist Ben ja sogar ein kleines bisschen schuld daran. Denn wenn er mir beim ersten Mal im Laden seine Nummer gegeben oder sich gemeldet hätte, dann wäre ich nicht mit Arno, sondern mit ihm ausgegangen. Und Arno würde jetzt nicht denken, dass ich hier mit meinem Ex sitze, an dem ich noch hänge, obwohl er auf ziemlich komische Sachen im Bett steht und mich die ganze Zeit sowieso nur betrogen hat. Eine leichte Panik beschleicht mich. Denn ich erinnere mich vage daran, dass Arno mir in einer seiner gefühlten zehntausend SMS angeboten hat, mal mit meinem Ex zu reden…
Verdammt, wieso kann sich dieser Vollpfosten nicht einfach einen anderen Laden aussuchen? Ist ja nicht so, dass Hamburg ein Dorf ist.
»Hat's funktioniert?«, fragt Ben gerade und grinst.
»Was? Nein!« Hektisch schüttle ich den Kopf und lege die Karte genau in dem Moment zurück auf den Tisch, als Arno zu mir rübersieht. Und dummerweise kann ich seinem Blick entnehmen, dass er mich entdeckt hat.
Eine Sekunde lang hoffe ich, dass er mich mit Verachtung straft, aber er scheint nur sichergehen zu wollen, dass ich auch wirklich ich bin, bevor er lächelnd die Hand hebt und mit seinem Typen in unsere Richtung steuert. Fuck! Das ist gar nicht gut.
»Hi!«, sagt Arno, klopft mir erst auf die Schulter, scheint es sich dann aber anders zu überlegen und beugt sich runter, um mir, mit einem demonstrativen Blick in Bens Richtung, einen Kuss auf die Wange zu hauchen. »Dein Ex?«, sagt er dabei ein wenig zu laut und am liebsten würde ich im Erdboden versinken. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Ben uns irritiert mustert.
»Hi«, sage ich, räuspere mich verlegen und beschließe, die Frage nach meinem Ex geflissentlich zu ignorieren.
»Auch hier?«, fragt Arno das Offensichtliche.
»Wie du siehst«, entgegne ich.
»Du bist Ben, Joshs Ex, nehme ich an?« Gott… kann dieser Vollidiot mal bitte den Mund halten? Wie um alles in der Welt komm ich bloß aus dieser Nummer wieder raus? Und wieso hab ich blödes Arschloch nicht wenigstens einen anderen Namen erfunden?
»Hallo«, sagt Ben und lächelt Arno an. Vergeblich versuche ich, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Und je genauer ich drüber nachdenke, was ich da neulich vor Arno über ihn zum Besten gegeben hab, desto mehr könnt ich mir in den Arsch treten dafür. Wieso hab ich nicht wenigstens die Details zu seinem Job für mich behalten? Dann könnte ich jetzt einfach behaupten, Ben sei nicht der Ben und nicht mein Ex, was er ja auch nicht ist und jetzt vermutlich auch nie sein wird, weil ich dieses ganze Date hier wohl unter Totale Katastrophe abhaken kann und er mich nicht für kreativ, sondern für vollkommen gestört hält.
»So ein Zufall. Ausgerechnet dich hier zu treffen«, sage ich dämlich. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Ich muss Arno loswerden… und zwar schleunigst.
»Ich bin öfter hier«, teilt Arno mir mit. Offensichtlich hat er das gesteigerte Bedürfnis, sich mit mir zu unterhalten. Vermutlich will er mich damit vor meinem Arsch-Ex beschützen. Oder mal mit ihm reden. Ich war wohl ziemlich überzeugend. »Oh, verstehe.« Ich nicke heftig.
»Das ist übrigens Ole«, stellt er seine Begleitung vor. »Wir studieren zusammen.«
»Freut mich«, sage ich ein wenig gequält und hebe die Hand in Oles Richtung.
»Seid ihr schon lange hier?«, fragt Arno nach.
»Nein und wir wollten auch grade gehen«, behaupte ich. Ben sieht mich ein wenig verwundert an, aber ich schätze, er ist intelligent genug, meinen flehenden Blick richtig zu deuten und mir jetzt nicht zu widersprechen.
»Ihr könnt unseren Tisch gleich haben, macht's euch gemütlich«, biete ich großzügig an und am besten ist es wohl, ich räume Ben mal eben aus der Schusslinie. »Gehst du zahlen?«, bitte ich ihn also und krame in meinem Portemonnaie nach einem Zwanzig-Euro-Schein.
»Ich mach das«, sagt er, nimmt einen großen Schluck aus seinem noch vollen Glas, um wenigstens ein bisschen den Eindruck zu erwecken, als wären wir wirklich grade auf dem
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