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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Heitz, der Chefin des Verlagshauses, über den Weg gelaufen. Keine Ahnung, was die auf unserer Etage zu suchen hatte. Ich hab die Sache mit dem Ganzkörpercheck dann spontan verschoben. Sie ist nämlich Juristin. Dass sie mich auf dem Frauenklo erwischt, wollte ich lieber nicht riskieren.
    Ein letztes Mal ziehe ich an der Zigarette, sauge den Rauch in meine Lungen und stoße ihn in die angenehm warme Luft. Sie ist leicht und frisch, der Himmel fast wolkenlos. Ein ungewöhnlich warmer Tag für diese Jahreszeit.
    Nach Feierabend bin ich direkt hierhergefahren. Ich wollte nicht noch länger darauf warten ihn wiederzusehen. Die Zeit heute war sowieso schwer totzuschlagen und wenn ich noch mal nach Hause gegangen wäre, wäre ich wohl völlig überfordert gewesen mit der Frage, was ich anziehen soll. Schließlich will ich, dass unsere Dates in einer Beziehung enden. Und ich bin nicht sicher, wie Ben dazu steht. Ich meine, er ist über Nacht geblieben. Wir haben uns am nächsten Morgen geküsst und es ist gegen später auch noch ein bisschen mehr passiert. Das ist ein guter Anfang. Aber über solche Dinge wie Beziehungen haben wir, auch wenn ich quasi permanent rede, noch nicht wirklich gesprochen. Vielleicht sollte ich heute ihm mal ein bisschen zuhören – wenn er mir erklärt, was das jetzt mit seinem Chef ist zum Beispiel. Gut auszusehen, gut zu riechen und nicht übermäßig zu spät zu kommen, ist dabei vermutlich ganz hilfreich. Und wenn er mir dann gesagt hat, dass da nichts zwischen ihm und Daniel läuft und er total in mich verknallt ist, könnte ich ihm einen blasen… oder er mir. Und mir würden da auch noch ein paar andere Sachen einfallen, die wir anstellen könnten. Ziemlich unanständige Sachen, aber ich bin ja auch ein unanständiges Mädchen und wenn man sich das T-Shirt anschaut, das ich mir vorhin aus der Fashion geliehen hab, ist das ziemlich wörtlich zu nehmen. Ein Wunder, dass auf dem Weg hierher nirgendwo ein Auto neben mir angehalten und mich nach meinem Preis gefragt hat.
    Claude hat's getan. Nachdem ich mit eingezogenem Bauch in diesem hautengen Teil wieder aus der Kleiderkammer kam, in die ich, weil ich nicht in der Fashion-Redaktion bin und die Sachen für die Shootings nur geliehen sind, eigentlich gar nicht darf. Mein Preis war ein wenig charmantes: Fick dich! Allerdings ist das Shirt ziemlich cool. Insgeheim denke ich drüber nach, es, falls es heute mit Ben gut läuft, als Trophäe zu behalten. Auch wenn Claude mich dafür dann wahrscheinlich wirklich umbringen wird.
    Nervös schnippe ich die Kippe in den Rinnstein. Bei unserem letzten Telefonat, das vor etwa einer Stunde war, weil ich ihn ungefähr jede Stunde anrufe, da ich irgendwie Sehnsucht und außerdem echte Stalkerqualitäten hab, hat er gesagt, ich solle durch den Hof gehen und bei Lehmann klingeln. Aber das Tor ist dummerweise verschlossen und eine Klingel kann ich auch nirgendwo entdecken. Eigentlich könnte ich ihn einfach anrufen, aber natürlich ist mein Akku vorhin in der U-Bahn endgültig abgeschmiert. Ich schätze, ich sollte wohl durch den Laden gehen.
    »Hey!«, sage ich ins Klingeln der Glocke über der Tür. Der Geruch von frischen Blumen empfängt mich. Dass Blumenläden so riechen, ist mir, bevor ich den schärfsten Floristen der Welt gedatet hab, gar nicht aufgefallen. Aber irgendwie mag ich's. Mag diesen Geruch, der immer an ihm ist, an seinen Händen und seiner Haut. Und vermutlich werd ich auch in zwanzig Jahren, wenn ich diese Sache mit der Zehn, in die ich mich in einer Kirche verliebt hab, längst hinter mir hab, wieder in meiner Liga spiele und mit einer kahlköpfigen Fünf vor dem Fernseher sitze, immer noch jedes Mal an ihn denken, wenn ich an einem Blumenladen vorbeigehe. Und vielleicht werde ich manchmal einfach so reingehen, um mich daran zu erinnern und ein bisschen von diesem Gefühl zurückzuholen, das ich grade habe.
    »Hey!« Daniel kommt aus der Richtung des Schaufensters. Er hat ein paar Blätter und Grünzeug in der einen und eine Blumenschere in der anderen Hand. Aus der Tür hinter dem Kassentresen schiebt sich der Riesenhund und mustert mich. Ich hoffe, er belässt es bei der sicheren Entfernung.
    »Ist… Ben da?«, frage ich vorsichtig. Denn irgendwie weiß ich ja immer noch nicht, wie die beiden zueinander stehen. Allerdings hab ich, zugegebenermaßen, mehr als einmal drüber nachgedacht. Und die meisten Varianten, die mir dazu eingefallen sind, mochte ich nicht.
    Aber möglicherweise

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