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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Diebstähle und Suff am Steuer, wen interessierte das schon? Nicht Bäckström jedenfalls, und deshalb hatte er sich für ein paar Stunden aufs Ohr gehauen. Immerhin hatte es doch den einen oder anderen Lichtblick gegeben, obwohl das Weihnachtsessen im Pausenzimmer schon bald zur Neige gegangen war. Drei Scheißfinnen waren in ein Schuhgeschäft im Sveavägen eingebrochen und hatten das Schaufenster um fünfzig Paar linke Schuhe erleichtert, es waren richtige Idioten aus Karelien, und als eine Streife mit Blaulicht anrückte, hatte einer sich fast die Kehle aufgeschlitzt, als er durch das eingeschlagene Fenster fliehen wollte. Weshalb nur zwei auf der Wache abgeliefert worden waren, Kleinvieh, dachte Bäckström, als er die beiden in ihre Gitterlöcher einschloss.
    Dann brachte ein Einsatzkommando einen Zigeunerknaben, der oben im Karlsbergvägen Benzin abgepumpt hatte. Es war das Kommando des fiesen Adolf, geliebter Kollege hat viele Namen, und er und seine Jungs waren stocksauer, weil der restliche Stamm entwischt war. Es war ein witziger kleiner Wicht, fand Bäckström. Mit Goofystiefeln, einen halben Meter zu langen Hosen, wo immer er die geklaut haben mochte, und der Mütze des Stammeshäuptlings auf seinem Lockenkopf. Er krümmte sich wie ein Haken und jammerte, er habe Benzin in seinem Bäuchlein und müsse ins Krankenhaus gebracht werden, und deshalb hatte Bäckström auch ihn in einem Gitterloch verstaut. Ganz hinten sicherheitshalber, damit er die anderen Insassen nicht störte.
    Aber dann hatte der Chef wegen des Alters des Zigeunerknaben herumgenervt und behauptet, es sei vielleicht besser, ihn in ein normales Zimmer zu stecken, bis die Weibsbilder von der Jugendfürsorge vorbeischauen könnten.
    »Kein Problem«, sagte Bäckström. »Ich habe mir seine Finger angesehen, und die sind verdammt lang.«
    Aber der Chef, der einer Pfingstgemeinde angehörte, war ein humorloser Arsch, und deshalb blieb er auf diesem Ohr taub, und für einen Moment sah die Lage richtig kritisch aus. Doch dann tauchte der Stammeshäuptling höchstpersönlich auf, mit der halben Sippe, um den Kleinen loszueisen, denn Papa Taikon behauptete, der Sohnemann sei erst dreizehn, und dann folgte der pure Zirkus. Denn sie hatten wohl übersehen, dass der fiese Adolf und seine Mannen noch in der Nähe waren. Weshalb sie plötzlich sechs Volkstänzer im Knast hatten, statt nur einen. Wie im Schlussverkauf, dachte Bäckström.
    Außerdem waren natürlich auch allerlei Weibsbilder aufgetaucht, die ihre wohlverdienten Weihnachtsprügel abbekommen hatten. Eine war gar nicht so schlecht. Im Gesicht sah sie zwar aus wie ein Veilchenbeet, aber sie hatte ziemlich fesche Möpse und war nur halb so alt wie die anderen Suffweibsen, die Senge bezogen hatten. Höchste Zeit, sich mal einzuschalten, entschied Bäckström, führte sie in ein Verhörszimmer und schaltete die rote Lampe ein, um nicht gestört zu werden.
    Zuerst kam das übliche Geflenne, aber Bäckström hatte Papierservietten zur Hand, das war also kein Problem.
    »Ich kann ja verstehen, dass es sehr schwer für Sie ist«, sagte er so mitfühlend, wie er nur konnte. »Fangen Sie doch mit dem Anfang an und lassen Sie sich Zeit. Hier haben Sie übrigens meine Karte, damit Sie wissen, mit wem Sie sprechen.« Und dann kannst du deine kleine Ratte geschmiert kriegen, sowie du wieder aussiehst wie ein Mensch, dachte Bäckström.
    Einige Stunden zuvor war sie auf die geniale Idee verfallen, ihren Verflossenen zu besuchen, um ihm ein Weihnachtsgeschenk zu überreichen. Sie hatte Schluss gemacht, weil er gesoffen und sich mit anderen Frauenzimmern herumgetrieben hatte und ganz allgemein ziemlich bescheuert war, aber ein kleines Weihnachtsgeschenk sollte er eben doch bekommen, und als er es bekommen hatte, hatte er offenbar Ärger gemacht und als Zugabe auch noch eine Nummer verlangt. Wie verdammt blöd kann man eigentlich sein?, dachte Bäckström, denn in der Anzeige, die die Kollegen von der Bereitschaft eingereicht hatten, stand kein Wort von Vergewaltigung.
    »Sie können nicht zufällig seinen Namen und seine Adresse nennen?«, fragte Bäckström, beugte sich vor und streichelte tröstend ihren Arm. Hinaus in die Kälte, dachte er düster, und aus nächster Nähe waren die Möpse auch nicht mehr so toll, wer zum Teufel fuhr schon auf die Ohren eines Dackels ab? Ich wüsste ja gern, ob ich meine Karte zurückverlangen kann, dachte Bäckström.
    Zuerst hatte er mit dem Chef gesprochen und die von

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