Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Danach schlief er ein, und aus irgendeinem Grund träumte er von dem Kind, das sie nie bekommen hatten, und gegen drei Uhr nachts musste er wie immer aufstehen und Wasser lassen.
*
Oredsson und seine Kameraden hatten auf dem Land Weihnachten gefeiert. Eine richtige Mittwinterfeier nach uraltem schwedischem Brauch. Sie hatten eine ganze Feriensiedlung mit einem großen Saal oben in Hälsingland mieten können, und obwohl sie fast zwanzig Personen gewesen waren, hatten sie Platz genug gehabt. Zuerst hatte Berg, ihr Anführer, eine Vollversammlung einberufen, bei der Oredsson mitteilen konnte, was er vom Kollegen Martinsson erfahren hatte.
»Wie ihr sicher wisst«, sagte Berg und schaute mit ernster Miene in die Runde, »ist dieser Verräter bei der Säpo mein eigener Onkel, und wenn das hier irgendwem Probleme macht, dann möchte ich das jetzt ausdiskutieren. Ich kann mich für die Verwandtschaft nur entschuldigen.«
Niemand hatte irgendein Problem. Im Gegenteil, alle brachten ihr Mitgefühl zum Ausdruck und betonten ihre Loyalität.
»Gut«, sagte Berg. »Und was machen wir jetzt? Hat irgendwer einen guten Vorschlag? Durch Oredsson sind wir ja gewarnt und damit gerüstet.« Sie hatten beschlossen, sich bis auf weiteres bedeckt zu halten.
»Wir halten uns bedeckt, wir schließen die Reihen, und wir halten Augen und Ohren offen«, fasste Berg die Lage zusammen, und danach hatten sie ein Schwein gebraten und allerlei Bier getrunken.
In den frühen Morgenstunden hatte Berg Oredsson beiseite genommen und ihm für seinen guten Einsatz gedankt. Danach hatte er von seinem Vater erzählt, der ebenfalls bei der Polizei gewesen und im Dienst verunglückt war, als Berg selbst noch ein Kind gewesen war. Während einer Autojagd hatte er die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, war im Wasser gelandet und ertrunken. Dienstwagen mit schlechten Bremsen, zwei Verbrecher in einer gestohlenen Karre, die fliehen konnten und niemals gefasst wurden, ein im Dienst ums Leben gekommener Polizist. So kann es gehen, dachte Oredsson und war von Bergs Bericht tief ergriffen. Zwei Brüder, einer starb den Heldentod, der andere endete als Verräter.
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Oredssons Kollege Stridh hatte sich über die Feiertage frei genommen. Den Heiligen Abend hatte er bei seiner Schwester verbracht, seiner einzigen lebenden Verwandten und einem durch und durch anständigen Menschen. Sie war ebenfalls allein stehend, arbeitete als Buchhalterin in einer kleineren Werbeagentur und interessierte sich für Bücher und gutes Essen.
Eigentlich schade, dass sie meine Schwester ist, dachte Stridh, als er sich noch einmal von ihrem selbst eingelegten Hering nahm. Denn sonst hätten wir heiraten können.
*
Bo Jarnebring hatte zu zweit Weihnachten gefeiert, Nummer zwei war seine neue Freundin. Neu war übrigens übertrieben, sie waren seit dem Sommer zusammen, und die Sache war immer besser geworden. Zwei Wochen zuvor hatten sie beschlossen, sich zu Silvester zu verloben, aber aus Gründen, die ihm selbst nicht richtig klar wurden, hatte er Johansson nichts davon erzählt, obwohl er schon lange nicht mehr so viele Gelegenheiten zu Geständnissen gehabt hatte.
Warum?, fragte Jarnebring. Weil du ein Feigling bist, dachte er dann.
»Liebling«, sagte Jarnebring und ging in die Küche, wo sie mit roten Wangen am Herd stand. »Ich hab mir da was überlegt.«
»Du hast Hunger«, sagte sie und lächelte. »Das Essen ist gleich fertig.«
»Nein«, sagte Jarnebring und schüttelte den Kopf. »Ich habe an das mit unserer Verlobung gedacht.«
»Du willst doch lieber nicht?«, sagte sie und nahm einen Kochtopf von der Gasflamme.
Sieht sie nicht ein wenig beunruhigt aus?, überlegte Jarnebring und grinste wie ein Wolf.
»Nein«, sagte Jarnebring. »Aber was sagst du dazu, wenn wir es gleich machen?«
»Jetzt?«, sagte sie und kicherte. »Du meinst, jetzt … jetzt?«
»Yes«, sagte Jarnebring, legte ihr den linken Arm um die Taille und zog sie an sich, während er mit der rechten Hand den Herd ausdrehte.
»Was machst du da? Wir wollen doch essen!«
»Jetzt machen wir das hier auf der Stelle«, sagte Jarnebring. »Zuerst ziehen wir uns aus, damit das neue Gold zu seinem Recht kommt, danach tauschen wir Ringe, dann besiegeln wir das, und dann können wir essen. Und danach bekommst du dein Geschenk, aber auch das wird eine Überraschung.«
»Na gut«, sagte sie und zog sich die Bluse über den Kopf.
Und nachher rufe ich Johansson an und
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