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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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die Nase zu binden.«
    »Sicher, sicher«, sagte Wiijnbladh diensteifrig. »Dann schlage ich den Samstagvormittag vor, denn dann habe ich Dienst und bin meistens allein hier auf der Abteilung«, sagte Wiijnbladh freundlich. Wer ihm wohl meinen Namen genannt hat? Das kann noch große Folgen haben, dachte er und sah sich schon als Chef der sagenumwobenen und geheimen technischen Abteilung der Sicherheitspolizei.
    »Fine with me«, sagte Waltin. »Sagen wir, am Samstag um zehn?« Ob er wohl Englisch versteht?, überlegte er.
    »Diskretion Ehrensache«, sagte Wiijnbladh, als der ahnungslose Zuhälter, der er nun einmal war.
    Wiijnbladh hatte ihn in weißem Kittel mit Gürtel empfangen, ihm fehlte eigentlich nur noch ein Stethoskop. Und die Ausbildung natürlich, aber insgesamt war er besser, als Waltin sich das in seinen feuchtesten und geheimsten Träumen hatte vorstellen können. Danach waren sie durch die Abteilung gegangen, und Wiijnbladh hatte vorgeführt und demonstriert und wie eine kleine Mühle geplappert, während Waltin die ganze Zeit verstohlen vor sich hingrinste.
    »Hier haben wir zum Beispiel einen Matisse, der letzte Woche eingelaufen ist«, sagte Wiijnbladh und zeigte auf ein Bild, das jemand auf einen Arbeitstisch gelegt hatte. »Eine Fälschung natürlich«, sagte er und seufzte als der Kunstkenner, der er bestimmt war.
    Was du nicht sagst, dachte Waltin. Ich dachte schon, er hätte das mit den Füßen gemalt.
    »Ich habe selbst zwei Stück«, erklärte Waltin mit der Selbstsicherheit des Mannes von Welt. »Schön zu hören, dass ihr euch auch mit solchen Dingen beschäftigt.«
    Die offizielle Anrede hatten sie natürlich aufgegeben, sowie sie einander die Hände geschüttelt hatten. Das war doch das halbe Vergnügen. Danach hatte Waltin unterwegs so allerlei Stichwörter geliefert, wenn sich gerade eine Gelegenheit ergab.
    »Es ist wirklich entsetzlich, dass jemand einem Kind so etwas antun kann«, sagte Waltin und schüttelte besorgt den Kopf, während Wiijnbladh eine kleine Unterhose hochhielt, auf der irgendein im forensischen Weinberg tätiger Kollege von Wiijnbladh offenbar Spermaflecken hatte sicherstellen können.
    »Himmel, ja«, sagte Wiijnbladh.
    »Du hast ja selbst Kinder«, sagte Waltin, mehr als Feststellung denn als Frage, denn die Antwort kannte er ja schon.
    »Leider«, sagte Wiijnbladh, »haben meine liebe Frau und ich in dieser Hinsicht kein Glück gehabt.«
    Und in anderer Hinsicht auch nicht, wie mir scheint, obwohl ihr ja niemand vorwerfen kann, dass sie sich nicht alle Mühe gibt, dachte Waltin und gab sich alle Mühe, um eine neutrale und angemessen mitfühlende Miene zu zeigen.
    »Ich habe nicht einmal eine Frau an meiner Seite«, sagte Waltin und schüttelte den Kopf. Ich schaff es ja kaum, die aller anderen flachzulegen, dachte er.
    »]a«, sagte Wiijnbladh und schien plötzlich mit seinen Gedanken weit weg zu sein. »Aber auch die Ehe kann so ihre Seiten haben.«
    Was du nicht sagst, dachte Waltin. Das hier ist fast zu schön, um wahr zu sein.
    Als Letztes hatte Waltin ihm die Waffenkammer gezeigt: Hunderte von Waffen aller erdenklichen Fabrikate und Größen. Militärische und zivile Maschinenpistolen, Kugelgewehre und Schrotgewehre, mit vollständigem oder abgesägtem Lauf, Revolver und Pistolen, Schusswaffen, die als Spazierstöcke oder Federhalter getarnt waren, Bolzenpistolen, Zündnadelpistolen und sogar eine Schlachterpistole.
    »Die meisten Beschlagnahmungen machen wir im Zusammenhang mit Einbrüchen jeder Art«, sagte Wiijnbladh. »Aber wir kaufen auch allerlei, um es in unserer Waffenbibliothek vorrätig zu haben«, fügte er erklärend hinzu.
    Ja, denn lesen könnt ihr sicher nicht, dachte Waltin. Was für ein schreckliches Chaos. Waffen an den Wänden in Regalen, in Schubladen und Schränken. In einem alten Schuhkarton Waffen und Waffenteile, die offenbar jemand zu sortieren begonnen hatte, ohne mit dieser Arbeit fertig zu werden. Waffen und Waffenteile auf Tischen und Bänken, und sogar ein auseinander genommenes und abgesägtes Schrotgewehr, das jemand auf einen Stuhl gelegt hatte, um dann zu verschwinden, unklar, zu welchem Einsatz.
    »Das ist ja wirklich nicht wenig«, sagte Waltin und nickte, während im Hintergrund das Telefon klingelte.
    »Wir haben hier auf der Abteilung an die tausend Waffen. Entschuldige mich einen Moment«, sagte Wiijnbladh.
    »Sicher«, sagte Waltin, und kaum hatte er gehört, wie der andere im Vorraum den Hörer abnahm, und ohne zu

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