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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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sagte er nicht. »Du geiler Arsch«, sagte er stattdessen und starrte Bäckström wütend an.
    Gut, dass man nicht von gestern ist, dachte Bäckström eine halbe Stunde später, als er in sein Büro zurückgekehrt war. Es war genau so, wie er es sich gedacht hatte. Diese verdammte Nutte hatte ihm den Dolch in den Rücken gestoßen, aber das würde sie noch bereuen, dachte Bäckström, so konnte sie mit einem alten Profi nicht umspringen, da mochte sie sich noch so große Mühe geben. Sie hatte das Band ihres Anrufbeantworters offenbar ihrem Anwalt überlassen, und der war damit bei Lindberg angetanzt, worauf der Vollsuff von Chef vorgeschlagen hatte, sich alles anzuhören, obwohl er und Lindberg schon überein gekommen waren, dass die Schwulen aus der Gewalt-gegen-Frauen- Gruppe das Ganze übernehmen sollten.
    Aber da hast du dich angeschissen, dachte Bäckström, denn dann war ihm eine geniale Idee gekommen.
    Zuerst hatten sie das Band gehört, und es klang vielleicht ein wenig unklar, wie es so ist, wenn man sich Sorgen macht und es schon spät ist. Aber Bäckström hatte die Ruhe bewahrt.
    »Wo ist denn das Problem?«, fragte er. »Sie wollte sich unbedingt zu Hause mit mir treffen, weil sie es nicht über sich brachte, auf die Wache zu kommen. Und als sie nicht aufgemacht hat, hab ich mir natürlich Sorgen gemacht.«
    »Und da hast du sie angerufen«, sagte Vollsuff gelassen.
    »Ja«, sagte Bäckström. »Etwas anderes zu unternehmen, wäre ja noch zu früh gewesen, obwohl ich zwischendurch schon die schlimmsten Befürchtungen hatte.«
    »Um halb zwei Uhr nachts«, sagte Vollsuff.
    »Das muss ein Irrtum sein«, sagte Bäckström. »Es war viel früher.« So ein Apparat hat doch sicher keine Uhr, dachte er.
    »Du bist so sternhagelvoll, dass man kaum ein Wort verstehen kann«, fiel Vollsuff ihm ins Wort.
    »Voll«, rief Bäckström beleidigt. »Ich war stocknüchtern und putzte mir gerade die Zähne. Ich wollte doch schlafen gehen, es war kurz nach zehn. Ich putzte mir gerade die Zähne, und deshalb klang es wohl so undeutlich.«
    »Ja ja«, sagte Lindberg und hob die Hände wie ein so ein verdammter Pfingstpastor. »Dann wäre die Sache also geklärt.«
    Über Bäckström kann man sagen, was man will, dachte sein unmittelbarer Vorgesetzter, Kommissar Fylking, aber er ist ein schlauer Teufel. Faul und unfähig. Aber schlau! Geil war er auch, der kleine fette Arsch, und es war rätselhaft, wie er überhaupt einen hochkriegte, so viel, wie er offenbar soff. Ich brauch auch einen Schluck, verdammt, dachte er und schielte zu dem Ordner in seinem Regal hinüber, indem er seine Büroflasche versteckte. Er sah auf die Uhr. Nicht vor zwölf, dachte er düster, und außerdem hatte er vergessen, Pfefferminzbonbons zu kaufen. Wie ist er nur auf die Idee mit dem Zähneputzen gekommen?, fragte er sich.
     
    *
     
    Wieso wird Fylking eigentlich Vollsuff genannt?, überlegte Bäckström. Weil es so einfach zu merken ist? Wie bringt man so einen um? Ich könnte ihn zum Essen einladen, zu mir, anstandshalber ein bisschen Hering und Frikadellen und ansonsten jede Menge Schnaps auftischen. Jede Menge Schnaps und eine Lache Starkbier. Und die muss er sich reingießen, bis er nicht mehr kann, und beim letzten Schluck helf ich ihm dann. Zu unsicher, entschied Bäckström, und es klingt überdies auch noch schrecklich teuer. Außerdem war Freitag und höchste Zeit, sich den üblichen Dienstgeschäften außer Haus zuzuwenden.
     
    *
     
    Vindeln kommt aus Norrland, dachte Johansson, alter Hundebesitzer und Temperenzler. Also steht er früh auf. Johansson schaute auf die Uhr und beschloss mit Vindeln zu reden, ehe er ins Büro fuhr. Warum eigentlich?, fragte er sich plötzlich missmutig, als er auf der Straße stand und auf das Taxi wartete.
    Seine Analyse war aber immerhin richtig gewesen, das erkannte Johansson, als er vor einer Tasse Kaffee in Vindelns guter Stube saß. Dunkle altmodische Möbel, ein großer echter Teppich auf dem Boden, Wanduhr über dem Sofa, und alles wie geleckt. Johansson hatte bereits das große gerahmte Porträt auf dem Büfett neben dem Fenster registriert. Silberrahmen mit Verzierungen.
    »Das ist Kalle«, sagte Vindeln und seufzte. »Bei seinem Tod war er dreizehn.«
    »Ich finde Elchhunde auch toll«, sagte Johansson, was aber nicht ganz stimmte, da sein Vater und seine Brüder sich immer an Dreyhunde gehalten hatten und ihm diese Wahl immer recht gewesen war.
    »Sie sind also Jäger«, stellte Vindeln

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