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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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konnte sie sich nicht mehr erinnern, aber Ende jeden Monats sammelte sie alle fälligen Rechnungen ein und ging damit zur Post, also musste es um diese Zeit passiert sein. Außerdem kam dann die Witwenrente auf ihr Konto, deshalb brauchte sie sich nicht die Mühe zu machen, Geld von ihrem Bankkonto zu überweisen.
    Kann ich mir denken, dachte Johansson und schaute sich in der geschmackvoll möblierten Wohnung um. Frau Carlander nagte wirklich nicht am Hungertuch.
    »Eigentlich könnte ich ja einfach die Postschecks ausschreiben und die Überweisungen in den Briefkasten werfen«, sagte sie jetzt, »aber da ändert sich ja dauernd alles, und da fühle ich mich wohler, wenn ich zur Post gehen und jemanden fragen kann, wenn ich irgendetwas nicht verstehe. Außerdem sind die Angestellten so nett, vor allem die Filialleiterin. Die ist wirklich reizend.«
    Johansson nickte.
    »Und wo liegt dieses Postamt?«
    »Ach«, sagte Frau Carlander. »Das ist unser eigenes, ja, so nennen wir das, wir Älteren hier aus der Gegend. Es ist dieses kleine Postamt im Körsbärsvägen. Ganz an der Ecke, vor dem Studentenwohnheim, nur auf der anderen Straßenseite«, erklärte sie. »Außerdem ist es ein angenehmer Spaziergang.«
    Johansson nickte. Er hatte die vage Erinnerung, dass er dort schon mal vorbeigegangen oder -gefahren war.
    »Es soll natürlich geschlossen werden«, sagte Frau Carlander. Es war ihr eine gewisse Verärgerung über den unersättlich nagenden Zahn der neuen Zeit anzumerken.
    »Ach«, sagte Johansson.
    »Ja«, sagte Frau Carlander. »Und deshalb haben wir Älteren eine Unterschriftenaktion gestartet. Die Politiker können uns doch nicht jeden Stadtteilservice wegnehmen.«
    Sicher können die, dachte Johansson, aber das sagte er nicht.
    »Es muss morgens gewesen sein«, erzählte Frau Carlander weiter. »Als ich da war, meine ich. Morgens ist da nie viel los, und man will ja nicht gern Schlange stehen.«
    »Das ist klar«, sagte Johansson. »Wer will das schon?«
    »Und deshalb kann ich mich so gut daran erinnern«, erklärte Frau Carlander. »Er ist mir schrecklich auf die Nerven gegangen.«
    An diesem Morgen vor ungefähr einem Monat, an dem Frau Carlander das Postamt im Körsbärsvägen besucht hatte, war es dort fast leer gewesen. Nur ein einziger Mann hatte sich auf Englisch mit der Dame hinter dem einzigen geöffneten Schalter unterhalten.
    »Dass er aus den USA kam, habe ich sofort gehört«, sagte Frau Carlander. »Mein Mann und ich haben doch fast zehn Jahre dort gelebt. Sein Büro lag damals in Manhattan, und wir wohnten ungefähr eine Stunde weiter nach Norden, am Hudson, außerhalb eines entzückenden kleinen Ortes namens Montrose. Gerhard fuhr morgens in die Stadt und kam abends zurück, und ich habe mich um die Kinder gekümmert. Jetzt sind sie groß und haben ihre eigenen Kinder.«
    Johansson nickte. Das hatte er schon den gerahmten Familienbildern auf dem kleinen Schreibtisch entnommen.
    »Wo war ich?« Frau Carlander lächelte zerstreut, aber dann fand sie den Faden wieder, und ihre grauen Augen leuchteten auf. »Es war so lustig, plötzlich habe ich seinen, ja … Akzent, könnte man sagen, erkannt, diesen leicht saloppen und zugleich schleppenden Tonfall der Upstaters, also der etwas feineren Leute. New England, auch wenn man korrekterweise sagen muss, dass das noch nicht richtig New England ist.«
    »Und Sie haben sich über ihn geärgert«, erinnerte Johansson sie.
    »Er wollte irgendeinen Brief abschicken, und das Englisch der Postbeamtin hätte besser sein können, ich habe mich auch über sie geärgert, und ich wollte schon Hilfe beim Übersetzen anbieten, aber ich wollte mich doch nicht einmischen.«
    Nein, dachte Johansson. Dazu sind Sie nicht der Typ. Er nickte aufmunternd.
    »Aber am Ende war ich dann wirklich ärgerlich, denn er hörte und hörte nicht auf, und ich kann nicht mehr so lange stehen. Aber als ich dann doch etwas sagen wollte, kam die Filialleiterin und griff ein. Entzückende junge Frau, die sollten Sie mal kennen lernen, aber die haben ihr einen komischen Titel verpasst. Frau Postmeister. Was spricht denn gegen Postmeisterin? Man sagt doch zum Beispiel auch Reiterin. Das ist nicht logisch.«
    Wenn sie mit einem verheiratet ist, ist es doch sicher in Ordnung, dachte Johansson, und das mit den Pferden entzieht sich meiner Kenntnis, aber das alles behielt er lieber für sich.
    »Können Sie sich daran erinnern, was es mit diesem Brief für ein Problem gab?«, fragte

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