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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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fest.
    »Aber sicher«, sagte Johansson, und sein norrländischer Akzent trat deutlich hervor.
    »Zu Hause auf dem Hof«, sagte Vindeln, und das war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Ja«, sagte Johansson. »Meine Eltern leben beide noch, allerdings ist mein Vater jetzt nicht mehr so gut drauf.«
    »Sie haben es zu was gebracht«, sagte Vindeln und schielte auf Johanssons Visitenkarte, die vor ihm auf den Tisch lag. »Kriminaldirektor, das ist kein Katzenschiss.«
    »Ja«, sagte Johansson. »Ich habe es zu was gebracht.«
    »Mit mir wäre es eine Zeit lang fast schief gegangen«, sagte Vindeln.
    »Hat Ihre Gesundheit Sie im Stich gelassen?«, fragte Johansson, obwohl er ja Bescheid wusste. Vindeln schüttelte den Kopf.
    »Der Schnaps«, sagte er. »Das größte Verderben, das der da unten uns Armen hier oben geschickt hat. Aber ich habe mich aus diesen Klauen befreit, und zwar in letzter Minute, das können Ihnen auch noch andere bestätigen.«
    Unter anderem ich, dachte Johansson und nickte, sagte aber nichts. Vindeln nahm ein Plätzchen aus der Schüssel und lächelte Johansson plötzlich an.
    »Ich find’s schön, wenn wir Norrländer Erfolg haben«, sagte er. »Wir schaffen doch wirklich allerlei, aber wie viele Norrländer sitzen in der Regierung? Stockholmer und Südschweden und Leute aus Schonen, von denen gehen dreizehn aufs Dutzend, aber Norrländer?« Vindeln seufzte und schüttelte den Kopf. »Aber wenn es hart auf hart kommt, dann sind wir gut genug.«
    Wie wahr, wie wahr, dachte Johansson, und: Was mache ich eigentlich hier?
    Johansson hatte ihm die Bilder gezeigt. Die Bilder von Krassner und den neun anderen, die er von Jarnebring erhalten hatte. Vindeln hatte nur den Kopf geschüttelt.
    »Der war doch überhaupt nicht wieder zu erkennen«, sagte Vindeln, »ich wohne hier, seit ich nach Stockholm gekommen bin, aber ich kann mich an keinen von denen erinnern.« Er nickte zu Johanssons Fotos hinüber und schüttelte den Kopf. »Welcher war es denn?«, fragte er dann.
    »Der«, sagte Johansson und zeigte auf das Bild von Krassner.
    »Den hab ich nie im Leben gesehen«, sagte Vindeln. »Hatte er was angestellt oder …?«, fragte er. »Mehr, als Kalle umgebracht, meine ich.«
    »Nicht, dass wir wüssten«, sagte Johansson.
    »Ich habe gehört, dass er Amerikaner war«, sagte Vindeln. »Das haben Ihre Kollegen gesagt, die am Wochenende hier waren. So ein großer, grober, ein richtiger Baum von Mann, und dann hatte er so einen kleinen Lebhaften bei sich, der aussah wie ein Direktor. Aber sympathisch waren sie beide, ich kann mich wirklich nicht über sie beklagen.«
    Das wäre ja auch noch schöner, dachte Johansson.
    »Eins hab ich mir überlegt«, sagte Vindeln, als sie in der Diele standen und Johansson gerade gehen wollte.
    »Ja«, sagte Johansson.. »Ich habe meiner Nachbarin, Frau Carlander, eine nette Frau, Witwe, aber sie ist ja auch schon fast achtzig, wissen Sie …«
    »Ja«, sagte Johansson.
    »Also, der habe ich erzählt, dass er Amerikaner war.«
    »Ja«, sagte Johansson.
    »Ja, sie hatte die doch gesehen, als die da auf der Stelle standen, wo er verunglückt ist. Ihre Kollegen, meine ich.«
    »Ja«, sagte Johansson und ging ins Treppenhaus hinaus. Höchste Zeit, dass ich ins Büro zurückkomme, dachte er.
    »Sie hatte das mit Kalle gehört, und deshalb sind wir ins Gespräch gekommen, und dann habe ich ihr erzählt, dass die Leute gesagt haben, er sei Amerikaner.«
    Du hast doch wohl nicht wieder zu trinken angefangen, dachte Johansson, und kaum hatte er das gedacht, da schämte er sich auch schon.
    »Das macht doch nichts«, sagte er. »Es ist kein Geheimnis, und ich danke Ihnen sehr für den Kaffee.«
    »Keine Ursache«, sagte Vindeln und nickte hinter Johansson her, der die Treppe hinunterlief.
    »Sie hatte auf der Post nämlich mit irgendeinem Amerikaner geredet«, erklärte Vindeln an Johanssons Rücken gerichtet.
    »Verzeihung«, sagte Johansson und machte kehrt.
     
    *
     
    »Der war es«, sagte Frau Carlander und zeigte auf Krassners Foto. »Ich konnte sofort hören, dass er aus den USA kam, aber außerdem sprach er mit so einem etwas feineren Upstate-New-York-Akzent. Mein Mann war als Verkaufsleiter für SKF in den USA, und wir haben ziemlich viele Jahre dort gelebt«, erklärte Frau Carlander.
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte Lars Martin Johansson.
    »Erzählen Sie«, sagte er.
    »Es muss so ungefähr einen Monat her sein«, sagte Frau Carlander. An das genaue Datum

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