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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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hatte er auch gleich einen Toast auf Seine Majestät den König ausgebracht, aber da war seine Gattin gekommen und hatte ihn wieder ins Zimmer geschleppt, um mit den Okkupationsverhandlungen fortzufahren und die letzten Friedensbedingungen festzulegen, und danach war es immer so weitergegangen. Wie im Traum, dachte der Staatssekretär. Und das bis heute, dachte er traurig. Denn jetzt war dieser grauenhafte Berg ihm und seiner Frau offenbar auf die Schliche gekommen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte der Staatssekretär und blickte seine Frau besorgt an. Was ist sie schön, dachte er. Aber alles, was einen Anfang hat, muss auch ein Ende nehmen, dachte er.
    »Ach was«, sagte die Gattin. »Das ist ja wohl nicht die Welt. Es gibt jede Menge Uniformen, die man mieten kann.«
    Hab ich’s mir doch gedacht, dachte der Staatssekretär. »Denkst du an etwas Besonderes?«, fragte er vorsichtig.
    »Ich überlege, ob ich nicht Krankenschwester werden soll«, sagte seine Frau, und ihre schönen, braunen Augen funkelten dabei schelmisch. »Wie wär’s, mein Liebster? Fühlst du dich in letzter Zeit nicht ein wenig kränklich?«
    Bei der nächsten wöchentlichen Besprechung hatte der Staatssekretär dann einen eigenen Punkt auf die Tagesordnung gesetzt, und weil Berg das zum ersten Mal erlebte, trug es durchaus nicht zur Steigerung seiner Gemütsruhe bei. Der, gelinde gesagt, kryptisch formulierte Punkt hatte ihm auch nicht viel gesagt. Berg saß wie auf Nadeln, bis es so weit war, und der einzige Trost in diesem Elend war, dass der Sonderbeauftragte des Ministerpräsidenten auch diesmal wieder abgesagt hatte.
    »Ja«, räusperte sich der Staatssekretär. »Wie ich schon zu meinem verehrten Chef gesagt habe«, er nickte dem Justizminister zu, und der nickte zurück, während Berg sich einfach nur ausgeschlossen fühlte, »so habe ich heute meine Stellung als Jurist beim Generalstab gekündigt. Mit unmittelbarer Wirkung übrigens, mein Nachfolger wird schon Ende dieser Woche ernannt werden.«
    »Wie schade«, sagte Berg. Was soll jetzt das?, fragte er sich.
    »Na ja«, sagte der Staatssekretär mit unerwartet kühler Stimme. »Ich habe meinen Entschluss im Hinblick auf deine derzeitige Untersuchung über antidemokratische Elemente in Militär und Polizei getroffen, da ich das Risiko sehe, dass ich in einen Interessenkonflikt geraten könnte, und dieses Problem möchte ich nun auf diese Weise lösen«, sagte er abschließend.
    »Das ist vielleicht eine weise Entscheidung«, sagte Berg neutral.
    »Sicher«, sagte der Staatssekretär und sah ihn an. »Auch wenn wir noch keine konkreten Ergebnisse vorliegen haben, so möchte ich doch lieber überraschen, als überrascht zu werden.«
    »Genau das wollte ich eben sagen«, sagte der Minister mit falscher Herzlichkeit in der Stimme. »Wir haben uns hier im Haus ja alle so unsere Gedanken gemacht. Auch der Ministerpräsident ist übrigens vor Kurzem erst nach einer Kabinettssitzung darauf zu sprechen gekommen. Was macht jetzt also die Untersuchung, Berg? Die läuft doch schon seit einer ganzen Weile.«
    Was soll jetzt das?, fragte sich Berg.
    »Was macht denn diese verdammte Untersuchung unserer Kollegen?«, fragte Berg, als er zwei Stunden später mit Waltin zusammensaß.
    »Läuft ziemlich gut«, sagte Waltin und zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Oder ziemlich schlecht, wie man will. Das kommt auf den Standpunkt an.«
    »Haben wir was auf Lager?«, fragte Berg. »Die Wolfsmeute unten in Rosenbad heult schon.«
    »Jede Menge«, sagte Waltin.
    »Gut«, sagte Berg.

 
III
     
Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
     
    Quantico, Virginia, im Dezember
Sonntag, 1. Dezember
    Johansson war am Samstagabend schon um zehn Uhr eingeschlafen, aber seine innere Uhr hatte vier Uhr am Sonntagmorgen angezeigt. Als er aufwachte, war es noch immer vier Uhr am Sonntagmorgen, denn Johansson befand sich in der FBI-Akademie in Quantico, Virginia, während sein Kopf sich offenbar noch in der Wollmar Yxkullsgatan in Stockholm aufhielt, wo jetzt Sonntagvormittag war. Und Johansson fühlte sich frisch wie ein Fisch im Wasser.
    Vor dem Fenster war es stockfinster. Aber es soll doch ein schöner Tag werden, dachte Johansson. Der lokale Wetterbericht, der am Schwarzen Brett unten in der Rezeption aushing, verhieß trockenes Wetter, zwei Grad über Null und Sonne, denn hier wurde offenbar nichts, was sich voraussagen ließ, dem Zufall überlassen. Ob ich dem Rat des großen Bruders

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