Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
sein.«
Halt du dich da raus, dachte Berg. Mach’s doch besser.
»Ich deute deinen Einwurf so, dass du dir die Sache überlegt hast und konkrete Vorschläge machen willst?«
»Was heißt schon Vorschläge. Egal, ob es sich jetzt um fünf oder um fünfzig Prozent handelt, müssen wir sie auf irgendeine Weise loswerden. Und zwar ganz und gar und in den schlimmsten Fällen so rasch wie möglich. Wir reden hier von der schwedischen Polizei, nicht von der SS oder SA oder Gestapo. Nicht mal von der Heimlichen Schwedischen Staatspolizei oder Hestapo, wie sie sich damals aus unerfindlichen Gründen genannt haben.«
Wie naiv kann man eigentlich sein?, dachte Berg. Das würde die Gewerkschaft niemals zulassen, und das zumindest sollte einer wie du doch kapiert haben.
»Da sehe ich leider gewisse Probleme, was die Gesetze, den Datenschutz und die gewerkschaftlichen Interessen angeht. Um hier nur einige wichtige Faktoren zu nennen.«
Das hatte die Sache nicht besser gemacht. Sie hatten ihre Zeit um fast zwei Stunden überzogen. Und er konnte auch nicht um Entschuldigung bitten und einfach gehen. Vor allem nicht, wenn sie vielleicht gerade darauf hofften.
»Ich dachte an deinen hervorragenden Bericht, laut dem Sicherheitspolizei und Militär die großen Bedrohungen der Demokratie darstellen«, sagte der Sonderbeauftragte. »Und nicht die, die in Uniform rumlaufen und in deiner Untersuchung hier auftauchen, nicht die Verkehrspolizei bringt mich um den Schlaf.«
»Mich auch nicht mehr«, warf der Minister glücklich dazwischen, es war seine erste Bemerkung seit einer halben Stunde. »Seit ich nicht mehr Auto fahre«, fügte er hinzu und kicherte.
»Nein«, sagte Berg höflich. »Ja?«, fügte er dann fragend hinzu und schaute seinen eigenen Quälgeist an. Worauf willst du hi- ^ naus?, dachte er.
»Würdest du deine eigenen Mitarbeiter als mehr oder als weniger zuverlässig bezeichnen als die Figuren, die du uns hier beschrieben hast?«
»Sie fallen natürlich in eine ganz andere Kategorie von Kollegen«, sagte Berg nachdrücklich. »Verhalten, Ansichten oder Gedanken der hier beschriebenen Art würden bei uns niemals geduldet werden.« Endlich wieder festen Boden unter den Füßen, dachte er.
»Sicherheitspolizisten sind intelligenter als normale Polizisten«, erklärte der Sonderbeauftragte. »Beherrschter, raffinierter, eben nach außen hin ganz normal. Und vor allem sind sie verschwiegener?«
»Genau«, sagte Berg, obwohl er jetzt begriffen hatte, wohin die Reise ging. Glücklicherweise sind sie verschwiegener als fast alle anderen, dachte er.
»Wer beim Bewerbungsgespräch den Hitlergruß vorführt, wird jedenfalls bei der Sicherheitspolizei nicht angestellt«, erklärte der Sonderbeauftragte. »Sicher nicht gerade eine einfache Gruppe als Untersuchungsobjekt.«
»Wie meinst du das?«, fragte Berg, obwohl er es wusste.
»Begabt, verschwiegen, diskret, von ganz normalem Verhalten. Aber was denken sie eigentlich? Sie sind doch alle bei der Polizei, haben den gleichen Hintergrund, die gleiche Ausbildung, die gleichen Erfahrungen gemacht. Viele sind sogar durch Geburt und alte Gewohnheit Polizisten.«
»Ich habe volles Vertrauen zu allen, die bei uns arbeiten«, sagte Berg mit noch mehr Nachdruck.
»Ja, und das unterscheidet uns wohl voneinander«, sagte der Sonderbeauftragte. »Versteh das jetzt nicht falsch«, fügte er rasch hinzu. »Ich meine nur, dass solche offenkundigen Trottel, solche, die deutlich zeigen, was sie denken und meinen und vorhaben, auf mich fast schon beruhigend wirken. Wer mir Sorgen macht, sind die anderen.«
^ Mir auch, dachte Berg, aber das war das Letzte, was er zugegeben hätte.
Jetzt muss doch mal bald Schluss sein, dachte Berg und schaute verstohlen auf die Armbanduhr. Sonst muss ich mir etwas einfallen lassen.
»Etwas ganz anderes«, sagte der Sonderbeauftragte und beobachtete Berg durch seine halb geschlossenen Augenlider.
Begnüg dich mit einem Nicken, dachte Berg und nickte.
»Ganz konkret, und wenn wir versuchen, uns in der Gedankenwelt dieser Personen zu bewegen, ganz abgesehen vom materiellen Inhalt und dem qualitativen Gehalt. Ich rede von den so genannten Kollegen, mit denen deine Untersuchung sich befasst hat.«
»Ja?«, sagte Berg fragend. Lernst du es denn nie?, dachte er gereizt.
»Was missfällt denen denn am meisten?«, sagte er. »Personen, Unternehmungen, gesellschaftliche Phänomene, Probleme? Was ist ihr gemeinsamer Nenner?«
Darauf wollten wir also hinaus,
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