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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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war gerade im Einsatz, und da wollte ich ihn nicht stören. Unser Anrufer behauptet jedenfalls, dass Krassner auffällig interessiert an unserer Zusammenarbeit mit anderen westlichen Sicherheitsdiensten gewirkt hat. Unter anderem hat er angeblich die Deutschen erwähnt und will wissen, wie wir über die mit den Amerikanern kommunizieren.«
    »Was er damit wohl sagen wollte?«, fragte Waltin und zuckte seine maßgeschneiderten Schultern. »Was für Deutsche?« Er lächelte maskulin.
    »Genau«, sagte Eriksson und lächelte ebenfalls.
    Er ist eigentlich nicht unattraktiv, dachte sie.
    »Und dann der zweite Tipp«, sagte sie dann. »Der ist vor zwei Stunden eingelaufen. Er kommt von einem anderen Außenkontakt und besagt, wir sollten uns sofort nach einem amerikanischen Journalisten namens John P. Krassner erkundigen.«
    »Hopsa«, sagte Waltin. »Und wer ist das nun?«
    »Deshalb brauche ich doch deine Hilfe«, sagte sie. »Dieser Außenmann hat eine gesicherte Identität, die außerhalb meiner Kompetenzen liegt. Deshalb kann ich ihn nicht erreichen. Aber meinen Instruktionen zufolge soll ich dafür sorgen, dass du oder mein Chef sofort informiert werden.«
    Kriminalassistentin Eriksson nickte energisch. Und du scheinst ja nichts dagegen zu haben, dachte sie.
    »Du kannst notieren, dass ich unterrichtet bin«, sagte Waltin tatkräftig und schaute auf die Uhr. »Mach für mich einen Ausdruck, den ich mitnehmen kann. Ich melde mich wieder. Und leg ein Ermittlungsdossier über diesen Krassner an. Du kannst ihn eine Stufe hochklassieren, bis wir wissen, worum es sich handelt.«
    Das läuft ja wie geschmiert, dachte Waltin eine Weile später. Berg hatte keine Einwände gehabt, er schien mit den Gedanken woanders zu sein, und nachdem er die Identität des Gewährsmannes erfahren hatte, war Waltins Neugier wirklich geweckt gewesen. Er war ihm zweimal begegnet, beide Male an einem sicheren Ort, und er hatte nicht übersehen können, welchen Respekt Berg ihm entgegenbrachte. Dem wenigen, was Berg ihm erzählt hatte, hatte er entnehmen können, dass es sich bei diesem Mann um keinen gewöhnlichen emeritierten Mathematikprofessor aus Stockholm handelte. Außerdem schien sich die eher intrikate und private Frage nach dem künftigen Umgang mit dieser Jeanette Eriksson ganz natürlich zu lösen. Über Berg kann man sagen, was man will, dachte Waltin, aber für Frauen scheint er sich einfach nicht zu interessieren, aber das ist ja für Leute wie mich nur von Vorteil.
    Als Waltin den emeritierten Mathematikprofessor anrief, stieß er auf ein unerwartetes Problem.
    »Ja, ich höre schon, was Sie sagen, Herr Polizeidirektor«, sagte der Professor mit knarrender Greisenstimme, »aber auch wenn das halsstarrig wirken mag, so möchte ich doch lieber direkt mit dem Bürochef sprechen.«
    »Der ist aber dummerweise gerade verreist«, log Waltin gekonnt. »Ich habe mit ihm telefoniert, und da der Herr Professor sich an uns gewandt hat, hat der Büroleiter mich gebeten, mich so schnell wie möglich beim Herrn Professor zu melden.« Außerdem bin ich Leitender Polizeidirektor, dachte Waltin, aber das sagte er nicht.
    »Ich höre, was Sie sagen, Herr Polizeidirektor«, knurrte der Professor.
    »Ja, Büroleiter Berg geht davon aus, dass es sich um wichtige Dinge handeln muss, da Sie sich gemeldet haben, Herr Professor«, sagte Waltin sanft.
    »Wenn er davon ausgeht, dann begreife ich wirklich nicht, warum er sich nicht herbemühen mag.«
    »Wie schon gesagt, ist er leider verreist.«
    »Wo ist er?«, fragte der Professor.
    »Verzeihung?«, sagte Waltin. Was redet der nur?, dachte er.
    »Ich habe gefragt, wo er ist. Berg, meine ich. Ist das denn so schwer zu begreifen? Wo steckt Büroleiter Berg?«
    Senil offenbar noch dazu, dachte Waltin.
    »Ja«, sagte er mit gespielter Herzlichkeit. »Ein Mann mit Ihren Erfahrungen, Herr Professor, versteht sicher, warum ich darauf nicht weiter eingehen kann. Schon gar nicht am Telefon«, fügte Waltin hinzu. »Ich schlage also vor, dass ich Sie aufsuche, damit wir in Ruhe über alles reden können. Hallo?«
    Der miese Opa hat einfach aufgelegt, dachte Waltin erstaunt. Er hat einfach mitten im Satz aufgelegt.
    Als er endlich Berg in dessen Büro erreichte, war fast der halbe Nachmittag vorbei. Dieser wirkte außerdem auf eine Weise belustigt, die Waltin gar nicht behagte.
    »Ja, ja«, sagte Berg und lachte. »Johan kann schon eigen sein. Als er während des Krieges für die Nachrichtenabteilung der Verteidigung

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