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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Lippen und dieselbe zurückgelehnte Haltung, obwohl er doch gerade beim Essen saß. Dieses Verhalten beunruhigte Berg zutiefst. Rein objektiv hatte er sich Berg gegenüber nämlich überaus reizend aufgeführt. Ein zuvor- kommender und unterhaltsamer Gastgeber bei einem ganz normalen Mittagessen eben. Außerdem an einem Ort, den nur wenige besuchen durften. Einem der allerkleinsten Speisesäle der Regierung in Rosenbad.
    Sein Verhalten und seine Ortswahl beunruhigten Berg mehr, als wenn er versucht hätte, Berg zu packen und ihm eins auf die Nase zu geben. Und das ist sicher auch der Sinn dieses Narrenspiels, dachte Berg. Ruhe, dachte er. Nur Ruhe, Ruhe, Ruhe.
    »Nett, dich hier zum Essen zu haben, Berg«, sagte der Sonderbeauftragte und hob sein Wasserglas.
    »Nett, herkommen zu dürfen«, erwiderte Berg neutral und hob im Gegenzug sein Lightbier-Glas.
    »Ich fand unsere letzte Besprechung wirklich sehr positiv. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass wir uns jetzt den Sachfragen nähern, um die du und ich uns kümmern sollten.«
    Soll das Ironie sein, du Arsch?, dachte Berg und begnügte sich mit einem Nicken.
    »Das soll keine Ironie sein, versteh mich also bitte nicht falsch«, sagte der Sonderbeauftragte des Ministerpräsidenten und hob in einer leicht abwehrenden Geste die linke Hand. »Ich meine, dass du und ich, jeder auf seine Weise, in unterschiedlichen Zusammenhängen gefangen sind.«
    Worauf willst du denn jetzt hinaus?, überlegte Berg.
    »Vor ziemlich vielen Jahren war ich beim Militär, an so einem Ort, den man nicht erwähnen darf, aber das weißt du natürlich schon, und damals habe ich ein Essay über den Spiegelkrieg geschrieben.«
    »Das klingt interessant, ich höre«, sagte Berg.
    »Natürlich ging ich damals von dem besonderen Dienst aus, für den ich gerade tätig war. Ich hatte einen Auftraggeber, und der war wirklich nicht von schlechten Eltern. Es war ein hoch begabter und einzigartig verquerer alter Kerl, und ich war damals erst achtzehn.«
    Forselius, dachte Berg, jetzt weiß ich es, und er weiß, dass ich es weiß, und warum will er, dass ich weiß, dass auch er es weiß?
    »Im Grunde ging es darum, was wir einander sagen, in Sprache, in Schrift, mit Gesten und Blicken und auf jede andere Weise. Zum Beispiel, indem wir gar nichts sagen oder tun. Oder indem wir einfach die Reaktion verweigern, die unsere Gegner erwarten.« Berg begnügte sich mit einem Nicken, Messer und Gabel hatte er beiseite gelegt.
    »Die ideale Mitteilung in der besten aller Welten, bevölkert ausschließlich von guten Menschen … wie sieht die aus? Als Erstes ist sie wahr. Praktischerweise hat der Absender sich in diesem Punkt wirklich nicht geirrt. Das, was der Absender oder die Absenderin sagen, ist wirklich wahr. Und es ist wichtig für beide Seiten, und in der besten aller Welten sind natürlich alle Mitteilungen gut. Sie dienen den Interessen von Absender und Empfänger und denen ihrer Umwelt noch dazu.«
    »Die beste aller Welten«, sagte Berg und nickte, während er zugleich einen seltsamen, schon lange nicht mehr empfundenen Frieden verspürte.
    »Vergleich die mit der Welt, in der du und ich leben. Mir konnte ja nicht entgehen, was du gedacht hast, als ich gesagt habe, dass ich Forselius kenne, obwohl du kein schlechter Pokerspieler bist.«
    Der Sonderbeauftragte des Ministerpräsidenten lächelte Berg an und wirkte plötzlich nicht mehr im Geringsten ironisch.
    »Ich muss mich für dieses Kompliment bedanken«, sagte Berg. »Hättest du das auch gemerkt, wenn du nicht mit Forselius gesprochen hättest?«
    »Vermutlich nicht.« Der Sonderbeauftragte zuckte mit den Schultern. »Ich habe eine einfache Frage. Kann an Forselius’. Verdacht etwas Wahres sein? Und damit meine ich nicht diese idiotischen Selbstverständlichkeiten, wonach unsere sozialdemokratische Regierung und unser neutrales und erhabenes Vaterland sicherheitspolitisch mit den USA und den Westmächten unter einer Decke stecken, seit uns damals aufgegangen ist, wie der Krieg enden würde.«
    »Ich höre, dass wir hier Zeit sparen«, sagte Berg mit vagem Lächeln.
    »Genau, und deshalb kannst du dich jetzt einfach entspannen und die Sache genießen. Du weißt, ich weiß, alle anderen wie du und ich wissen. Es gibt sogar Chefredakteure und Professoren der Staatswissenschaft und der modernen Geschichte, die wissen. Sogar dieser Guillou weiß, es ist also scheißegal, dass die Medien nicht alle anderen auch noch informiert haben. Höchste Zeit, dass

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