Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
richtig liegt, dann haben wir es einwandfrei mit einer größeren undichten Stelle zu tun. Waltin und dessen teure Uhr hatte er schon vergessen.
    Waltin hatte sich sofort zu Kriminalassistentin Jeanette Eriksson begeben, um sie über drei Dinge zu informieren. Erstens, dass sie jetzt für Waltin und nur für ihn arbeitete. Zweitens, dass es nur um Krassner ging, und drittens – eine nicht unwesentliche praktische Frage dass Krassner offiziell hochgestuft werden sollte, so dass nur sie beide Zugang zu seiner Akte hatten. Ein guter Grund für noch mehr Gemeinschaft mit eher grenzüberschreitenden Aspekten, dachte Waltin und lächelte sie an.
    »Kannst du ein paar Runden im Feld drehen?«, fragte Waltin.
    »Ja«, sagte sie und nickte. »Das ist kein Problem. Ich habe in meinem Leben noch keinen Typen getroffen, der mich für eine Polizistin gehalten hat.«
    Aber, aber, dachte Waltin.
    »Mach dich an die Arbeit, wir reden dann nach dem Wochenende weiter.« Wieder lächelte er und nickte. Ein wenig väterlich, wie sich das bei jungen Mädchen wie ihr so gehörte. Vertrauen aufbauen, ehe man sich den wesentlichen Dingen zuwandte.
    Kriminalassistentin Jeanette Eriksson war keine siebzehn, sondern siebenundzwanzig. Früher war ihr Aussehen ihr großes Problem gewesen. Jetzt war es ein Vor- und ein Nachteil zugleich, und was Waltin anging, so wusste sie genau, wie er das sah. Sie begegnete nicht zum ersten Mal Männern wie Waltin. Wichtiger in diesem Zusammenhang war aber wohl, dass sie eine überaus tüchtige Polizistin war und ein besseres Schicksal verdiente, als Waltin ihr zugedacht hatte. Nach ihrer Besprechung mit ihm war sie sofort in ihr neues Büro gegangen, denn jetzt, wo sie zu einem besonderen Projekt abkommandiert worden war, hatte sie auch einen so genannten Projektraum mit eigenem Schlüssel und eigenem Zugangscode und allem formellen Zubehör bekommen, und dort hatte sie eine Liste der Dinge aufgestellt, die sie über Jonathan Paul Krassner wissen wollte, genannt John, geboren 1953 in Albany, New York, USA.
    Zuerst hatte sie ihren Kollegen bei der Flughafenpolizei angerufen, um in Erfahrung zu bringen, ob sie bei Krassners Einreise ins Land vor ungefähr einer Woche irgendwelche Beobachtungen gemacht hätten. Das hatten sie nicht. Da er aus den USA stammte, hatten sie nicht einmal die Antwort auf die obligatorische Frage notiert, ob er als Tourist einreiste oder aus irgendeinem anderen Grund. Schade, dass du kein Kanake bist, dachte Eriksson mechanisch.
    Danach hatte sie mit dem Kollegen gesprochen, der die Gewährsleute beim Schwedischen Fernsehen betreute, und ihn gebeten, auf Wunsch des Chefs und aus Gründen, auf die sie hier nicht weiter eingehen wolle, so schnell wie möglich alles in Erfahrung zu bringen, was mit Krassner zu tun hatte. Sie dachte nicht daran, das selbst zu übernehmen. Das wäre in jeder Hinsicht zu gefährlich gewesen.
    Nachdem sie das ganze Wochenende fleißig durchgearbeitet hatte, wusste sie schon am Sonntagabend allerlei über die Person, die jetzt ein Projekt mit geheimem Budget war. Deshalb rief sie Waltin an, um Bericht zu erstatten. Waltin schien zufrieden zu sein. Er wollte sich schon am nächsten Morgen mit ihr treffen, und aus Gründen, die er hier nicht erklären konnte, musste das außer Haus passieren. Er nannte eine Firma, deren Adresse nur fünf Minuten vom Büro entfernt in Norr Mälarstrand lag, was ein wenig spannend war, denn sie hatte auf den Korridoren schon allerhand Getuschel über die so genannte externe Tätigkeit gehört.
    Papas braves kleines Mädchen, dachte Kriminalassistentin Eriksson, als sie auflegte, aber die Vorstellung war auch nicht ganz unangenehm. Sondern eher schon ein wenig prickelnd.
    Onkel Claes’ braves kleines Mädchen, dachte Waltin, und das war ein überaus ansprechender Gedanke.
    Berg hatte das Wochenende mit Nachdenken verbracht. Wie immer bei komplizierten Sicherheitsfragen hatte er sich in seinem Arbeitszimmer zu Hause in der Villa in Bromma eingeschlossen und Papier und Bleistift zu Hilfe geholt. Papier, das er jedes Mal, wenn er fertig gedacht hatte, sorgfältig wieder zerstörte. Die sicherheitspolitische Geschichte war gerade in dieser Hinsicht besonders lehrreich. Leute, die auf ihren Notizzetteln und in anderen Zusammenhängen zu viel verrieten und auf diese Weise unnötige Spuren hinterließen, die ihre Widersacher sich dann zu Nutze machen konnten.
    Als sie ihre Wohnung in der Stadt aufgegeben hatten und nach Bromma

Weitere Kostenlose Bücher