Zwischen Diesseits und Jenseits
der unmittelbaren Gefahrenzone weg.
Er wollte auf Nummer sicher gehen und war auch bereit nachzuschlagen, doch das war nicht mehr nötig. Die Magie des Stabes hatte versagt, die der Peitsche nicht.
La Salle lag auf dem Rücken. Er konnte sich nicht mehr erheben. Er trampelte mit den Beinen, er schlug um sich, und er war dabei, seine feste Form zu verlieren. Immer wenn die Arme oder Beine den Boden trafen, war ein klatschendes Geräusch zu hören, denn sie waren mittlerweile weich geworden.
Der Schlamm setzte sich durch!
Im Körper noch erhärtet. Erschaffen aus dem der Hölle, hatte man ihm nun die Grenzen aufgezeigt. Suko konnte einfach nicht anders. Er musste lachen, als er sich aufrichtete und gebückt stehen blieb. Aus dieser Perspektive schaute er direkt auf La Salle, der sich allmählich auflöste. Der Schlamm breitete sich unter ihm aus. Er war dort zu einer dünnen Pfütze geworden, die immer mehr Nachschub erhielt und grau war wie alter Dreck.
Auch Father Ignatius war an die Gestalt herangetreten. Er schlug ein Kreuzzeichen, er schüttelte auch den Kopf, denn für ihn war es noch schwieriger, dies alles zu begreifen. Zwar wurde auch er mit dem Bösen und den dunklen Mächten konfrontiert, aber es kam selten vor, dass dies so direkt der Fall war.
Mit den eigenen Augen sah er, wie das Gesicht des Kämpfers zerlief. Der Schlamm löste es einfach auf und ließ die Nase, den Mund und die Augen verschwinden. Die Ohren wurden ebenfalls weggeschwemmt und lösten sich dabei auf.
»Gütiger Gott, Suko, was ist das?«
Der Inspektor hob die Schultern. »Nenn es die Strafe des Himmels, mein Freund. Oder auch die Gerechtigkeit, die trotz allem noch nicht verloren gegangen ist.«
»Ja, so muss man es wohl ansehen.« Father Ignatius lächelte verloren und drehte sich weg.
Auch Suko wollte nicht mehr lange zuschauen, bis die Gestalt endgültig zu einer Schlammpfütze geworden war. Für ihn war es einzig und allein wichtig, dass es diesen Gegner nicht mehr gab. Auch wenn sein Stab ihm diesmal nicht geholfen hatte, hatte er ihn besiegt.
Darüber war er froh, aber Ignatius und er befanden sich nicht allein in dieser verfluchten Welt des Dämons. Es gab noch John Sinclair. Als Suko sich Father Ignatius zudrehte, sah er an dessen Gesichtsausdruck, dass er soeben das Gleiche gedacht hatte. Er vergaß auch nicht, es auszusprechen.
»Wir müssen zu John...«
***
Es gab keinen Zweifel. Ich steckte im Boden fest, der nicht mehr hart war und sich in einen weichen Schlammteppich verwandelt hatte. Das war so, als hätte man mich bei Nacht und Nebel in einen Sumpf getrieben, aus dem es keinen Ausweg mehr gab.
Beim ersten Gedanken schoss Panik in mir hoch. Jedem wäre es so ergangen. Ich war keine Maschine, ich wurde von Gefühlen gelenkt, und dazu gehörte auch die Angst.
Der Showman befand sich noch immer in der Wand. Sie sah zwar hart aus, mittlerweile aber glaubte ich daran, dass auch sie sich in diese weiche Masse verwandelte, wenn er es denn wollte. Ebenso wie die Wände und auch die Decke.
Das war hier alles Schlamm. Ein verfluchter Höllenschlamm, der mich gefangen hielt.
Das Herz klopfte stärker. Der Atem fegte stoßweise aus dem Mund. Mein Gesicht hatte sich gerötet, das alles hatte ich diesem verdammten Schock zu verdanken.
Showman amüsierte sich. Er bewegte sich in seiner verfluchten Wand. Für mich sah es aus, als würde er schwerfällig nach irgendeiner verdammten Siegermelodie tanzen.
Er bekam sein Gesicht nicht unter Kontrolle. Immer wieder zog er es in die Breite. Er grinste, lachte, schnaufte, und er schaute aus seinen kalten, grausamen Augen zu, wie der Schlamm mich allmählich in die Tiefe zog.
Es war schlimm. Ich konnte daran nichts ändern. Ich versuchte es mit dem rechten Bein, weil ich es aus dieser Falle herausziehen wollte, aber es klebte fest wie in Leim gesteckt. Deshalb gab ich den Versuch auf, denn auch mit dem linken Bein würde ich es nicht schaffen.
Das Grauen blieb. Die Angst steigerte sich ebenso wie die Nervosität. Ich schwitzte am gesamten Körper, und mein Puls begann zu rasen. Die Zeit verging, und jede Sekunde, die verfloss, erwischte mich wie ein Peitschenhieb.
Ich sank tiefer.
Schon hatte mich der Schlamm bis zu den Knien hin umschlossen. Er schien aus unzähligen Klauen zu bestehen, die dafür sorgten, dass ich immer tiefer sackte.
Die Furcht presste sich immer stärker gegen mein Herz. Ich suchte nach einem Ausweg, denn es musste doch einen geben, verflucht noch mal.
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