Zwischen Diesseits und Jenseits
schneller und schoss!
Die geweihte Kugel traf dort, wo ich es hatte haben wollen. Sie fegte in die Öffnung, aus der der Schlamm gequollen war. Den Aufschlag hörte ich nicht, weil das Echo des Schusses alles andere überdeckte. Dafür erlebte ich die Reaktion des dämonischen Wesens mit dem Aussehen der Dagmar Hansen.
Sie torkelte zurück. Sie ging dabei staksig. An ihr Messer dachte sie nicht mehr. Es rutschte ihr aus den Händen, bevor sie mit einer Drehbewegung zur Seite fiel und wirklich vor meinen Füßen landete.
Das sah ich zuerst, nachdem ich einen schnellen Rundblick hinter mich gebracht hatte, denn im Hinterkopf dachte ich noch immer an den Kämpfer Eric La Salle.
Etwas irritierte mich. Ungefähr dort, wo das Haus sein musste, sah ich Suko und Ignatius. Es konnte noch eine dritte Person vorhanden sein, aber da war ich mir nicht sicher.
Dafür hörte ich das Knirschen!
Es stammte von Dagmar. Ihr Körper löste sich auf. Aber nicht so wie bei einem Vampir, nein, bei ihr entstand keine Asche, sondern aus dem, was noch vorhanden war, rann Schlamm.
Sie bot einen schlimmen Anblick. Wo sich mal der Kopf befunden hatte, gab es jetzt nur den Schlamm, der aussah, als wäre er flachgeklopft worden.
Eine graue Masse. Genau die, aus der der verfluchte Showman sie geschaffen hatte. Aus dem Schlamm der Hölle, wie ich schon damals erfahren hatte.
Kein Mensch, kein richtiger. Nur ein Zerrbild. Ein Körper zwar, aber ohne Seele. Niemand konnte dem Allmächtigen ins Handwerk pfuschen, obwohl es immer wieder versucht wurde. Aber die Perfektion, die ein normaler Mensch erreichte, die war bei all diesen künstlichen Geschöpfen nicht gegeben. Ohne Seele, nur abhängig von einem perversen Gehirn zu sein, das klappte selbst bei den mächtigen und uralten Kreaturen der Finsternis nicht.
Es ging mir besser, und das trotz des Anblicks. Die Gestalt, die ich nicht mehr als Dagmar Hansen ansah, verlor auch ihre letzte Form. Bisher hatte sich der Körper in seiner Form noch am längsten halten können, aber auch das schwand dahin.
Er verwandelte sich in Schlamm. Die Masse rieselte auseinander. Sie bewegte sich, und beim näheren Hinschauen sah sie für mich sogar körnig aus, obwohl die Oberfläche leicht glänzte. Ich war verdammt auf der Hut, denn das Erscheinen der Dagmar Hansen war für mich nur der Anfang gewesen. Es gab noch den Puma, und ich richtete mich auch auf andere Überraschungen ein.
Was zurückblieb, war eine breite Pfütze, in deren Mitte etwas lag, das hell schimmerte.
Meine geweihte Silberkugel, deren Kraft ausgereicht hatte, um die Macht des Höllenschlamms zu zerstören.
Der Showman würde sich ärgern. Er würde vor Hass fast vergehen, und er würde nicht aufgeben.
Der Versuch mit Dagmar reichte ihm nicht. Er hatte mich durch sie nicht schocken können, denn auf teuflische Spielzeuge zu setzen, das war die eine Sache, sie stärker als einen Menschen zu machen, war jedoch eine andere.
Die Tür stand noch immer offen. Sie lud mich ein, in das Haus hineinzugehen. Ich schaute hinein und sah so gut wie nichts. Es war auch kein Schlamm vorhanden, sondern nur eine große Leere, ohne Licht und trotzdem nicht richtig finster, denn da konnte man von einem dunklen Licht sprechen.
Das leise Knurren schreckte mich aus meinen Gedanken auf. Sofort erinnerte ich mich wieder an den Puma, der ebenfalls nicht echt war, sondern ein Geschöpf des Showman.
Aber wo steckte er?
Ich suchte ihn und versuchte auch herauszufinden, aus welcher Richtung mich das Knurren erreicht hatte.
Leider wiederholte es sich nicht. Aus dem Hintergrund hörte ich einen leisen Schrei. Als ich den Kopf drehte, sah ich die heftigen Bewegungen meines Freundes. Er kämpfte mit Eric La Salle, und den Schrei hatte Father Ignatius ausgestoßen.
Beide Freunde kamen mir so weit entfernt vor. Da mussten sich die Perspektiven in dieser Welt verschoben haben. Ich drehte mich wieder herum, denn eine zu lange Ablenkung konnte gefährlich sein.
Genau das war sie auch.
Das Knurren oder auch Fauchen hörte ich erneut. Ich schaute in die Höhe, sah den Puma für einen winzigen Moment in einer der Fensterhöhlen hocken, und dann sprang er schon nach unten auf mich zu...
***
Es ging alles so schnell, dass ich nicht mehr die Zeit fand, dem Raubtierkörper auszuweichen. Er war eine Katze, aber seine Kräfte überstiegen die einer Katze bei weitem. Der Puma schaffte es, mit einem Prankenschlag einen Menschen schwer zu verletzen oder sogar zu töten, wenn
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