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Zwischen Diesseits und Jenseits

Zwischen Diesseits und Jenseits

Titel: Zwischen Diesseits und Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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orientieren konnte.
    War das überhaupt ein normaler Raum?
    Diese Frage stellte sich mir automatisch. Ich blieb nach zwei Schritten stehen und blickte mich um. Die Waffe schussbereit, das Kreuz offen vor der Brust, so kam ich mir vor wie der große Einzelgänger, der sich der Meute stellt.
    Hier war jedoch keine Meute zu sehen. Nur der kahle Raum mit seinen grauen Wänden, aus denen dieses ebenfalls graue und mehr als ungewöhnliche Licht sickerte, das sich auf dem Boden verteilte wie sehr schwach erhelltes Wasser.
    Jemand hatte gelacht und mich gelockt. Also musste sich auch jemand in der Nähe befinden.
    So sehr ich mich anstrengte, ich bekam den Showman nicht zu Gesicht. Er war und blieb verschwunden. Aber, warum, zum Henker, hatte er mich in den leeren Raum gelockt?
    Ich schaute zu Boden, weil ich mich an die Höhle erinnerte und somit an das Schlammloch.
    Hier war alles anders. Ich stand mit beiden Füßen auf einem festen Untergrund, der nicht anders aussah als auch die Wände und die Decke über meinem Kopf.
    Was stimmte hier nicht?
    Ich wusste es nicht, und auch das Lachen zeigte mir keinen neuen Weg mehr. Deshalb konnte ich nichts weiter tun, als stehen bleiben und mich etwas zu entspannen.
    Ich sah ihn nicht. Ich schaute nur gegen die Wand vor mir. Die war so glatt und grau.
    Nein, das war sie nicht mehr. Ich hatte mich geirrt, denn in der Wand malte sich eine Gestalt ab, als wären die Umrisse mit einer etwas helleren Farbe hineingedrückt worden.
    Und genau das war er.
    Ich holte tief Luft. Für einen Moment fühlte ich mich schwindelig. Ich merkte, dass meine Knie weich wurden, denn die verdammte Höllengestalt hatte sich nicht verändert.
    Noch erschien sie mir relativ klein. Sie stand auch gebeugt und hatte den Kopf vorgestreckt. Das glatte, hässliche, alte und trotzdem alterslose Gesicht schaute mich jetzt direkt an, und in diesem Gesicht traten besonders die bösen Augen hervor, die ich nicht vergessen hatte. Wieder wühlten sich die Erinnerungen hoch. Ich dachte daran, dass jemand versucht hatte, den Showman zu killen. Zu verbrennen, anzustecken, aber selbst das war ihm nicht gelungen, denn das verfluchte Schlammmonster hatte alles überlebt.
    Würde es auch mich überleben?
    Ihm war alles zuzutrauen, und als sich die dünne Haut verzog, weil er grinste, da glaubte ich, die Botschaft Luzifer’s zu spüren. Ich fluchte in mich hinein, weil ich selbst nicht klar kam und nicht wusste, was ich gegen ihn unternehmen sollte.
    War er nur eine Projektion? War er echt.
    »Du bist gekommen«, hörte ich seine kratzige Stimme. »Das wusste ich. Ich kenne dich, Sinclair. Du bist zu mir gekommen, und nur das zählt.«
    »Selbst deine Helfer haben mich nicht aufhalten können.«
    Er lachte wieder. Diesmal hörte es sich wie ein Röhren an. So ähnlich hatte auch seine Stimme geklungen, wie tief aus dem Bauch steigend, mit einem Grollen versehen und kaum zu verstehen.
    »Sie haben dich auch nicht aufhalten sollen«, erwiderte er, nachdem sein Lachen verstummt war. »Nein, keiner hat dich aufhalten sollen. Ich wollte nur, dass du zu mir kommst, verstehst du?«
    »Sicher. Jetzt bin ich hier.«
    In der Wand bewegte er sich. Es sah schwerfällig aus, wie er seinen gedrungenen Körper von einer Seite zur anderen schob. Er war so glatt, er war so hässlich, und er erinnerte mich an den Tod, der sich ein Kostüm übergestreift hatte. Er trug wieder so etwas wie einen Umhang. Ich erinnerte mich nicht an die Farbe des Kleidungsstücks, das er damals getragen hatte, aber grau war es nicht gewesen, sondern etwas intensiver.
    Er grinste wieder.
    Es war so verdammt hässlich. Seine Augen leuchteten. Er würde bald kommen, er würde etwas unternehmen müssen, und dann öffnete er seinen Mund, der so gut wie keine Lippen besaß. Deshalb sah es für mich so aus, als würde sich ein Fischmaul öffnen.
    »Ich habe dich gelockt, Sinclair, ich habe dir den Weg gezeigt, und ich wusste, dass du ihn gehen würdest. Du bist bei mir, du hast mein Reich betreten. Ich habe dir eine Welt geschaffen, in der du dein Ende finden sollst. Denn nichts, aber auch gar nichts habe ich vergessen, Sinclair. Es befindet sich noch alles in meinem Kopf, das kann ich dir schwören, und jetzt gibt es keine Chance mehr für dich. Der Höllenschlamm ist hier, und ich will, dass du darin erstickst. Hörst du? Du wirst im Höllenschlamm ersticken...«
    ***
    Mit einer derartigen Wendung hatte ich nicht gerechnet. Aber dass etwas kommen würde, war mir klar

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