Zwischen Diesseits und Jenseits
verlassen und auf seine Beretta, die noch am Gürtel steckte.
»Da ist John!«
Es war ein plötzlicher Ruf, den Ignatius ausgestoßen hatte. Vom Haus aus war er ihnen nicht aufgefallen, jetzt aber, da sie die Straße hinabschauten, sahen sie ihn.
Seine Gestalt zeichnete sich auch in dieser dunklen Welt ab. Er war schon ziemlich weit vorgegangen und stand jetzt vor einem Haus, auf das oder in das er hineinschaute.
Den Grund sahen die beiden Männer nicht. Aber wenig später verließ John seinen Platz, um auf das Haus zuzugehen.
Ignatius stieß Suko an. »Er hat etwas gefunden. Wir müssen hin. Wir müssen ihm helfen, wir müssen...«
»Abwarten, Ignatius.«
»Warum?« Der Mönch war aufgeregt. Er wollte noch durch das Stellen einer Frage nachhaken, aber ihm fiel auf, wie verkrampft sich Suko zeigte. Er stand nicht mehr locker, sondern hatte sich etwas in die Knie gedrückt. Seine Haltung erinnerte an eine Startposition, aus der er jeden Augenblick in die Höhe schnellen konnte.
»Weg!«
»Bitte?«
Du musst weg, Ignatius!«
»Aber...«
»Kein Aber!« Suko handelte jetzt, nachdem die Warnungen nicht gefruchtet hatten. Er stieß mit seinem Arm zu und schleuderte Ignatius einfach zur Seite weg.
Der Chef der Weißen Macht fühlte sich wie ein Spielball, den niemand mehr haben wollte. Er stolperte zusätzlich über die eigenen Beine und fiel hin.
Im Fall bereits sah er, was passiert war, und jetzt war er seinem Freund dankbar, dass der so gehandelt hatte.
Ihm war die Gestalt nicht aufgefallen, dafür Suko. Aus seiner Bodenperspektive schaute Father Ignatius nach oben und sah den dunkelhaarigen Schwertkämpfer in Suko’s Nähe...
***
Für mich war es ein Schock zu sehen, wie der verdammte Schlamm aus dem dritten Auge strömte. Ich dachte noch immer an meine Freundin Dagmar Hansen, und es dauerte eine Weile, bis ich mich damit abgefunden hatte, dass es nicht die echte Dagmar Hansen war, sondern ein Geschöpf des verdammten Showman.
Es sah schlimm aus, wie das dunkle Zeug aus der Wunde strömte und über das Gesicht hinwegrann. Es erinnerte mich an eine graue Schlange, die auch nicht stoppte, als sie den Mund erreicht hatte. Sie rann über die Lippen hinweg, erreichte den Hals, lief dort weiter und bekam immer mehr Nachschub. Ich glaubte daran, dass der gesamte Kopf der Gestalt mit dem Schlamm gefüllt war.
Ich wusste nicht, welchen Zweck der Showman damit erreichen wollte, denn eine direkte Gefahr bildete Dagmar nicht. Sie blieb auch nicht stehen, sondern drängte sich nach vom, um zu mir zu gelangen. Ich wich langsam zurück. Es war besser, wenn sie kam, hier draußen hatte ich mehr Bewegungsfreiheit. Das Gesicht verdiente es nicht mehr, so genannt zu werden. Es hatte einen widerlichen Ausdruck bekommen. Aber Dagmar Hansen lebte noch, und das wollte sie auch auf ihre Art und Weise unter Beweis stellen. Sie war auf mich fixiert, sie kam wie ein Roboter und holte plötzlich eine Waffe hervor. Sie hatte sie hinter ihrem Rücken verborgen gehalten. Zuerst dachte ich, dass es ein Degen wäre, dann aber erkannte ich das lange Messer, das sie nicht auf mich gerichtet hielt, sondern auf sich selbst.
Plötzlich stieß sie zu.
Ich hatte nicht damit gerechnet, als sie die Klinge in ihren Unterleib bohrte, sich dort eine Wunde zufügte, ihren Oberkörper nach unten drückte, als wollte sie zusammenbrechen.
Es wäre normal gewesen. Ich hätte sie tot vor meinen Füßen liegen sehen müssen, nur trat das bei ihr nicht ein. Sie hielt den Griff des langen Messers noch fest, bevor sie die Klinge wieder aus ihrem Körper hervorzog.
Nichts war ihr passiert. Sie richtete sich auf. Aus der Wunde rann wieder der Schlamm, diesmal dünner als aus dem Auge, und er quälte sich auch mehr hervor.
Der Showman war eine Kreatur der Finsternis, und für mich stand jetzt fest, dass er in Dagmar Hansen ebenfalls eine Kreatur der Finsternis geschaffen hatte. So gelang es ihm, seinen verdammten Höllenschlamm zu vervielfältigen. Dagmar Hansen hatte sich zu ihrer vollen Körpergröße aufgerichtet. Das Messer hielt sie bestimmt nicht nur zum Spaß fest. Ich sah, wie sie mich über die Klinge hinweg fixierte, als wollte sie sich genau aussuchen, wohin sie die Klinge stieß.
»Nicht«, sagte ich.
Sie schüttelte den Kopf. Der Schlamm drang nicht mehr aus der Wunde in der Stirn. Genau sie nahm ich mir als Ziel vor, legte an und ließ mich auch nicht dadurch irritieren, dass sie beide Arme mit dem langen Messer hochriss.
Ich war
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