Zwischen Diesseits und Jenseits
große Schrecken folgte noch, und er hing in diesem Fall mit ihrem Auge zusammen.
Im Kopf musste eine Kraft stecken, die sich nach vom drückte und das Auge erreichte.
Einen Moment später platzte das Auge auf. Genau dort, wo es mal zu sehen gewesen war, strömte jetzt der Schlamm aus der Öffnung...
»Gott«, flüsterte Father Ignatius. »Das ist genau die Welt, die ich in der Nacht gesehen habe, Suko. Nichts hat sich verändert. Es ist alles so verdammt gleich geblieben.«
»Ich weiß.«
»Mehr sagst du nicht? Hast du keine Angst um John Sinclair? Er ist hineingegangen, und diesmal ist es kein Traum. Unser Feind hat sie in der Realität entstehen lassen, obwohl ich der Meinung bin, dass sie noch immer nicht real ist. Aber das ist mein Problem.«
Auch Suko kannte Father Ignatius lange, der mal als Mönch in einem Kloster gelebt hatte und sich noch immer als Mönch betrachtete. Er konnte sich nicht erinnern, ihn so aufgeregt gesehen zu haben.
Es gab den Garten nicht mehr. Nur die kalte und kahle Welt mit ihren glatten Fassaden bestimmte das Bild, über dem ein dunkler Himmel schwebte, durch den sich violette Streifen zogen.
Suko stand hinter dem Fenster, ohne sich zu bewegen. Er beobachtete nur und war zunächst beruhigt, dass nichts passierte. Wahrscheinlich hatte sich Ignatius auch über John Sinclair aufgeregt, der in die Welt hineingegangen war, als wäre es nichts.
Suko drehte sich zur Seite. Auch Ignatius war jetzt wieder ruhiger geworden.
»Wo willst du hin?«
»Nach draußen.«
»Zu John?«
»Ja.«
Der Mönch senkte den Kopf. »Das kann ich verstehen. Ich würde an deiner Stelle auch nicht anders handeln. Ich kann dich auch nicht daran hindern, aber ich möchte dich um eines bitten, Suko. Nimm mich mit. Ich weiß, dass ihr euch wegen mir Sorgen macht, aber ich kann einfach nicht hier im Haus Zurückbleiben. Ich würde verrückt werden, verstehst du? Ich kann hier nicht herumstehen und nichts tun. Ich muss dabei sein.«
Suko nickte. »Ja, das verstehe ich. Aber du weißt nicht, was uns in dieser Welt erwartet.«
»Doch, John Sinclair!«
Suko lächelte. Damit hatte Ignatius ein Stichwort gegeben. John hatte die fremde Welt als Erster betreten, und sie hatten ihn auch gesehen, wie er durch die Düsternis schritt, um tiefer in die Welt einzudringen. Gefahren lauerten bestimmt. Der Showman war nicht zu unterschätzen. Er hatte das Hauptquartier der Weißen Macht schon indirekt in seinen Besitz gebracht, denn auch im Keller hatten sie seine Spuren gesehen. Wenn er weiterhin siegte, dann hatte er es tatsächlich geschafft, die Menschen an sehr empfindlichen Stellen zu treffen.
Father Ignatius fasste Suko an. »Bitte, wir dürfen nicht mehr so lange warten. Jede Sekunde, die verstreicht, kann John’s Leben verkürzen. Bitte.«
»Okay, wir gehen.«
Ignatius atmete auf, obwohl er wusste, dass er die Mauern seines Hauses verlassen musste. Aber er gehörte zu den Menschen, die kämpften und so leicht nicht aufgaben. Das wollte er beweisen, als er an Suko’s Seite blieb und sogar noch vor ihm die Tür erreichte, die er aufzog. Er ging allerdings nicht vor dem Inspektor nach draußen. In der offenen Tür blieb er stehen, um Suko den Vortritt zu lassen.
»Es ist ganz anders, Suko«, flüsterte er. »Diese Welt ist für mich zu einer fremden geworden. Es gibt den Garten nicht mehr, die Luft ist anders...« Er schüttelte den Kopf und holte zugleich die Beretta hervor, die er in seiner rechten Hand behielt.
Er hatte nicht nur seine Haltung verändert, auch sein Blick war ein anderer geworden. Hart und lauernd. Er bewegte den Kopf und suchte schon jetzt nach Feinden, aber die waren nicht zu sehen. Beide Männer gingen über die Stufen der Treppe hinweg und traten erst dann in die andere Welt hinein, in diese kühle, in die neue Luft, die kalt und klebrig war.
Sie schauten in die Straße hinein. Es gab keine Bäume mehr, die ihren Blick behindert hätten. Alles war nur noch Erinnerung. Trotzdem bewegte Ignatius den Kopf von rechts nach links, als wollte er die ursprüngliche Umgebung finden.
Es gab sie nicht mehr. Nicht mal Reste davon. Und er fragte sich, was wohl die fremden Menschen sehen würden, wenn sie über die Mauer hinwegschauten.
Es war nur ein kurzer Gedanke und auch nicht wichtig. Für beide Männer war es besser, wenn sie sich auf das konzentrierten, was sie persönlich umgab.
Suko hatte sich kampfbereit gemacht und seine Dämonenpeitsche in den Gürtel gesteckt. Er konnte sich darauf
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