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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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und dieses Selbstvertrauen, einfach anders zu sein, egal ob andere es für verrückt hielten.
    Annika saß ihr gegenüber und amüsierte sich über einen Witz von Greta, die noch hysterischer lachte als sonst.
    »Alkohol ist leider schon alle«, rief Annika viel zu laut. Sie hatte sich nicht besonders gut unter Kontrolle, wenn sie trank. Nüchtern konnte sie wirklich nett sein.
    »Aber du trinkst ja eh nicht so viel«, ergänzte Greta. »Würde ich vielleicht auch nicht, wenn ich einen Freund hätte.«
    Sie und Annika hatten sich wieder einmal die Haare nachgefärbt. Vor einem Jahr hatten sie damit angefangen. Marie hatte sie mal spöttisch »die Zwillinge« genannt, als sie beide nicht hinhörten. Lisa wollte sich gar nicht überlegen, was die anderen über sie redeten, wenn sie nicht da war. Aber vielleicht gehörte das einfach dazu. Die kleinen Streitigkeiten. Und richtig großen Ärger hatten sie fast nie. Deswegen waren sie auch so lange befreundet.
    »Haha, Greta. Dann solltest du deine Zunge vielleicht nicht in alles reinstecken, was einmal die Woche bei McFit war. Vielleicht findest du dann auch mal jemanden«, verteidigte Marie ihre beste Freundin. Auf sie war immer Verlass. Ihr würde sie nicht misstrauen müssen. »Setz dich«, bot sie ihr einen Stuhl an.
    Lisa zögerte noch einen Moment, dann öffnete sie ihre Tasche und holte die zwei Flaschen heraus. »Hab ich aus unserem Keller.«
    Die Runde staunte nicht schlecht. »Von Jahnkes natürlich nur den Besten«, kommentierte Greta noch, aber Annika jubilierte schon und griff sich eine.
    »Du bist ein Schatz«, bedankte sie sich mit einem Kuss und beugte sich dabei gefährlich weit über den Tisch zu ihr. Aus dem Mund roch sie nach einer Mischung aus Erdbeerkaugummi und Sekt.
    Den Korken schoss sie in den Garten und kreischte hysterisch, als der Schaum auf ihr Kleid tropfte.
    »Stell dich nicht so an«, wies Marie sie zurecht und wandte sich wieder Lisa zu. »Wow, Champagner, bist doch sonst nicht so.«
    Lisa versuchte, ihre Unsicherheit zu überspielen. »Ist ja nicht so, dass ich gar nichts trinke.«
    »Ist doch auch egal«, lachte Marie und gab ihr ebenfalls einen Kuss auf die Wange, setzte sich auf die Stuhllehne zu ihr und öffnete gleich die zweite Flasche. »Der erste Schluck?«
    Lisa nahm einen großen Schluck. Was war dabei? Sie wollte heute keine Grenzen kennen.
    Marie nippte mehrmals an der Flasche, während sie durch Lisas Haare strich. »Schön hast du sie gemacht.«
    »Danke.«
    Sie gab die Flasche wieder zurück, und Lisa setzte erst ab, als das nächste Lied begann – Back in Time .
    »Kannst du Dennis fragen, ob Tom uns fährt?«
    Lisa schaute auf. Ihr Fuß wippte von alleine zur Musik.
    »Nee … Auto ist schon voll«, log sie, überrascht von ihrer schnellen Antwort, während sie rasch noch einen Schluck trank. Sie merkte, wie die Flasche an Gewicht verlor – Oh, Baby, my sweet baby, you’re the one. Eine Weile dröhnten nur die Bässe. Die Liedzeile kam ihr plötzlich total dämlich vor.
    »Was ist mit euch beiden los?«, fragte Marie nach. »Du hast mir das vorhin kurz erzählt …«
    »Ist schon okay«, antwortete Lisa, merkte aber in den Augen ihrer Freundinnen, dass sie ihre Neugier nur angefacht hatte.
    »Hat er nicht letztes Wochenende bei dir geschlafen?«, fragte Jenny, die sonst nicht viel sagte.
    »Wollte er«, seufzte Lisa und hielt die kühlende Sektflasche zwischen ihre Beine. Sie merkte, wie der Alkohol wirkte und Vergangenheit und Zukunft ihr völlig unwichtig wurden. Eigentlich wollte sie über nichts reden, was länger als eine Minute zurücklag. »Aber mein kleiner Bruder musste uns ja dabei beobachten, wie ich ihm …«, sprach sie genervt weiter.
    »Einen geblasen …?«, fragte Greta.
    Lisa antwortete nicht, legte den Kopf nur zur Seite, wo Maries Hand durch ihre Haare strich.
    »Hab das gehört von meiner kleinen Schwester.«
    »Ich weiß, hat sich in der Grundschule rumgesprochen.« Es war ihr auf einmal erstaunlich egal, was heute Morgen für sie noch ein Weltuntergang gewesen war.
    »Du Ärmste«, tröstete Marie sie.
    Die anderen schauten sie nur an. Neugier? Mitleid? Respekt? Scheiße, was konnte sie sich davon kaufen? Die meisten in ihrer Klasse waren noch nicht so weit. Nur Greta, die hatte überhaupt keine Hemmungen. Annika hatte mehr oder weniger den gleichen Ruf: Schlampe. Dabei lief sie eigentlich nur ihrem großen Traum hinterher. Seit sie einmal mit Sören im Vegas rumgemacht hatte, war sie wie

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