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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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sich die Tränen vom Gesicht.
    Sie drehte sich herum und legte sich auf den Rücken, sodass sie ihrer Mutter in die Augen sah. Ihr Herz beruhigte sich. »Wie hieß er?«
    »Roland. Ich bin mit ihm gegangen. Etwa ein Jahr, dann ist seine Familie weggezogen und ich hab ihn nicht wieder gesehen.« Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen und die Härte verschwand aus ihrem sonst so angespannten Gesicht. »So ist das manchmal.«
    Lisa starrte ihre Mutter an wie eine Fremde, die ihr doch weniger fremd war als zuvor. »Hast du ihm nicht geschrieben?«, fragte sie vorsichtig.
    »Einen Brief«, flüsterte sie. »Er hat nicht geantwortet.«
    Die Leichtigkeit verschwand von ihren Lippen, die Träume aus ihren Augen, und sie schaute zu Lisa mit diesem gewohnten freudlosen Lächeln. »Wieso hat Dennis die Beziehung denn beendet?«
    Lisa schwieg eine Weile. War sie zu schwach, um ihre andere Seite zu zeigen? Das Mitgefühl, das sie kurz empfunden hatte, wich schnell der Wut. »Ich hab Schluss gemacht«, erwiderte sie bitter, wobei sie an ihr vorbeischaute.
    »Wie?«, fragte ihre Mutter ungläubig.
    Lisa nickte nur.
    »Hast du jemand anders?«
    »Was?«, erschrak Lisa. Wie konnte sie nur so über sie denken?
    »Manchmal …«
    »Mir war einfach nicht mehr danach«, gab Lisa eine hilflose Erklärung ab, bevor ihre Mutter weiter Fragen stellen konnte.
    »Dir war nicht mehr danach? Was sollen denn die Leute denken? Da hast du ganz schnell einen schlechten Ruf weg. Du, du machst mit deinem Freund … also, machst mit ihm rum … und eine Woche danach ist Schluss?«
    Lisa zuckte nur mit den Schultern und hielt ihrem Blick stand.
    »Du weißt, was es dann wieder heißt: Die Lisa Jahnke hat mit jedem Jungen was.«
    »Das ist mir scheißegal. Ich hatte zwei Jahre den verdammten gleichen Freund.«
    »Ich mach mir Sorgen, Lisa. Gestern kommst du zu spät nach Hause, hast getrunken. Ich hab nichts gesagt, weil ich … weil ich gemerkt habe, dass es dir nicht gut geht. Du musst aufpassen, dass du nicht auf die schiefe Bahn gerätst. War denn nicht alles so schön? Für was in der Welt willst du das denn eintauschen?«
    »Es war schön?« Sie verzog ihr Gesicht zu einem ironischen Lächeln. »Keine Ahnung, für was ich das eintausche. Das werd ich dann schon sehen. Lasst mich einfach alle in Ruhe.« Sie drehte sich wieder um und presste den Kopf in ihr Kissen.
    »Wie redest du denn, Lisa?«
    Ihre Mutter schüttelte nur den Kopf und stand wieder auf vom Bett.
    »Du musst noch Klavier üben«, verabschiedete sie sich kühl und verließ das Zimmer.
    Lisa war kalt. Als wäre alles in ihr taub, lag sie auf ihrem Bett – allein mit ihren Gedanken. Sie musste unbedingt mit jemandem reden – Marie! Warum hatte sie nicht früher daran gedacht? Nach hektischem Suchen fand sie ihr iPhone. Vier Anrufe in Abwesenheit. Es würde guttun, mit ihr zu sprechen. Das Freizeichen. Mit jedem Tuten wurde sie ungeduldiger. Fast vergaß sie, Luft zu holen, während sie nach Worten suchte.
    »Hey, Lissy«, meldete Marie sich sofort.
    Es tat so verdammt gut.
    »Marie, ich muss reden.«
    »Ich hab schon gehört, was abging. Aber alle haben was anderes erzählt. Was ist denn …?«, begann Marie hektisch.
    »Ich hab Schluss gemacht«, unterbrach Lisa sie abrupt.
    »Was?« Es blieb eine Weile still. »Dann stimmt es doch.« Maries Stimme war ruhiger geworden. »Dennis war gestern total aggressiv. Wollte mir gar nicht sagen, was los war«, erzählte sie weiter.
    »So war der die ganze Zeit«, bestätigte Lisa.
    »Hast du deswegen Schluss gemacht?«
    »Ach, keine Ahnung. Lief doch alles nicht. Wir haben uns gestritten. Dennis hat das alles nicht verstanden und dann kam dieser Alex.«
    »Was hat der damit zu tun?«, fragte Marie erstaunt.
    »Ach, keine Ahnung, der saß auf einmal da. Ging alles so schnell.« Sie wollte irgendwie nicht darüber nachdenken.
    »Lissy! Ich war mit den Mädels drin, du warst plötzlich weg. Ich hätte dir doch geholfen.«
    Wie hätte sie das tun sollen?
    »Dann hat er Dennis angesprochen«, überging Lisa sie einfach.
    »Wie? Warum mischt der sich da ein?«
    »Ich weiß es auch nicht. Der kam nicht, der saß schon da, dann hat er Dennis Fragen gestellt.«
    Marie lachte nur. »Was?«
    »Na ja, erst hat er ihn etwas gefragt … warum er mich nicht gehen lässt … dann was anderes gesagt. Aber irgendwann hat Dennis nichts mehr geantwortet. Hat ihn nur geschlagen, bis er geblutet hat.«
    »Das ist alles so verrückt«, schien Marie es immer noch

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