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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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eine moralische Schwäche zeigen musste, vor der die Freundin sie bewahren wollte.
    Jane erhob sich, ging mit ihr ins Entree und verabschiedete sich von ihr. Dann verließ sie das Haus, stieg ins Gig und fuhr los.
    Amanda hörte die Kutsche abfahren, trug Howlett auf, Kate zu ihr zu rufen, und wartete, bis die Zofe bei ihr war. “Ich habe gestern vergessen, Mr. Clare ein Kochrezept für seine Mutter mitzugeben”, erklärte sie, zog es aus der Gürteltasche und übergab es Kate. “Bitte bringen Sie es umgehend nach Kelling House, und ich habe nichts dagegen, wenn Sie auf dem Rückweg Mrs. Gourley einen Besuch machen wollen.”
    “Danke, Madam”, erwiderte Kate, knickste und eilte in den Dienstbotentrakt.
    Amanda überlegte, ob sie in der Halle bleiben und auf Mr. Brownsmith warten solle. Sie hatte sich soeben entschieden, ins Speisezimmer zu gehen, als sie jemanden am Portal läuten hörte. “Wer mag das sein?” fragte sie, Ahnungslosigkeit vortäuschend. Kaum hatte Howlett dem Besucher geöffnet, näherte sie sich ihm und sagte: “Oh, guten Morgen, Mr. Brownsmith. Bitte treten Sie ein. Wie reizend, dass Sie mir die Aufwartung machen.”
    “Guten Morgen, Mrs. Clare”, erwiderte Jared höflich, übergab dem Butler Hut und Handschuhe und schloss sich ihr dann an.
    “Wenn Sie mir bitte folgen würden”, forderte Amanda ihn auf, führte ihn in den Empfangssalon und ließ absichtlich die Tür einen Spaltweit auf. Sie lud ihn zum Platznehmen ein und setzte sich in einen Sessel.
    “Keine Anstandsdame?” wunderte er sich, während er sich auf dem Sofa niederließ. “Was hat die Geheimnistuerei zu bedeuten?”
    “Ich wollte Sie unter vier Augen sprechen”, antwortete Amanda, schaute ihn an und senkte dann den Blick. Sie hatte geahnt, das Gespräch werde ihr nicht leicht fallen, und nun wusste sie tatsächlich nicht, wie sie es beginnen sollte. Die Art, wie Mr. Brownsmith sie anschaute, irritierte und verunsicherte sie sehr.
    “Hat die Sache mit dem Kutschenunfall zu tun?” erkundigte sich Jared. “Hat es sich bereits herumgesprochen, dass wir beide in den Trümmern gefunden wurden?”
    “Nein, ich habe etwas anderes auf dem Herzen”, sagte Amanda ehrlich.
    Da sie nicht weitersprach, sah er sich im Salon um und bemerkte mehrere Porträts. “Ich nehme an, bei den Personen auf diesen Gemälden handelt es sich um Familienmitglieder”, äußerte er fragend. “Insbesondere dieses Bild dort, auf dem der ältere Herr zu sehen ist, gefällt mir. Stellt es Ihren Vater dar?”
    Verblüfft hob Amanda den Kopf und wiederholte: “Meinen Vater? Nein, Sir, das ist mein verstorbener Gatte.”
    “Verzeihen Sie, aber der Altersunterschied zwischen Ihnen und ihm muss beträchtlich gewesen sein.”
    “Ja”, bestätigte Amanda. “Frederick war dreiunddreißig Jahre älter als ich. Ich habe ihn mit neunzehn Jahren geheiratet.”
    “Pardon, ich will nicht unverschämt wirken, frage mich indes, ob Sie eine Liebesheirat eingegangen sind.”
    “Nein”, sagte Amanda freimütig. “Zunächst habe ich nicht viel für ihn empfunden außer Hochachtung und Sympathie. Er war jemand, dem man Respekt entgegenbringen musste.”
    “Ich weiß, ich bin indiskret, nehme mir jedoch die Freiheit, Sie zu fragen, was Sie zu dieser Ehe bewogen hat.”
    “Ich war nicht in der Lage …”, begann Amanda zögernd und fing an, sich über Mr. Brownsmith zu ärgern. “Meine damalige Situation … Meine Mutter …”
    “Ihre Mutter hat Sie zu dieser Verbindung genötigt?” warf Jared ein, obwohl ihm klar war, dass er zu weit ging.
    “Niemand hat mich gezwungen, mich mit Frederick zu vermählen”, erklärte Amanda ungehalten. “Ich habe eine Vernunftehe geschlossen, die im Verlauf der kurzen Zeit, die ich mit Frederick zusammen war, zu einer sehr glücklichen Zweisamkeit geführt hat. So, und nun lassen wir dieses Thema auf sich beruhen”, fügte sie unwirsch hinzu.
    Betreten schaute Jared sie an und überlegte, ob es nicht besser sei, sich zu verabschieden und zu gehen.
    Plötzlich fiel ihr auf, dass sein Blick sich trübte und er jäh die Hand an die Stirn hob. “Was ist mit Ihnen?” fragte sie betroffen und dachte daran, zu läuten und jemanden zu Dr. Dalgleish zu schicken. Der Ausdruck in Mr. Brownsmith’ Augen wurde jedoch sogleich wieder klar, sodass sie beruhigt war.
    “Mir war einen Moment lang schwindlig”, gestand er. “Entschuldigen Sie, aber ich weiß nicht mehr, was Sie zuletzt gesagt haben.”
    “Sie erinnern sich

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