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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Muster hinterließen. Die Damen gaben vorwurfsvoll-besorgte Geräusche von sich und musterten die ungewohnte Erscheinung mit missbilligenden Blicken.
    »Verliert sie jetzt endgültig den Verstand?«, flüsterte die Frau neben Mrs. Bracken deutlich hörbar.
    »Nein, ganz im Gegenteil«, hörte Elizabeth Mrs. Brackens Stimme, »ich glaube eher, sie strengt sich gerade besonders an, ihn wiederzufinden.«
    Wieder wurde abschätzig gemurmelt, und noch in Hörweite philosophierten die Frauen darüber, dass Elizabeth ganz sicher nicht die Einzige war, die den Verstand verloren hatte.
    Im Büro ignorierte Elizabeth Beccas Starren und Poppys leisen Aufschrei. »Das ist doch mal was anderes!«, rief Letztere, aber Elizabeth marschierte unbeirrt weiter in ihr Büro und schloss die Tür leise hinter sich. Nichts sollte hier hereinkommen. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken an die Tür und versuchte zu verstehen, warum sie so furchtbar zitterte. Was war in ihr aufgewirbelt worden? Welche Monster waren aus dem Schlaf gescheucht worden und tobten jetzt unter ihrer Haut herum? Sie holte tief Luft durch die Nase und stieß sie wieder aus, wobei sie langsam bis drei zählte, bis ihre schwachen Knie endlich nicht mehr schlotterten.
    Alles war zwar etwas peinlich, aber in Ordnung gewesen, solange sie bunt wie ein Regenbogen durch die Stadt marschierte. Alles war in Ordnung gewesen, bis Ivan etwas gesagt hatte … was war das gewesen? Was hatte er gesagt? Auf einmal fiel es ihr wieder ein, und ein Frösteln durchlief ihren Körper.
    Flanagan’s Pub. Sie mied Flanagan’s Pub. Immer. Aber sie hatte es nicht bemerkt, bis er sie darauf aufmerksam gemacht hatte. Warum mied sie den Pub? Wegen Saoirse? Nein, Saoirse trank im Camel’s Hump, ein paar Häuser weiter. Sie blieb weiter an der Tür stehen und zermarterte sich den Kopf, bis ihr schwindlig wurde vor lauter Gedanken. Das Zimmer begann sich zu drehen, und sie kam zu dem Schluss, dass sie nach Hause musste. Zu Hause hatte sie die Kontrolle über das, was vorging, wer hereinkam, wer wieder heraus durfte. Dort hatten alle Dinge ihren Platz, dort war jede Erinnerung klar und eindeutig. Sie brauchte Ordnung.
     
     
    »Wo ist dein Sitzsack, Ivan?«, fragte Calendula und schaute mich von ihrem gelb gestrichenen Holzstuhl herunter an.
    »Ach, den hatte ich lange genug«, antwortete ich. »Jetzt drehe ich mich lieber.«
    »Schön«, meinte sie und nickte anerkennend.
    »Opal ist heute aber echt spät dran«, stellte Tommy fest und wischte sich die Rotznase am Arm ab.
    Calendula sah angeekelt weg, strich ihr hübsches gelbes Kleid glatt, kreuzte die Füße und wippte mit ihren weißen Lackschuhen und Spitzensöckchen, während sie leise den Summsong summte.
    Olivia strickte wie üblich in ihrem Schaukelstuhl. »Sie wird schon kommen«, schnarrte sie.
    Jamie-Lynn angelte sich ein Teilchen mit Rice Crispies und Schokolade und ein Glas Milch vom Tisch, aber dann musste sie plötzlich husten und prustete sich die Milch über den Arm. Schnell leckte sie sie ab.
    »Hast du wieder im Wartezimmer beim Arzt gespielt, Jamie-Lynn?«, fragte Olivia und musterte die Kleine ärgerlich über den Rand ihrer Brille hinweg.
    Jamie-Lynn nickte, hustete erneut auf ihr Teilchen und biss ein Stück ab.
    Calendula rümpfte die Nase und kämmte ihrer Barbie weiter mit einem kleinen Kamm die Haare.
    »Opal hat dir doch schon tausend Mal gesagt, dass es in Wartezimmern von Bakterien nur so wimmelt. Von den Spielsachen, mit denen du da so gern spielst, wirst du krank.«
    »Ich weiß«, entgegnete Jamie-Lynn mit vollem Mund. »Aber irgendjemand muss den Kids doch Gesellschaft leisten, wenn sie da rumsitzen und warten, dass sie endlich drankommen.«
    Weitere zwanzig Minuten später tauchte Opal auf. Besorgte Blicke wurden gewechselt. Opal wirkte wie ein Schatten ihrer selbst. Sie schwebte nicht in den Raum wie eine frische Morgenbrise, sondern jeder ihrer Schritte war schwer wie mit Beton beladen. Sofort wurden alle ganz still und schauten auf die tiefblaue, fast schwarze Farbe, die ihr folgte.
    »Einen guten Tag, meine Freunde«, begrüßte Opal die Versammlung. Sogar ihre Stimme klang anders, irgendwie gedämpft und in einer anderen Dimension zurückgehalten.
    »Hallo, Opal.« Alle sprachen ganz leise, als würde jedes Geräusch über einem Flüstern dazu führen, dass ihre sonst so stabilen Mauern sich in Schutt und Asche auflösten.
    Sie lächelte sanft in die Runde und nahm die Unterstützung zur Kenntnis.

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