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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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zu weinen«, flehte ihr Vater leise und versuchte ihr ein Lied vorzusingen, ein Schlaflied, das Elizabeths Mutter oft sang. Elizabeth drückte die Hände noch fester auf die Ohren, aber sie hörte Saoirses Gebrüll und das unmelodische Singen ihres Vaters immer noch. Elizabeth setzte sich auf, und ihre Augen brannten von einer weiteren Nacht voller Tränen und ohne Schlaf.
    »Möchtest du deine Flasche, mein Baby?«, fragte ihr Vater leise im Nebenzimmer. »Nein? Ach, Liebes, was willst du denn?« Voller Schmerz fuhr er fort. »Ich vermisse sie auch, Liebes, ich vermisse sie auch.« Und dann begann er zu weinen. Saoirse, Brendan und Elizabeth weinten zusammen um Gráinne, aber alle drei fühlten sie sich allein in dem kleinen, vom Wind gebeutelten Haus.
    Auf einmal erschienen Scheinwerfer am Ende der langen Straße. Blitzschnell kroch Elizabeth unter der Decke hervor, setzte sich ans Fußende ihres Betts, und ihr Magen krampfte sich vor Aufregung zusammen. Es war ihre Mutter, sie musste es sein, wer sonst sollte um zehn Uhr abends hierher kommen? Vor Freude hopste sie auf und ab.
    Das Auto hielt vor dem Haus, die Tür wurde geöffnet, und heraus stieg Kathleen, Gráinnes Schwester. Ohne die Tür zu schließen und ohne die Scheinwerfer und die wild über die Windschutzscheibe schabenden Scheibenwischer auszustellen, marschierte sie zum Gartentor, schubste es auf, sodass es heftig quietschte, und klopfte an die Haustür.
    Mit der schreienden Saoirse auf dem Arm öffnete ihr Brendan. Elizabeth sauste zum Schlüsselloch und spähte hinaus auf den Korridor.
    »Ist sie hier?«, wollte Kathleen wissen, ohne Begrüßung, ohne ein freundliches Wort.
    »Psst«, machte Brendan. »Du weckst Elizabeth.«
    »Als wäre die nicht längst wach bei dem Geschrei. Was hast du bloß mit dem armen Kind angestellt?«, fragte sie entsetzt.
    »Das arme Kind braucht seine Mutter«, entgegnete er mit lauter Stimme. »Wie wir alle«, fügte er etwas sanfter hinzu.
    »Gib sie mir mal«, forderte Kathleen.
    »Du bist doch ganz nass«, meinte Brendan und trat mit dem winzigen Bündel zurück.
    »Ist sie hier?«, fragte Kathleen abermals, und ihre Stimme klang immer noch wütend. Sie stand vor der Haustür, ohne zu fragen, ob sie hereindurfte, und Brendan hatte sie auch nicht eingeladen.
    »Natürlich ist sie nicht hier«, antwortete Brendan und versuchte Saoirse zu beruhigen, indem er sie sachte auf und ab warf. »Ich dachte, ihr hättet sie zu dem Zauberort gebracht, wo man sie für immer heilen kann«, sagte er ärgerlich.
    Aber Kathleen seufzte nur. »Angeblich war es die beste Einrichtung überhaupt, Brendan, besser als die anderen auf jeden Fall. Aber jetzt ist sie weg«, fügte sie hinzu.
    »Weg? Was meinst du mit weg?«
    »Heute Morgen war sie nicht in ihrem Zimmer, und niemand hat sie gesehen.«
    »Sie verschwindet gern mitten in der Nacht, deine Mutter«, sagte Brendan zu Saoirse. »Na ja, wenn sie nicht dort ist, wo ihr sie hingeschickt habt, dann braucht ihr nicht weit von hier zu suchen. Bestimmt ist sie bei Flanagan’s.«
    Elizabeths Augen weiteten sich, und sie schnappte nach Luft. Ihre Mutter war hier in Baile na gCroíthe, sie war doch nicht weggegangen!
    Saoirse jammerte ununterbrochen.
    »Um Himmels willen, Brendan, kannst du sie denn nicht beruhigen?«, beklagte sich Kathleen. »Du weißt, ich kann die Kinder nehmen, sie können bei mir und Alan wohnen …«
    »Sie sind
meine
Kinder, und ihr werdet sie mir nicht wegnehmen, wie ihr mir schon Gráinne weggenommen habt«, knurrte er. Saoirses Weinen wurde leiser.
    Eine ganze Weile sagten die beiden Erwachsenen nichts mehr.
    »Mach, dass du wegkommst«, befahl Elizabeths Vater schließlich mit schwacher Stimme, als hätte sein Ausbruch ihn die letzte Kraft gekostet.
    Die Haustür fiel ins Schloss, und Elizabeth sah zu, wie Kathleen das Gartentor zuknallte und in ihren Wagen stieg. Durchs Fenster beobachtete sie, wie das Auto davonfuhr und die Lichter in der Ferne verschwanden, zusammen mit Elizabeths Hoffnung, mit ihr kommen und ihre Mutter sehen zu können.
    Ein Hoffnungsschimmer blieb. Ihr Vater hatte Flanagan’s erwähnt. Elizabeth wusste, wo das war, sie ging jeden Tag auf dem Weg zur Schule dort vorbei. Sie würde ihre Tasche packen, ihre Mutter suchen und mit ihr weit weg von ihrer brüllenden kleinen Schwester und ihrem wortkargen Vater leben und jeden Tag ein Abenteuer erleben.
    Der Türgriff bewegte sich, sie hechtete unter die Decke und stellte sich schlafend. Ganz fest

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