Zwischen Himmel und Liebe
bei Ihnen sein zu dürfen.«
Er streckte ihr die Hand entgegen und schüttelte ihre behutsam. Elizabeth fühlte seine weiche Haut, und der dicke Kloß in ihrem Hals hinderte sie am Sprechen.
»Viel Glück für Ihr Meeting morgen«, sagte er mit einem ermutigenden Lächeln, wandte sich um und verließ das Wohnzimmer. Luke, der noch einmal heruntergekommen war, schloss die Haustür hinter ihm, schrie: »Ciao, Sam!«, lachte laut und rannte polternd die Treppe wieder hinauf.
Später lag Elizabeth im Bett, ihr Kopf war heiß, ihre Nase verstopft, und die Augen taten ihr weh vom Weinen. Sie umarmte ihr Kissen ganz fest und kuschelte sich unter ihre Decke. Durch die offenen Vorhänge schien der Mond herein und zauberte einen Pfad aus silberblauem Licht durch ihr Zimmer. Sie blickte aus dem Fenster und sah dort denselben Mond, den sie schon als Kind beobachtet hatte, und dieselben Sterne, von denen sie sich immer das Gleiche gewünscht hatte, als ihr auf einmal etwas einfiel.
Sie hatte Ivan überhaupt nichts von dem Meeting morgen erzählt!
Fünfzehn
Als Elizabeth ihr Gepäck aus dem Taxi gehievt hatte und es hinter sich her zum Check-in-Bereich des Flughafens von Farranfore zog, stieß sie einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Jetzt hatte sie endlich das Gefühl, unterwegs nach Hause zu sein. Nur einen Monat hatte sie in New York gewohnt, und schon fühlte sie sich dort heimischer als jemals in Baile na gCroíthe. Sie begann, Freundschaften zu schließen, und das nicht nur aus einem seltsamen Pflichtgefühl heraus, sondern weil sie Lust dazu hatte.
»Wenigstens ist das Flugzeug pünktlich«, sagte Mark, als er sich in der kleinen Check-in-Schlange zu ihr gesellte.
Elizabeth lächelte ihn an und lehnte die Stirn an seine Brust. »Jetzt brauch ich noch einen Urlaub, damit ich mich von dem hier erholen kann«, scherzte sie müde.
Mark lachte, küsste sie auf den Kopf und fuhr mit den Fingern durch ihre dunklen Haare. »Das nennst du Urlaub? Heimkommen und unsere Familien besuchen? Lass uns nach Hawaii fliegen, wenn wir zurück sind.«
Elizabeth hob den Kopf. »Na klar, Mark, das kannst du gerne meinem Boss erzählen. Du weißt doch, dass ich dringend zu diesem Projekt zurück muss.«
Mark musterte ihr entschlossenes Gesicht. »Du solltest es alleine machen.«
Elizabeth verdrehte die Augen und lehnte die Stirn wieder an seine Brust. »Nicht schon wieder dieses Thema«, sagte sie, und ihre Stimme klang dumpf in seinem Dufflecoat.
»Hör zu«, beharrte er und hob ihr Kinn mit dem Zeigefinger hoch, sodass sie ihn ansehen musste. »Du arbeitest Tag und Nacht, nimmst so gut wie nie frei und machst dir den totalen Stress. Wofür?«
Sie machte den Mund auf, um zu antworten.
»Wofür?«, wiederholte er, ehe sie so weit war.
Wieder öffnete sie den Mund, und wieder kam er ihr zuvor. »Tja, ich sehe, dass du zögerst, deshalb sage ich es dir.« Er lächelte. »Für
andere Leute
. Damit sie die Lorbeeren einheimsen.
Du
machst die Arbeit
, sie
kriegen den ganzen Ruhm.«
»Entschuldige mal«, widersprach Elizabeth mit einem halbherzigen Lachen. »Ich werde extrem gut für meinen Job bezahlt, das weißt du, und wenn ich so weitermache, dann kann ich mir nächstes Jahr um diese Zeit das Haus leisten, das wir uns angeschaut haben, vorausgesetzt natürlich, wir bleiben in New York …«
»Meine liebe Elizabeth«, fiel Mark ihr ins Wort. »Wenn du so weitermachst, dann ist das Haus um diese Zeit nächstes Jahr
verkauft
und an seiner Stelle steht ein Wolkenkratzer oder eine furchtbar trendige Bar, in der man keinen Alkohol kriegt, oder ein Restaurant, das kein Essen serviert, ›
weil es das noch nie gegeben hat‹
« – er machte mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft, und Elizabeth musste lachen – »und natürlich wirst du alles weiß streichen, Neonlampen im Boden anbringen und dich weigern, Möbel zu kaufen, weil die zu viel Platz wegnehmen würden«, neckte er sie. »Aber die Anerkennung dafür würden andere Leute kriegen.« Er sah sie mit gespieltem Entsetzen an. »Stell dir das bloß mal vor. Das ist
deine
weiße Wand, die gehört sonst keinem, keiner darf sie dir wegnehmen. Ich möchte meine Freunde mitbringen und ihnen sagen: ›Seht her, das hat alles Elizabeth gemacht. Drei Monate hat sie dafür gebraucht, die ganzen weißen Wände und keine Stühle, aber ich bin stolz auf sie. Hat sie das nicht toll hingekriegt?‹«
Inzwischen hielt sich Elizabeth den Bauch vor Lachen. »Ich würde niemals
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