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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Ihnen?«
    Ivan verdrehte die Augen. »Hoffentlich nicht. Für einen Jungen, der erst sechs ist, schnarcht er nämlich furchtbar laut.«
    Elizabeth lächelte. »
Erst
sechs – das klingt immer, als wäre es zu wenig, dabei stimmt das doch gar nicht!« Sie stockte und nahm schnell einen Schluck Kaffee.
    Er zog die Brauen hoch. »Was war das denn?«
    »Nichts«, nuschelte sie. Während Ivan sich im Zimmer umsah, beobachtete sie ihn verstohlen weiter. Wie alt er wohl war? Er war groß und muskulös, männlich, besaß aber einen jungenhaften Charme. Er brachte sie ganz durcheinander. Schließlich beschloss sie, den Stier bei den Hörnern zu packen.
    »Ivan, ich bin ein wenig verwirrt«, gestand sie und holte tief Luft.
    »Das sollten Sie nicht sein. Verwirrung bringt nichts.«
    Elizabeth merkte, dass sie gleichzeitig die Stirn runzelte und lächelte. Sogar ihr Gesicht war verwirrt. »Okay«, sagte sie langsam und bedächtig. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie frage, wie alt Sie sind?«
    »Nein«, antwortete er fröhlich. »Überhaupt nicht.«
    Schweigen.
    »Und?«
    »Und was?«
    »Wie alt sind Sie?«
    Ivan lächelte. »Nun, sagen wir einfach, dass mir eine bestimmte Person mitgeteilt hat, dass ich genauso alt bin wie Sie.«
    Elizabeth lachte. So etwas hatte sie sich schon gedacht. Offensichtlich war Ivan keiner von Lukes unsensiblen Kommentaren erspart geblieben.
    »Kinder halten einen jung, Elizabeth«, fuhr er fort, und jetzt klang seine Stimme ernst, und seine Augen wirkten tief und nachdenklich. »Mein Job ist es, mich um Kinder zu kümmern, ihnen zur Seite zu stehen und für sie da zu sein.«
    »Sind Sie in der Jugendfürsorge tätig?«, fragte Elizabeth.
    Ivan dachte nach. »So könnte man es nennen. Ich bin sozusagen ein professioneller bester Freund, ein Mentor …« Er breitete die Hände aus und zuckte die Achseln. »Kinder sind diejenigen, die immer ganz genau wissen, was in der Welt vorgeht, wissen Sie. Sie
sehen
mehr als Erwachsene, sie
glauben
mehr. Sie sind ehrlich, und man weiß immer, wirklich immer, woran man bei ihnen ist.«
    Elizabeth nickte zu allem. Offenbar liebte Ivan seine Arbeit. Als Vater und als Profi.
    »Interessanterweise lernen Kinder viel mehr und viel schneller als Erwachsene«, meinte er und beugte sich vor. »Wissen Sie auch, warum?«
    Elizabeth vermutete, dass ihr irgendeine ausführliche wissenschaftliche Erläuterung bevorstand, schüttelte aber trotzdem den Kopf.
    »Weil sie offen sind. Weil sie lernen
wollen
. Erwachsene denken meistens, sie wissen schon alles.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Sie vergessen so leicht, und statt ihr Gehirn zu öffnen und zu entwickeln, wählen sie sich einfach irgendetwas aus, was sie glauben und was sie nicht glauben. Aber man kann sich nicht einfach aussuchen, was man glauben will – entweder man glaubt es, oder man glaubt es nicht. Deshalb lernen die Erwachsenen viel langsamer. Sie sind zynisch, verlieren ihren Glauben und wollen nur noch die Dinge wissen, die ihnen dabei helfen, einen Tag nach dem anderen zu überstehen. Aber, Elizabeth« – er senkte die Stimme zu einem Flüstern und sah sie mit seinen großen strahlenden Augen an, sodass sie eine Gänsehaut auf den Armen bekam und schauderte, als wäre er dabei, das größte Geheimnis der Welt mit ihr zu teilen – »es sind die
Extras
, die das Leben machen.«
    »Die das Leben wie machen?«, fragte sie, ihre Stimme nicht mehr als ein Wispern.
    Er lächelte: »Die das
Leben
machen.«
    Elizabeth schluckte, denn sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals. »Und das ist alles?«
    Aber Ivan lächelte weiter. »Wie meinen Sie das? Was ist denn mehr als das Leben? Was wollen Sie sonst noch? Das ist das Geschenk. Das Leben ist
alles
, und man lebt nicht richtig, bevor man anfängt zu glauben.«
    »An was zu glauben?«
    Ivan rollte mit den Augen und grinste weiter. »Ach, Elizabeth, das werden Sie schon noch herausfinden.«
    Aber Elizabeth wollte die Extras, von denen er gesprochen hatte. Sie wollte das Glitzern und die Aufregung, sie wollte Ballons in einem Gerstenfeld steigen lassen, sie wollte ein Zimmer voller rosa Törtchen. Schon traten ihr wieder die Tränen in die Augen, und bei dem Gedanken, sie könnte vor diesem Mann anfangen zu weinen, klopfte ihr das Herz laut und dumpf in der Brust. Aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen, denn Ivan stand gerade auf.
    »Elizabeth«, sagte er sanft, »damit möchte ich mich jetzt verabschieden. Es war mir eine Freude, heute Abend

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