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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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»Vielen Dank.«
    Er zuckte lässig die Schultern. »Eine meiner leichtesten Übungen. Gestern musste ich den UP S-Mann rausziehen.« Er warf das Abschleppseil auf die Ladefläche, wo es mit einem dumpfen Klatschen landete. »Er wirkte ganz schön unglücklich bei der Aktion.«
    »Das ist allerdings auch ein sehr tiefes Loch.« Ich sah es mir noch einmal genauer an.
    »Ja, ein echtes Monsterloch.« Wes fuhr sich mit der Hand durchs Haar, wobei ich die Tätowierung auf seinem Arm zwar sehen, aber nicht erkennen konnte, was sie darstellte, dazu stand er zu weit weg. »Wir müssten es zuschütten, das ist uns auch klar. Aber es wird nicht passieren.«
    »Warum nicht?«
    Er schaute zu Delias Haus rüber. Sie kam gerade über den Gartenweg auf uns zu, barfuß, in rotem T-Shirt und langem Rock.
    »Ist so ein Familiending«, antwortete Wes. »Manche Menschen glauben fest daran, dass es keine Zufälle gibt, sondern alles aus einem bestimmten Grund geschieht. Selbst Monsterlöcher auf der Straße.«
    »Und du nicht?«
    »Nein.« Sein Blick wanderte an meinem Wagen vorbei Richtung Loch, das er für einen Moment nachdenklich betrachtete. Erst als er mich unvermittelt ansah, wurde mir bewusst, dass ich ihn die ganze Zeit beobachtet hatte.»Egal«, sagte er schließlich. Ich konzentrierte mich wieder auf mein Lenkrad. »Man sieht sich«, fügte er hinzu.
    »Noch mal vielen Dank.« Ich legte den ersten Gang ein.
    »Kein Thema. Und denk dran: links halten.«
    »Ganz weit links«, antwortete ich. Er nickte, klopfte zweimal gegen meinen Kotflügel   – dong dong   – und marschierte auf seinen Truck zu. Ich drehte mein Lenkrad bis zum Anschlag und fuhr vorsichtig in einem weiten Bogen um das Loch herum. Knapp dreißig Meter weiter stand ich vor der Zufahrt zu Delias Haus, wo sie bereits auf mich wartete. Als ich die Fahrertür öffnen wollte, sah ich in meinem Rückspiegel Wes’ Truck als verschwommenes Spiel aus Licht und Schatten. Im Führerhaus waren seine Umrisse zu erkennen, sein Gesicht wurde von der Beleuchtung des Armaturenbretts angestrahlt. Dann verschwand er hinter einer Reihe Bäume, der Kies knirschte ein letztes Mal und weg war er.
     
    »Wes denkt eben, er kann alles reparieren.« Delia nahm sich ein Messer und schlitzte eine weitere Packung Truthahnfleisch auf. »Und falls er es nicht reparieren kann, will er aus den Bruchstücken und Einzelteilen zumindest was Neues basteln.«
    »Was findest du daran so schlimm?« Zum x-ten Mal an diesem Abend tauchte ich mein Messer in das Riesenglas Mayonnaise vor mir, um das nächste Sandwich zu bestreichen.
    »Nicht schlimm«, erwiderte sie. »Bloß   – eigen.«
    Wir befanden uns in Delias Garage, dem Hauptquartier von
Wish Catering
. Möblierung: zwei gigantische Profiöfen, ein mindestens so riesiger Kühlschrank und mehrere blitzende Stahltische, auf denen sich Schneidebretter und diverseandere Küchenutensilien türmten. Wir saßen einander gegenüber und bereiteten Sandwiches vor. Die Garagentür stand offen, draußen zirpten die Grillen.
    »Ich stehe auf dem Standpunkt«, fuhr sie fort, »dass man manche Dinge so lassen muss, wie sie sind, weil sie genau so sein sollen.«
    »Wie zum Beispiel das Loch?« Sofort fiel mir wieder ein, wie Wes zu Delia hinübergeschaut hatte, als wir darüber sprachen.
    Sie legte die Packung mit dem Truthahn aus der Hand und sah mich an. »Ich kann mir denken, was er zu dir gesagt hat. Nämlich dass das Loch nur meinetwegen überhaupt noch da ist. Und wenn ich es ihn endlich zuschütten ließe, wäre der Briefträger nicht so sauer auf uns, dass er sich quasi weigert uns die Post zu bringen. Außerdem blieben mir die Rechnungen von der Autowerkstatt erspart, die mir ständig ins Haus flattern   – wenn die Post denn mal kommt   –, weil wieder irgendein armer Mensch seine Autoreifen auf dem Weg hierher ruiniert hat.«
    »Nein, das hat er nicht gesagt.« Langsam und bedächtig bestrich ich die nächste Scheibe Brot, die vor mir lag, mit einer dünnen Mayonnaiseschicht. »Sondern dass manche Menschen glauben, es gäbe keine Zufälle. Und andere glauben das eben nicht.«
    Sie blickte nachdenklich vor sich hin. »So kann man das auch nicht sagen. Ich glaube nicht, dass
alles
aus einem bestimmten Grund passiert«, meinte sie schließlich. »Es ist bloß so . . . ich denke, manche Dinge sollen einfach nicht heil sein. Nicht perfekt, sondern chaotisch, improvisiert. Auf diese Weise sorgt das Universum für Gegensätzlichkeit, für

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