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Zwischen Krieg und Terror

Titel: Zwischen Krieg und Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Tilgner
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letzten Jahrhunderts sind keine neuen großen Erdölfelder erschlossen worden. Mit den Anschlägen auf die Förder- und Exporteinrichtungen schaffen es Aufständische und Terroristen immer wieder, die Erdölexporte zu unterbrechen. Aber dem Land gehen auch Milliardeneinnahmen aufgrund illegaler Öl- und Benzintransfers ins Ausland verloren. Jährlich muss Irak etwa für vier Milliarden Euro Benzin importieren. Ein Drittel dieser mit Devisen bezahlten Treibstoffe wird dann über dunkle Kanäle nach Jordanien, in die Türkei und nach Syrien geschleust.
    Aufständische, Terroristen, Schmuggler und korrupte Beamte im Ölministerium bilden ein Netzwerk der Sabotage. Gezielt sprengen Aufständische Pipelines, in denen Öl von den Bohrstellen zu den Raffinerien gepumpt wird. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass Beamte eingeweiht sind, dann werden sogar Sicherheitsdienste bestochen, um den Saboteuren die Arbeit zu erleichtern. Bei Polizeieinheiten hat die Korruption bereits ein solches Ausmaß erreicht, dass Beamte sich für Anschläge und Mordaktionen oder auch »normale« Überfälle anheuern lassen. Deshalb ist es für die Ölschmuggler auch kein Problem, sich ganze oder auch nur Teile der Tanklasterkolonnen beziehungsweise deren Ladung unter den Nagel zu reißen. Ali Al Alak, der für die Aufdeckung von Korruptionsfällen im Erdölministerium zuständige Beamte, geht davon aus, dass Schmuggler und Terroristen gezielt daran arbeiten, eine Erhöhung der Importe zu erzwingen. Vielfach liefern Tanklaster nur noch die Hälfte des ursprünglich geladenen und bezahlten Importbenzins an die staatlichen Depots. Kriminalität und Korruption konnten auch deshalb so um sich greifen, weil sich aus den niedrigen Benzin- und Dieselpreisen gewaltige Profite erzielen lassen: Offiziell ist die Ladung eines Lastzugs mit 25 000 Litern gerade 200 Euro wert. Auf den Schwarzmärkten der Nachbarländer kostet jedoch ein Liter knapp einen Euro, also das Hundertfache. Allein die Schutzgeldzahlungen für einen Schmuggeltransport werden auf 500 Euro geschätzt, etwa die gleiche Summe geht an Beamte. Nach Zahlung der Transportgebühren von etwa 800 Euro an den Fahrer und den Besitzer des Tankzugs verbleibt ein geschätzter Gewinn von 6000 Euro. Um die Ausfälle der eigenen Produktion noch zu steigern, werden sogar Mitarbeiter der Trupps, die Schäden an Pipelines reparieren, ermordet oder gekidnappt. Ein solches Netzwerk von Korruption und Terror kann nur beseitigt werden, wenn sich die Sicherheitslage im Irak grundsätzlich bessert.
    Dabei ist es für die Stabilisierung allerdings wichtig, dass es der Regierung in Bagdad gelingt, die Förderung und den Transport des Öls langfristig zu sichern. Vor allem im Norden des Landes verüben Aufständische Anschläge, mit denen sie die Exporte zum Teil für mehrere Tage zum Erliegen bringen. Selbst im schiitischen Südirak häufen sich Sabotageakte, lokale Politiker sind bereits mit Milizen in gewaltsame Auseinandersetzungen verwickelt, bei denen es darum geht, die Region und deren Ölvorkommen unter Kontrolle zu bekommen.

5
    Terroristen auf dem Vormarsch
    Wie ein Krebsgeschwür breitet sich der Terror im Irak aus. Am 7. August 2003 explodiert vor der jordanischen Botschaft eine Autobombe. Wartende, die in einer Schlange stehen, weil sie persönliche Angelegenheiten regeln wollen, und mehrere Beamte der neu gebildeten Polizei sterben sofort. Auch irakische Botschaftsangestellte werden getötet - insgesamt sind es siebzehn Menschen. Die Täter entkommen unerkannt. Von der Brutalität sind alle schockiert, doch der Anschlag passt zur wachsenden Welle der Gewalt vier Monate nach dem Einmarsch der Amerikaner.
    Seit Wochen mehren sich die Überfälle auf US-Soldaten. Aufständische nehmen Konvois unter Feuer oder greifen Fahrzeuge mit Panzerabwehrgranaten an. Die unterschiedlichsten Untergrundgruppierungen haben ihren Kampf gegen die US-TRUPPEN begonnen. Nicht einmal sie selbst kennen die diversen Organisationen. Oft sind es einfach Gruppen junger Männer, dann wieder von Offizieren angeführte Komitees, und in den Provinzen sind es die Stämme, die mobil machen. Sie wollen keine ausländischen Soldaten in ihrem Gebiet.
    Ãœber die Drahtzieher des Anschlags auf die jordanische Botschaft wird in Bagdad heftig spekuliert. Vor allem die Baathisten, also die Kader des alten

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