Zwischen Leidenschaft und Liebe
will sie ja mein Geld haben.«
»Eine Menge Leute wollen dein Geld haben.«
Claire war bereits an der Tür. »Du inbegriffen. Trag nicht meinen ganzen Schmuck auf einmal.«
Brat stand da und starrte auf die Tür, durch die ihre Schwester soeben gegangen war. »Ich möchte dein Geld nicht«, flüsterte sie. »Ich möchte, daß du aufhörst zu weinen.« Sie drehte sich um und ging zu der Kassette, in der sich Claires Schmuck befand, und nahm eine mit Rubinen besetzte Halskette heraus. »Und vielleicht möchte ich nicht immer die Arme in der Familie sein«, flüsterte sie und hielt die Kette ins Licht.
»Nein«, sagte Trevelyan im Inneren der Kutsche und schlug mit dem Stock gegen die Wagendecke.
Die Kutsche bewegte sich nicht, und Claire stieg ein. »Ich fahre mit, das ist mein letztes Wort. Du kannst mich nicht davon abhalten, auch wenn du das ganze Haus aufweckst und allen Leuten zeigst, daß du hier bist.«
»Die Hälfte dieser Hausbewohner weiß bereits, wo ich bin. Dank der vielen Leute, die bei mir aus- und einmarschieren, gibt es ja gar keine Möglichkeit, meine Anwesenheit geheimzuhalten.«
Claire ließ sich auf die Sitzbank ihm gegenüber nieder und bemerkte, daß er zum erstenmal perfekt nach der geltenden Mode gekleidet war. »Es gibt mehr als nur einen Grund für mich, dich zu begleiten. Ich kann dich beschützen.«
Trevelyan ließ ein spöttisches Lachen hören. »Du und mich beschützen? Du kannst dich selbst ja nicht mal vor einer verkrüppelten alten Frau schützen.«
Dieser Pfeil tat weh, und Claire blickte zur Seite.
Trevelyan schwieg einen Moment. »Nun gut - vielleicht kann sich niemand vor ihr schützen. Aber du mußt mir nicht helfen. Jack Powell war nicht derjenige, der mich umzubringen versuchte.«
»Wer war es dann?« Noch während sie ihn das fragte, steckte Trevelyan den Kopf durch das Wagenfenster und befahl Oman, loszufahren. Als sich die Kutsche in Bewegung setzte, lehnte sich Claire in das Polster zurück und lächelte ihn an.
Trevelyan betrachtete sie eine Weile. Es war ziemlich dunkel, und das einzige Licht, das in die Kutsche drang, kam von den beiden Kutscherlaternen. »Du fährst nicht meinetwegen mit, sondern weil du dich sonst zu Tode langweilst.«
»Ich langweile mich nicht. Nun ja - ein bißchen. Da Harry jetzt fort ist. . .«
»Da Harry jetzt fort ist, bist du frei. Du kannst dich aus dem Haus schleichen, ohne daß es jemandem auffällt. Selbst wenn Harry hier wäre, würde er vermutlich deine Abwesenheit nicht bemerken. Ich hörte, er möchte dir Schrotgewehre zur Hochzeit schenken.«
»Es wäre mir sehr lieb, wenn wir nicht über Harry und mich sprechen würden. Warum erzählst du mir nicht, wie du die Perle des Mondes gefunden hast? Ist es eine sehr große Perle?«
»Die Perle des Mondes ist kein Objekt, sondern eine Person. Genauer gesagt, eine weibliche Person. Sie ist das Oberhaupt der Pesha-Religion.«
»Du meinst, eine Art Priesterin?«
Trevelyan sah sie mit einem schiefen Grinsen an. »Eher eine Prinzessin. Oder möglicherweise eine Göttin.«
Claires Lider zuckten.
Trevelyan lächelte. »Willst du, daß Oman die Kutsche anhält, damit du aussteigen kannst? Du siehst mir nicht so aus, als würde dir die Idee, eine Frau zu retten, gefallen. Wäre es dir lieber, es würde sich um die größte Perle der Welt handeln? Ich würde meinen Hals nicht für eine Perle riskieren, auch wenn sie so groß wäre wie ein Haus.«
Claire versuchte die Neuigkeiten zu verarbeiten. Es machte für sie gewiß keinen Unterschied, ob sie nun statt eines seltenen Juwels eine Frau retteten. »Sie muß ja sehr verehrungswürdig sein. Hast du sie aus Pesha herausgebracht, um der Welt zu beweisen, daß du dort gewesen bist?«
»Nein. Nyssa kam freiwillig mit. Sie verließ die Stadt mit mir, weil sie es so wollte. Nyssa macht immer, was sie will.«
»Ich verstehe. Ich schätze, dieses Recht hat sie sich verdient. Sie muß schon sehr lange Priesterin gewesen sein.«
Trevelyan antwortete nichts darauf.
»Warum wird sie die Perle des Mondes genannt? Hat sie vielleicht perlmuttfarbenes Haar?«
Trevelyan lächelte sie im Dunklen an. »Sie wird so genannt, weil man glaubt, daß sie die schönste Frau der Welt sei.«
»Oh«, war alles, was Claire darauf erwidern konnte. Sie blickte in die nachtdunkle Landschaft. »Ist sie schon lange Priesterin?«
Als Trevelyan nichts antwortete, blickte sie ihn an. Er gab ihren Blick mit einem wissenden Lächeln zurück. »Schön«, sagte Claire
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