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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Schritt zur Seite, blickte ihn aber weiter mit funkelnden Augen an. »Harry hat Sie um einen Gefallen gebeten. Sie sind ihm verpflichtet und sollten etwas unternehmen.«
    Trevelyan legte seine Feder weg und betrachtete sie. »Weil Sie bereit sind, diesem Mann Ihr Leben zu opfern, bedeutet das nicht, daß ich mich Ihrem Beispiel anschließe. Ich habe nicht die Absicht, etwas anderes zu unternehmen als das, was ich bereits tue. Möchten Sie frühstücken?«
    »Natürlich möchte ich das.«
    Sie folgte ihm ins Schlafzimmer, wo bereits zwei Teller mit dampfendem Rührei auf dem Tisch standen. Sie vermutete, daß sie im Schlafzimmer aßen, weil Oman im Wohnzimmer keinen Platz mehr für einen zusätzlichen Tisch finden konnte. Sie schob sich eine Gabel mit Ei in den Mund. »Wer ist dieser MacTarvit?«
    »Schmeckt es Ihnen?«
    »Ich habe solche Eier noch nie gegessen, und sie schmecken köstlich. Wer ist MacTarvit?«
    »Curryeier. Ein indisches Gericht.«
    Sie funkelte ihn an.
    »Ein alter Mann. Seine Familie wohnt schon seit einer Ewigkeit auf diesem Land.«
    Sie blickte auf ihren Teller. »Warum kommt mir der Name irgendwie vertraut vor?«
    Trevelyan nahm einen Schluck aus seiner Teetasse - Claire fragte ihn nicht, ob es Tee oder Whisky war - und murmelte: »Tradition.«
    »Wie bitte?«
    Er sah sie aus schmalen Augen an. »Ich würde meinen, daß Sie mit Ihren romantischen Geschichtskenntnissen von dem Clan Ihres kostbaren Herzogs sehr rasch darauf kommen müßten, was die MacTarvits sind.« Damit hob er seine Teetasse, um ihr zuzuprosten.
    Claire legte ihre Gabel weg und blickte ihn staunend an. »Die Whiskybrenner«, sagte sie atemlos.
    Er gab ihr mit einem kleinen Lächeln zu verstehen, daß sie ins Schwarze getroffen hatte.
    Claire erhob sich und ging ans Fenster. »Alle großen Clans hatten kleinere Clans unter sich, die für bestimmte Aufgaben zuständig waren. Einige kleinere Clans waren Barden, die Gedichte schrieben und die Geschichte der Clanfamilie auswendig lernten. Andere waren Dudelsackpfeifer.« Sie drehte sich um und sah ihn an. »Die MacTarvits brannten den Whisky.«
    Abermals hob er seine Tasse zum Salut. »Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Gedächtnis.«
    Sie setzte sich wieder an den Tisch und widmete sich erneut den Curryeiern. »Und nun ist dieser alte Mann der letzte seines Clans in Schottland. Der letzte Vertreter einer großen Tradition von Whiskybrennern. Der . . .«
    »Sicherlich nicht der letzte Whiskybrenner in Schottland. Harry müßte nicht auf den Whisky verzichten, wenn MacTarvit hier das Feld räumt.«
    »Aber wovon will MacTarvit dann leben?«
    »Ich glaube nicht, daß sich Harrys Mutter, die Herzogin, dafür interessiert. Sie denkt nur an das Rindvieh, das ihr gestohlen wurde.«
    »Aber was ist dann aus der Tradition geworden?« rief Claire in leidenschaftlichem Ton. »Hat denn keiner von euch Sir Walter Scott gelesen?«
    Trevelyan mußte lachen, aber es war kein angenehmes, sondern ein sehr zynisches Lachen. Das Lachen eines Mannes, der alles wußte, alles gesehen hatte und sich über die Dummheit und Naivität seiner Mitmenschen amüsiert.
    »Es ist mir gleichgültig, wie Sie über Sir Walter Scott denken, aber es ist Tradition, daß sich die Clans gegenseitig bestehlen. Wenn dieser Mann jahrelang den Whisky für die Familie gebrannt hat, kann ich mir vorstellen, daß er auch das Geld hat, sich die Kühe zu kaufen, wenn er das möchte.«
    »Die Herzogin zahlt ihm nichts für seinen Whisky.«
    Claire starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Ihre Gnaden hat eine schlechte Meinung von Whisky. Sie hält ihn für einen üblen und ungesunden Fusel, und deshalb bezahlt sie ihm nichts dafür. Sie bestellt ihn nicht bei ihm, und sie meint, wenn trotzdem etwas ins Haus kommt, muß sie es nicht bezahlen. Zudem hat sie diesen Mann schon immer gehaßt und möchte deshalb, daß er die Gegend verläßt.«
    »Aber das Land gehört doch Harry!«
    Er sah sie mit einem bösen kleinen Lächeln an. »Wenn Sie das glauben, wissen Sie gar nichts.«
    Claire hatte inzwischen den Teller leergegessen, stand auf, ging zum Bett und strich mit der Hand über den Pfosten am Fußende. Dies war die Lagerstatt von Bonnie Prinz Charlie gewesen, und sie hatten eben über eine Familie gesprochen, die für den Clan seit vielen Generationen den Whisky gebrannt hatte, aber die Familie schien die Tradition nicht zu achten.
    Sie drehte sich zu Trevelyan um. »Sie müssen etwas unternehmen.«
    »Warum muß ich etwas unternehmen?

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