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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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her? Und warum bist du nicht beim Unterricht?«
    Brat öffnete den Mund, um etwas zu sagen; aber Claire winkte ab. »Erzähl mir bitte nicht, was du diesmal mit deiner bedauernswerten Gouvernante angestellt hast. Ich wundere mich, wie du es fertiggebracht hast, keine Analphabetin zu bleiben.«
    »Ich kann mindestens so gut schreiben und lesen wie Mutter.«
    Claire bedachte ihre Schwester mit einem vorwurfsvollen Blick, aber Brat lächelte nur und sagte: »Die Leute hier fragen sich schon, was du den ganzen Tag über treibst.«
    »Oh, nicht viel«, erwiderte Claire. »Die meiste Zeit gehe ich spazieren.«
    »Und du ißt nie etwas. Zumindest nicht am Tisch mit den anderen.« Brat beugte sich vor. »Dir hängt ein Essensrest zwischen den Zähnen.«
    Claire drehte den Kopf zur Seite und entfernte ihn mit dem Fingernagel. »Hast du nichts anderes zu tun, als mich zu belästigen? Zum Beispiel die Ohrringe an den Platz zurückzulegen, wo sie hingehören?«
    »Ich kann sie nicht eher abnehmen, bis meine Ohrläppchen verheilt sind.«
    Claire schüttelte den Kopf. »Du bist viel zu jung dazu, dir schon Ohrlöcher stechen zu lassen. Wer, zum Kuckuck, hat sich dafür hergegeben?«
    »In diesem Haus kann man alles bekommen, was man sich wünscht.«
    »Wie soll ich das verstehen!«
    Brat sagte mit vor Staunen glänzenden Augen: »Claire, das ist das seltsamste Haus auf der Welt, in dem die verrücktesten Leute wohnen. Du kennst doch diesen dürren kleinen Mann mit den langen Haaren, der dir beim Dinner gegenübersitzt?«
    »Woher weißt du, wo ich beim Dinner sitze?«
    »Ich weiß eine Menge. Egal - dieser Mann wohnt am entfernten Ende des Ostflügels und veranstaltet Theateraufführungen. Er ist der einzige Schauspieler und hat nie Zuschauer. Das Seltsame an ihm ist, daß er eine Zeile spricht, dann das Kostüm wechselt, wieder eine Zeile spricht, abermals das Kostüm wechselt und so fort, und da er jedesmal mindestens zwanzig Minuten zum Umziehen braucht, dauert ein Akt natürlich viele Stunden. Er bot mir an, mich an dem Stück zu beteiligen, aber wir haben uns dann furchtbar gestritten, als ich Elisabeth die Erste spielen wollte.«
    »Und du hast vermutlich gewonnen.«
    »Ja. Er wollte, daß ich mir die Haare abrasiere und eine rote Perücke trage, aber ich weigerte mich. Und du kennst doch diese beiden kleinen alten Ladies, die neben Vater sitzen? Das sind Diebinnen. Ehrlich. Sie schleichen in alle Zimmer und klauen Sachen. Du solltest sie mal beim Dinner beobachten - am Ende der Mahlzeit liegt kein silbernes Besteck mehr auf ihren Tellern, weil sie es in ihren Ärmeln versteckt haben.«
    »Davon werden ihre Kleider bestimmt nicht sauberer.«
    »Der Butler muß sich das Silberbesteck jede Woche aus ihren Zimmern holen, es sei denn, es kommen mehr Leute zum Essen, und er braucht es früher.«
    »Und was macht Mutter den ganzen Tag?«
    »Sie verbringt ihre Nachmittage mit zwei alten Eulen, die alles über jeden wissen. Sie erzählen Mutter den ganzen Klatsch über Herzöge, Earls und Grafen. Du solltest einmal hören, was sie ihr über den Prince of Wales erzählen.«
    »Du solltest das aber nicht hören. Hast du wieder an der Tür gelauscht?«
    »Wenn du gemein bist, verrate ich dir nicht, was ich über Harrys Mutter weiß.«
    Claire tat so, als interessierte sie das nicht. »Ihre Gnaden, meinst du wohl.«
    »Das kostet dich aber was.«
    Claire stand auf.
    »Also gut - ich sag’s dir. Die alte Frau haßt alle ihre Kinder bis auf Harry. Er ist ihr Liebling und sie vergöttert ihn. Sie hat sich gefreut, daß ihre beiden älteren Söhne gestorben sind und Harry Herzog wurde.«
    »Was für schreckliche Sachen du über sie sagst!«
    »Ich wiederhole nur, was ich gehört habe. Weißt du, daß sie ein lädiertes Bein hat? Sie kann nicht sonderlich gut gehen, und man munkelt, daß ihre Kutsche umstürzte und ihr das Bein zerquetschte, als sie ihren Mann verlassen wollte. Harry wurde sechs Monate später geboren. Angeblich verehrt er seine Mutter und tut alles, was sie von ihm verlangt.« Brat blickte ihre ältere Schwester listig an. »Er würde sogar die Frau heiraten, die seine Mutter für ihn aussucht.«
    Claire betrachtete ihre Schwester mit einem kühlen Lächeln. »Was für ein interessantes Haus. Ich sollte mich bemühen, diese Leute kennenzulernen. Ich möchte nicht, daß sie auf komische Gedanken kommen, was meine ständige Abwesenheit betrifft.«
    »In diesem Haus könntest du beim Dinner lebendige Hühner essen, und sie

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