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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Abend, Sir«, ging um ihn herum und strebte wieder dem Haus zu.
    »Sie reden nicht mehr mit mir, wie?«
    »Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen.« Sie ging weiter, und er hastete an ihre Seite.
    »Haben Sie heute Ihre Mahlzeiten bekommen?«
    »Ja, jede.«
    »Und haben Sie einen interessanten Tag verbracht? Mit anregenden Gesprächen? Haben Sie über Politik geredet oder sogar etwas Neues über Ihren Bonnie Prinz Charlie erfahren?«
    »Es ist kalt hier draußen, und ich gehe jetzt ins Haus.«
    »Ich verstehe. Man hat Sie also wieder ignoriert.«
    Sie drehte sich ihm zu. »Niemand hat mich ignoriert! Ich habe ein paar sehr interessante Leute kennengelernt. Einen Theaterautoren, der mich in seinem nächsten Stück berücksichtigen und eine Rolle für mich schreiben will. Ich hatte eine interessante Diskussion über den Prince of Wales und lernte Harrys Schwester kennen. Wir haben ein paar schöne Stunden miteinander verbracht.«
    Trevelyan lachte laut.
    Claire konnte nicht umhin, in sein Lachen einzustimmen. Wie herrlich war es doch, sich mitteilen zu können und jemanden zu haben, der einen verstand! »In diesem Haus wohnen wirklich seltsame Leute. Leatrice hat eine Glocke in ihrem Wohnzimmer, und wenn ihre Mutter läutet, muß sie springen. Ich frage mich, ob sie ihre Wohnung außerhalb der Mahlzeiten überhaupt verlassen darf.«
    »Nein.«
    »Wie schrecklich! Und sie zieht sich an wie ein Kind. Ich frage mich, wie alt sie ist.«
    »Einunddreißig.«
    »So jung noch? Sie sieht älter aus. Sie ...« Claire hielt mitten im Satz inne, als sie sah, daß Trevelyan sich nur noch mühsam auf den Beinen halten konnte. Sie faßte ihn am Arm und führte ihn einen Pfad hinunter zu einer Bank. Inzwischen kannte sie sich schon recht gut im Garten aus.
    Als er Platz genommen hatte, setzte sie sich neben ihn, und er lehnte sich ein wenig an sie.
    Sie hätte jetzt gern den Arm um ihn gelegt, tat es aber nicht. Wenn sie die Bewohner des Hauses >seltsam< fand, dann traf diese Bezeichnung besonders für Trevelyan zu. War er ihr eben noch wie ein Gelehrter erschienen, so verhielt er sich im nächsten Moment wie ein Krimineller. Er versteckte sich in einem Turmzimmer, als wollte er jeden Kontakt mit Menschen meiden, aber jedesmal, wenn sie das Haupthaus verließ, war er zur Stelle. Er wartete auf sie - anders konnte sie seine Verhaltensweise nicht deuten obwohl er sich bemühte, das mit spöttischen oder zynischen Bemerkungen zu verschleiern. Das änderte freilich nichts an der Tatsache, daß er sich - wie sie -mit jemandem austauschen mußte.
    Sie merkte, wie er sich neben ihr entspannte. Sie fühlte sich zuweilen .. . nun, sie fühlte sich manchmal zu ihm hingezogen. Seine Augen hatten sie angesehen, als könnte sie nichts vor ihnen verborgen halten, und ihr war klargeworden, daß sie seine Gesellschaft meiden sollte. Doch in diesem Moment hegte sie mütterliche Gefühle für ihn, wollte ihn in die Arme nehmen und seine Stirn befühlen, ob er Fieber hatte. Am liebsten hätte sie ihn ins Bett gesteckt und ihm eine warme Suppe eingeflößt. Doch ihr Instinkt sagte ihr, daß ihm das nicht recht wäre. Sie setzte sich sehr gerade hin und tat so, als wüßte sie nicht, wie schwach er sich fühlte.
    »Heute morgen«, begann sie behutsam, »habe ich mich zu Unrecht über Sie geärgert. Sie mußten tun, was Sie für richtig halten.« Sie seufzte. »Dennoch wünschte ich mir, daß dieser MacTarvit hier bleiben könnte, bis Harry und ich verheiratet sind. Dann könnte ich dafür sorgen, daß ihm kein Leid geschieht.«
    »Sie versuchen also, die Rolle der Herzogin-Mutter zu übernehmen?« Trevelyans Stimme, die sonst so kräftig war, so voller Zuversicht, klang schwach.
    »Natürlich. Harry sagt, wenn ich die Herzogin, bin, kann ich tun und lassen, was ich will.«
    Trevelyan lachte. »Die alte Dame würde eher sterben als ihre Macht abtreten.«
    »Das deckt sich nicht mit dem, was Harry sagt.«
    »Und Harry weiß alles besser, nicht wahr?«
    Er hatte eine unnachahmliche Art, sie in Rage zu bringen. Sie vergaß ihre mütterlichen Gefühle, stand auf und blickte auf ihn hinunter. »Ich hoffe, Sir, daß Sie jetzt wieder zu Kräften gekommen sind und ohne meine Hilfe in Ihr Quartier zurückgehen können. Ich wünsche Ihnen Glück und ein langes Leben. Gute Nacht.« Damit drehte sie sich von ihm weg und eilte ins Haus.

7. Kapitel
    »Sie sind verstört«, sagte Oman, als er das Geschirr abräumte.
    »Frauen«, murmelte Trevelyan.
    Oman lächelte.

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