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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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»Diese ist anders, nicht wahr?«
    Trevelyan zog an seiner Pfeife. »Diese ist anders. Sie ist Feuer und Eis. Sie ist Frau und Kind.
    Sie weiß vieles und ist dennoch die Unschuld in Person.«
    Er lehnte sich zurück und blies Rauchringe gegen die Decke. »Sie könnte gefährlich werden«, sagte er laut. Seit er ihre Bekanntschaft gemacht hatte, war es mit seiner Ruhe dahin. Eben noch hatte er den Wunsch, mit ihr zu schlafen, und im nächsten Moment wollte er ihr etwas, das er geschrieben hatte, vorlesen. Heute abend hatte er ihre Zärtlichkeit gespürt und war überrascht gewesen. Frauen, die so leidenschaftlich waren wie sie, hatten in der Regel nichts für einen Mann übrig, wenn er krank war. Aber sie hatte sich seiner angenommen. Sie konnte ebenso mütterlich wie temperamentvoll sein - wenn er daran dachte, wie sie seine Hände betrachtet hatte, trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Er hätte ihr damals zu gern gezeigt, was er mit seinen Händen alles tun konnte.
    MacTarvit, dachte er. Sie möchte den alten MacTarvit kennenlernen, will, daß ich den alten Mann daran hindere, Vieh zu stehlen. Als ob mich das etwas anginge, dachte Trevelyan. Was schert mich ihre verdammte Tradition?
    Er blies noch mehr Rauchringe in die Luft und lächelte. Sie hatte sehr hübsch ausgesehen, als sie sich mit ihm wegen diesem alten Mann gezankt hatte. Ihr Haar, ihre Augen, ihr herrlicher Busen. »Harry weiß sie nicht zu schätzen«, sagte er laut. Harry weiß nicht, daß sie Verstand hat. Harry wußte nicht einmal, wie leicht man ihre Leidenschaft, die so dicht unter der Oberfläche schlummerte, wecken konnte, aber Harry hatte auch nicht genügend Interesse an ihr. Wenn sie zu mir gehören würde, dachte Trevelyan, würde ich mir die Zeit nehmen, ihr alles beizubringen, was sie nur lernen kann, und ich würde sie nicht tagelang allein lassen.
    Er brach stirnrunzelnd seinen Gedankengang ab und stand auf. »Ich gehe jetzt zu Bett«, sagte er und achtete nicht auf den schockierten Blick, den Oman ihm zuwarf. Trevelyan legte sich niemals vor ein Uhr morgens schlafen - er meinte, er habe zuviel in seinem Leben zu tun, als daß er viel Zeit ans Schlafen vergeuden könne.
    Trevelyan stand schon sehr zeitig am nächsten Morgen auf. Er verließ sein Wohnzimmer, ging die alte Wendeltreppe hinauf, öffnete eine Lukentür und kletterte auf das Dach. Er ging am Dachrand entlang und stellte fest, daß Harry mit seiner Bemerkung, daß das Dach dringend einer Reparatur bedürfe, recht hatte. Als er zu einer zweiten Lukentür kam, öffnete er diese und stieg eine schmale schmutzige Treppe hinunter. Offenbar hatte seit Jahren niemand mehr diese Treppe benutzt, denn er fand dort einen Spielzeugsoldaten und hob ihn auf. Er hatte weder ihm noch seinen älteren Brüdern gehört. Harry war nicht erlaubt worden, mit seinen Halbgeschwistern zu spielen.
    Trevelyan ging noch zwei Stockwerke tiefer, bis er zu einer kleinen Tür kam und sie öffnete. Wie er sich das gedacht hatte, hing vor ihm ein mächtiger Wandteppich.
    Er trat hinter dem Gobelin hervor und befand sich in einem dunklen Zimmer. Er erschrak, als er dort eine kleine rundliche grauhaarige Lady vorfand, die ihn im Zwielicht beobachtete. Er hatte Mühe, in dieser Düsternis zu erkennen, wer sie war.
    »Hallo, Tante May«, sagte er lächelnd. »Immer noch Schwierigkeiten mit dem Einschlafen?«
    Sie studierte ihn einen Moment. »Du bist Vellie, nicht wahr? Du bist inzwischen ein Mann geworden.«
    »Nein, Tante May. Vellie ist tot. Erinnerst du dich?«
    »Ah, ja, er starb.« Sie fuhr fort, ihn zu betrachten. »Wer bist du dann?«
    »Vellies Geist«, sagte er und kniff ein Auge zu.
    »Als Geist solltest du in diesem Haus eine Menge Gesellschaft finden«, sagte sie und verließ das Zimmer.
    »Nichts hat sich verändert«, murmelte Trevelyan, als er sich durch eine andere Tür in ein kleines Wohnzimmer begab und dort eine Tür in der Täfelung entdeckte.
    Als das Haus noch eine Burg war, hatte es viele geheime Ein- und Ausgänge gegeben - damit die Familie einen Fluchtweg besaß, falls Gefahr drohte. Als dann spätere Generationen die Burg durch Anbauten erweiterten, hatten sie die Tradition, geheime Gänge, Treppen und Türen anzulegen, beibehalten. Im achtzehnten Jahrhundert war einer von Trevelyans Vorfahren darangegangen, das Ganze mit einer modernen schönen Fassade zu umgeben, hatte sich jedoch nicht die Mühe gemacht, das Innere umzubauen, oder es hatte ihm das Geld dafür gefehlt. Und so war das

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