Zwischen Leidenschaft und Liebe
den Achseln, denn er verstand noch immer nicht. Es konnte doch unmöglich etwas so Geringfügiges wie diese Zeichnungen gewesen sein, das sie an jenem Tag so wütend gemacht hatte. Bestimmt war es die Entdeckung gewesen, daß er Captain Baker war. Er dachte, sie würde wieder zu ihm kommen, sobald sie ihre Scheu überwunden hatte. »Ich werde ihr sagen, daß diese Skizzen keine Bedeutung haben und daß sie wiederkommen soll. Ich wollte ihr damit nicht schaden.«
»Die Mädchen sind Ihnen schon immer nachgelaufen, nicht wahr?« sagte Angus. »Kein Mann hat das gemerkt. Aber die Mädchen mochten Sie lieber als Ihren älteren Bruder. Er war ein hübscher Teufel und sollte Herzog werden, aber die Mädchen haben sich eher für Sie interessiert.«
»Sie wissen gar nichts von mir. Ich habe von meinem zehnten Lebensjahr an nicht mehr hier gelebt.«
»Ich weiß mehr von Ihnen, als Sie ahnen, und ich möchte wetten, daß Ihre Mutter auch eine Menge über Sie weiß.« Angus schob eine Braue in die Höhe. »Und nun haben Sie vor, Harry die kleine amerikanische Erbin wegzunehmen.«
»Ich habe nicht diese Absicht.«
»Aber Sie haben mehr Zeit mit ihr verbracht als Harry.«
»Das ist nicht meine Schuld. Wenn ich mit ihr verlobt wäre, würde ich sie bestimmt nicht vernachlässigen.«
»Ja, Sie würden sie mit all dem verwöhnen, was sie liebt mit Büchern und Worten, und Sie würden den Clanchef-Kilt tragen.«
»Sie wußte doch nicht, daß es das Plaid des Clanchefs war. Sie hat ihn noch nie zuvor gesehen.«
»Aber viele von Ihren Bauern kannten ihn. Viele von ihnen wußten, wer Sie sind, an jenem Tag, als Sie an meiner Hauswand saßen und die Leute beim Tanzen beobachtet haben. Sie tanzten für den Clanchef und seine Lady.«
»Sie ist nicht meine ...« Er senkte die Stimme. »Sie ist nicht meine Lady und sollte es niemals werden. Wir sind . .. Freunde«, sagte er leise. »Mehr ist nicht zwischen uns, und mehr wird es auch niemals sein. Sie ist entschlossen, meinen Bruder zu heiraten und Herzogin zu werden.«
»Sie könnten ihr sagen, wer Sie sind. Ihre Eltern würden die Heirat billigen. Nach allem, was ich von ihnen hörte, wäre es ihnen egal, ob der Herzog hundert Jahre ist und auf Krücken daherkäme.«
Trevelyan sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. »Sie würde mich heiraten, weil ich ein Herzog bin, aber ich will niemanden heiraten. Ich könnte nicht mehr reisen, wenn ich verheiratet wäre, und ich will nicht die Verantwortung für dieses Haus und deren Bewohner übernehmen. Und ganz bestimmt möchte ich keine Frau, die mich wegen meines Titels heiraten würde.«
Angus gab einen Laut von sich, der wie ein Lachen klang. »Wenn mir ein hübsches Mädchen sagen würde, daß sie mich heiraten möchte, weil ich der Clanchef der MacTarvit bin, würde ich mit ihr zur Kirche rennen.«
»Das ist eben wieder einer dieser Unterschiede zwischen Ihnen und mir. Ich will nicht heiraten, ich will nicht der Herzog sein, und ich möchte mich jetzt nicht mehr mit Ihnen unterhalten. Ich habe zu arbeiten.«
»Sie beabsichtigt, Ihre Schwester mit James Kincaid zu verheiraten.«
»Was?« Trevelyan sah ihn verblüfft an. »Wieso weiß sie von dieser Sache? Das liegt Jahre zurück.«
»Ihr Bruder hat ihr davon erzählt.«
»Und es paßt zu ihrem Geschmack für das Romantische, daß sie die beiden zusammenbringen möchte. Sie will sie genauso glücklich machen, wie sie mit Harry ist.«
Angus berichtete ihm, daß Claire die Kinder der Herzogin als Eckpfeiler in deren Leben betrachtete. »Das Mädchen hat das von ihrem Großvater gelernt. Ich denke, sie beabsichtigt, der alten Frau die Macht wegzunehmen.«
Trevelyan schüttelte den Kopf. »Dummes amerikanisches Kind! Sie weiß nicht, wovon sie spricht. Sie hat keine Ahnung von dem wahren Charakter dieser alten Frau. Claire ist unschuldig wie ein Kind. Sie träumt von einem idyllischen Leben mit Harry und der Aufzucht blonder Kinder, die sich einen Titel an den Namen hängen können. Sie weiß nicht einmal, daß es solche Menschen wie diese alte Frau gibt.« Sein Zynismus verwandelte sich in Bitterkeit. »Diese Frau würde jeden umbringen, der versucht, ihr entweder Harry oder ihre Macht wegzunehmen.«
»Aber ich glaube, das Mädchen will es wenigstens versuchen«, erwiderte Angus leise.
»Nun gut, sie wird es versuchen und scheitern. Sie hat nicht die jahrelange Erfahrung der alten Frau in solchen Machenschaften.«
»Was wird die alte Frau tun, wenn sie erfährt, daß das
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