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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mir einzulassen – mei nes Berufes wegen.“
    „Aha, so ist das.“ Myra überlegte und klopfte mit ihren sorgsam manikürten rotlackierten Fingernägeln auf die Stuhllehne. „Das hätte ich mir allerdings denken können.“
    Alan erinnerte sich, wie leidenschaftlich Shelbys Mund seinem Kuss entgegengekommen war. „Ich weiß, dass ich ihr nicht gleichgültig bin“, fuhr er fort. „Nur ist sie eben äußerst halsstarrig.“
    „Das ist der falsche Ausdruck“, korrigierte ihn Myra. „Sie hat Angst! Sie müssen wissen dass Shelby ihrem Vater sehr nahe stand.“
    „Ich dachte mir das, Myra. Es muss für Shelby ein furchtbares Erlebnis gewesen sein, den Vater auf solche Weise zu verlieren. Aber was hat das mit uns zu tun?“ Alan konnte nicht länger stillsitzen. Seufzend erhob er sich und ging im Zimmer auf und ab. „Wenn er Architekt gewesen wäre, würde Shelby dann auch einfach alle Architekten ablehnen? Das ist doch der reine Unsinn!“ Er fuhr sich mit der Hand durch die vollen dunklen Haare. „Zum Teufel, Myra, ist es nicht lächerlich, dass sie nichts von mir wissen will, nur weil ihr Vater Senator gewesen ist?“
    „Sie denken logisch, Alan. Von Shelby kann man das kaum behaupten. Oder besser gesagt, sie hat ihre eigene ganz persönliche Art von Logik. Shelby hat Robert Camp bell im wahrsten Sinne des Wortes angebetet.“ Echtes Mitgefühl sprach aus Myra Ditmeyers Stimme. „Sie war erst elf, als er so brutal ermordet wurde, keine zwanzig Schritt von ihr entfernt.“
    Alan blieb stehen: „Shelby hat das Attentat miterlebt?“
    „Ja, und Grant auch.“ Myra wünschte in diesem Augenblick, sie könnte sich nicht mehr so genau an den schrecklichen Tag erinnern. „Ein wahres Wunder, dass es Deborah gelungen ist, diese Tatsache nicht durch die Presse ausschlachten zu lassen. Sie musste dafür alle Verbindungen einsetzen, die sie hatte.“
    Tiefes Mitgefühl ergriff Alan. „Mein Gott, es ist kaum vorstellbar, wie entsetzlich grausam das für die Kinder gewesen sein muss.“
    „Shelby hat dann tagelang nicht mehr gesprochen, kein einziges Wort. Ich hatte sie viel bei mir, denn Deborah wollte nicht, dass Shelby im Haus blieb, solange sie selbst mit all den Formalitäten und dem ganzen Drum und Dran voll ausgelastet war.“ Myra schüttelte den Kopf in der Erinnerung, wie Deborah versucht hatte Shelby zu trösten und wie Shelby sich immer mehr in sich verkroch. „Eine sehr, sehr schlimme Zeit ist das gewesen, Alan. Politischen Attentaten ist man ja so hilflos ausgeliefert!“
    Ein langer, tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust, Aus druck einer so starken Gemütsbewegung, wie man sie an dieser fröhlichen Frau selten erlebte. Leise berichtete sie weiter. „Bis zum Tag nach der Beerdigung hat sich Shelby tapfer gehalten. Dann brach sie zusammen. Wie ein verwundetes Tier muss sie gelitten haben. Dieser Zustand dauerte so lange wie vorher ihr Schweigen. Dann war plötzlich alles vorüber – wenigstens nach außen hin.“
    Wie gebannt lauschte Alan Myras Worten und wünschte gleichzeitig, sie möge ihn mit weiteren Einzelheiten dieser Tragödie verschonen. Weil er Shelby liebte, litt er mit ihr. Er sah das unglückliche kleine Mädchen deutlich vor sich. Er selbst hatte damals gerade sein zweites Studienjahr in Harvard begonnen. Heute war er fünfunddreißig Jahre alt, noch immer lebte seine Familie in guter Gesundheit und war leicht erreichbar, wenn er sich nach Sicherheit und Geborgenheit sehnte. Der Gedanke, seinen vitalen, robusten Vater plötzlich verlieren zu müssen, erschien ihm unmöglich. Nachdenklich starrte er aus dem Fenster auf die früh lingsgrünen Büsche und Bäume.
    „Was tat sie dann?“ fragte er mit sehr leiser, gepresster Stimme.
    „Sie ließ sich nichts mehr anmerken, nutzte jedes bisschen ihres unerschöpflichen Vorrats an Energie. Als Shelby sechzehn war“, entsann sich Myra, „hat sie mir einmal gesagt, dass sie ihr Leben als ein Spiel betrachte, dessen Regeln keiner kennt. Sie würde jede Chance nutzen, weil man nie wissen könnte, wann man ausgetrickst wird.“
    „Das sieht ihr ähnlich.“
    „Ja, und alles in allem ist sie heute der ausgeglichenste Mensch, den ich kenne. Völlig zufrieden mit sich selbst, vielleicht sogar stolz auf ihre wenigen Mängel. Ein Wirbelwind an Gefühlen – je mehr sie verbraucht, umso stärker sind ihre Reserven. Aber ich fürchte, dass ihre Trauer um den Vater in ihrem tiefsten Inneren nie aufgehört hat“, sagte Myra mitfühlend.
    „Mag

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