Zwischen Mond und Versprechen
er mich küsste. » Ich habe alles getan, was du wolltest. Ich verhalte mich so, als seien wir nur Freunde, ich gehe mit Sarah. Ich flippe nicht aus, wenn du ein wichtiges Omen in Form eines Bernsteinanhängers einfach ins Lächerliche ziehst… «
» Ein Omen? Wer sagt, dass es ein Omen ist? « Ich schüttelte verärgert den Kopf und sah an ihm vorbei zum Fenster hinaus. Wann kamen wir endlich bei der Schule an? » Hör mal, ich fand es toll, dass ich diese Holzdinger aufbekommen habe « , begann ich. » Und ich verstehe echt nicht, warum ihr das nicht konntet. Und ich fand es auch toll, dass in der Wolfsfigur ein herzförmiger Anhänger mit einem eingeritzten Hasen war. « Ich war völlig aufgedreht und redete ohne Punkt und Komma. Vielleicht hätte ich doch nichts von Dads Kaffee trinken sollen. » Aber das ist einfach purer Zufall « , fuhr ich fort. » Also, schon irgendwie komisch, aber Herzen und Hasen sind eben beliebte Motive. Und ehrlich– wenn du mir nicht ein verrücktes Geheimnis verschweigst, spielt es doch gar keine Rolle, ob das Herz aus einem Wolf kam oder nicht. Ich meine– also wirklich. Du bist doch kein Wolf oder so, Pietr? «
Ich schüttelte statt seiner den Kopf. » Nein. Natürlich nicht. Und was bleibt dann übrig? «
Ich tippte mit den Fingern an mein Kinn. Stimmt, ich war gemein, aber er hatte sich gestern vor meinen Augen beinahe umgebracht, und ich war nicht in der Stimmung, mir irgendwelchen Unsinn über Omen anzuhören. Der Bus hielt vor der Schule. » Ach « , sagte ich, als hätte ich die große Erleuchtung, » wenn du kein Wolf bist, dann bist du vielleicht ein Werwolf, Pietr? «
Er blinzelte. » Ja. «
19
Oh Mann! « , sagte ich und warf mir den Rucksack über. » Du bist echt beknackt! Unmöglich! « Ich stampfte durch den Bus nach vorn, polterte die Gitterrosttreppe hinab und hüpfte von der letzten Stufe auf den Gehweg hinunter.
Pietr war direkt hinter mir.
Draußen warteten Sarah, Sophia und Amy schon auf uns.
» Guten Morgen, mein Sonnenschein « , flötete Amy, die mir meinen Ärger ansah.
» Ist was? « , fragte Sarah.
Ich machte eine Handbewegung nach hinten. » Pietr nervt. «
» Oh « , sagte Sophia und musterte uns beide.
Sarah umarmte Pietr. » Scheint dir wieder besser zu gehen « , sagte sie. » Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Gib mir doch deine Telefonnummer, damit ich dich anrufen kann. «
» Kein Grund zur Sorge « , beruhigte er sie. » Ich bin stärker als ich aussehe. «
Ich sinnierte darüber, dass ich Pietrs Telefonnummer besaß, seine Freundin aber nicht. Sarah nahm seine Hand.
Zwei scharfe Pfiffe ertönten und Coach Mac schrie: » Keine öffentlichen Zuneigungsbekundungen! «
Sarah zuckte zusammen und zog beschämt ihre Hand zurück. Ich sah zu Coach Mac hinüber. Kaum zwei Meter hinter ihm standen Jenny und Derek eng umschlungen und küssten sich, als wäre er ein Soldat, der gerade in den Krieg zieht. Ich war stinkwütend. » Hey, Coach, schauen Sie mal nach rechts! «
Er drehte seinen Kopf und entdeckte die beiden Turteltäubchen. Er sagte etwas zu ihnen, ganz leise, damit es ja kein Aufsehen erregte. Sie lösten sich voneinander, ich sah, dass Jenny die Lippen bewegte, ihn etwas fragte. Der Coach antwortete, indem er mit dem Kinn in unsere Richtung deutete. Jenny verzog wütend ihr Gesicht. Derek lächelte nur.
» Na großartig « , schimpfte Amy. » Jetzt hat Jenny erst recht einen Grund, dich zu hassen. Trotz deines IQ bist du sozial manchmal echt zurückgeblieben. «
» Danke « , sagte ich beleidigt. » Das ist einfach unfair. Derek kann seine Zunge öffentlich in Jennys Hals rammen und Sarah und Pietr dürfen nicht einmal Händchen halten! «
Ich ließ sie alle stehen. Jetzt half nur die Stille der Bibliothek, um mich wieder zu beruhigen. Ich googelte ein bisschen herum und überlegte, was ich schon alles an Verrücktheiten gefunden hatte. Russenmafia, Wölfe… cool! Ich hatte etwas übersehen.
Ich klickte den Link an und las lautlos die Überschrift: Phantomwölfe in Farthington? Zwei verschiedene Sorten Fußabdrücke gefunden. Volltreffer! Keine schlechte Ausbeute für heute. Ich klickte auf Drucken, nahm den Ausdruck und machte mich auf den Weg zum Klassenzimmer.
Amy sprach bis zur zweiten Stunde kein Wort mit mir. Dann wurden wir in Arbeitsgruppen aufgeteilt und mussten unsere Tische zusammenstellen. Die Aufgabe lautete: » Finde ein Zitat, das dein Leben beschreibt. «
Sarah kniff die Augen zusammen und legte
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