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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und rechne damit, es noch ein-, zweimal zu erleben, bevor ich pensioniert werde, obwohl dieser Zeitpunkt nicht mehr so fern ist, wie er früher war.« Sie senkte die Stimme, als befürchtete sie, George der Gockel oder jemand in seinem gefiederten Harem könnte ein Spion sein. »In Acht nehmen sollten Sie sich vor ihrem Vater. Er ist ein harter, unbeugsamer Mensch. Kein schlechter Mensch, aber hart.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Und ich vermute mal, dass Sie wissen, wo seine Tochter jetzt ist.«
    Sie senkte den Blick. Das war Antwort genug.

    »Danke, dass Sie herausgekommen sind, Mrs. McReady. Darf ich Sie bitten, das alles für sich zu behalten?«
    »Ja, natürlich … aber die Kinder tuscheln schon. Seien Sie also gewarnt.«
    Ja. Natürlich taten sie das.
    »Haben Sie einen Telephonapparat, Mr. James?« Sie sah sich nach einer Leitung um. »Wie ich sehe, haben Sie keinen. Macht nichts. Wenn ich etwas höre, komme ich vorbei und sage es Ihnen.«
    »Wenn Sie irgendwas früher als Harlan Cotterie oder Sheriff Jones hören, meinen Sie.«
    »Gott wird für Ihren Sohn sorgen. Auch für Shannon. Was waren die beiden doch für ein reizendes Paar; das haben alle gesagt. Manchmal reift die Frucht zu früh, und ein Frost lässt sie welken. Wirklich ein Jammer. Traurig und jammerschade.«
    Sie schüttelte mir die Hand - mit einem kräftigen Druck wie dem eines Mannes -, und fuhr dann mit ihrem billigen kleinen Auto davon. Ich glaube nicht, dass ihr bewusst gewesen war, dass sie von Shannon und meinem Sohn zuletzt in der Vergangenheitsform gesprochen hatte.
     
    Am Freitag kam Sheriff Jones in seinem Maxwell mit dem goldenen Stern auf der Tür heraus. Und er war nicht allein. Hinter ihm fuhr mein Lastwagen her. Bei diesem Anblick schlug mein Herz höher, sank aber sofort wieder, als ich sah, wer am Steuer saß: Lars Olsen.
    Ich bemühte mich, ruhig zu warten, während Jones sein Ankunftsritual zelebrierte: Gürtel ruckartig hochziehen, Stirn abwischen (obwohl der Tag kühl und bewölkt war), sich übers Haar fahren. Aber ich schaffte es nicht. »Alles in Ordnung mit ihm? Haben Sie ihn gefunden?«
    »Nein, können wir leider nicht behaupten.« Er kam die Verandatreppe herauf. »Ein Störungssucher für die Überlandleitungen
hat östlich von Lyme Biska den Lastwagen aufgefunden, aber keine Spur von Ihrem Jungen. Über seinen Gesundheitszustand wüssten wir vielleicht besser Bescheid, wenn Sie sein Verschwinden gleich gemeldet hätten. Nicht wahr?«
    »Ich habe gehofft, er würde von selbst zurückkommen«, sagte ich bedrückt. »Er ist nach Omaha unterwegs. Ich weiß nicht, wie viel ich Ihnen erzählen muss, Sheriff …«
    Lars Olsen, der interessiert die Ohren spitzte, war unauffällig auf Hörweite herangeschlendert. »Gehen Sie schon mal zu meinem Wagen, Olsen«, sagte Jones. »Das hier ist ein Privatgespräch.«
    Lars, eine sanftmütige Seele, huschte davon, ohne Einwände zu erheben. Jones wandte sich wieder an mich. Er war weit weniger freundlich als beim ersten Besuch und hatte auch alle scheinbare Unbeholfenheit abgelegt.
    »Ich weiß längst genug, nicht wahr? Dass Ihr Junge dafür gesorgt hat, dass Harl Cotteries Tochter in anderen Umständen ist, und vermutlich nach Omaha abgehauen ist. Als er gemerkt hat, dass der Tank bald leer sein würde, hat er den Wagen in ein Feld mit hohem Gras gefahren. Das war clever. Hat er diese Cleverness von Ihnen? Oder von Arlette?«
    Ich sagte nichts, aber er hatte mich auf eine Idee gebracht. Nur eine kleine, die sich aber als nützlich erweisen konnte.
    »Ich will Ihnen das Einzige erzählen, wofür wir ihm dankbar sind«, sagte Jones. »Was sogar dazu führen kann, dass er nicht hinter Gitter kommt. Bevor er weitergezogen ist, hat er alles Gras unter dem Truck ausgerissen. Damit der Auspuff es nicht in Brand setzt, nicht wahr? Ein großer Präriebrand, der ein paar Tausend Hektar erfasst, könnte ein Gericht ziemlich aufbringen, nicht wahr? Selbst wenn der Verursacher erst fünfzehn oder so wäre.«

    »Das ist ja nun nicht passiert, Sheriff - er hat das Richtige getan -, was führt Sie also zu mir?« Die Antwort darauf wusste ich natürlich. Sheriff Jones waren Leute wie Andrew Lester, Rechtsanwalt, vermutlich scheißegal, aber er war gut mit Harl Cotterie befreundet. Beide gehörten der neu gegründeten »Elks Lodge« an, und Harl hatte es auf meinen Sohn abgesehen.
    »Bisschen empfindlich, nicht wahr?« Er fuhr sich nochmals über die Stirn und setzte dann den Stetson wieder

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