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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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obwohl mir ab und zu einzelne kreischend ins Auge sprangen. Mord. Schuld. Verrat. Solche Wörter.
    Tagsüber saß ich, gegen die feuchte Kälte in meinen Lammfellmantel gehüllt, mit einem Buch auf den Knien auf der Veranda und sah zu, wie das Regenwasser vom Dachüberhang tropfte. Nachts lag ich bis in die Morgenstunden hinein wach und horchte auf den Regen auf dem Dach. Sein leises Trommeln klang, als begehrte jemand mit zaghaftem Klopfen Einlass. Ich verbrachte zu viel Zeit damit, an Arlette im Brunnen zu denken, wie sie mit ihrem seitlich verschobenen Gesicht dasaß. Ich begann mir einzubilden, sie sei weiter … zwar nicht lebendig (ich stand unter Anspannung, war aber nicht verrückt), aber sich der Ereignisse irgendwie bewusst . Irgendwie verfolgte sie die weitere Entwicklung aus dem improvisierten Grab, das sie sich mit Elpis teilte, und fand Vergnügen daran.
    Gefällt es dir, wie die Dinge sich entwickelt haben, Wilf?, hätte sie gefragt, wenn sie gekonnt hätte (wozu sie in meiner Phantasie imstande war). Hat es sich gelohnt?
    Und während ich zusah, wie das Regenwasser vom Dachüberhang tropfte, oder darauf horchte, wie der Regen nachts
sanft aufs Dach trommelte, dachte ich: Nein, natürlich nicht. Aber umkehren kann ich auch nicht mehr.
     
    Als ich etwa eine Woche nach Sheriff Jones’ Besuch im Wohnzimmer saß und Nathaniel Hawthornes Das Haus mit den sieben Giebeln zu lesen versuchte, schlich Arlette sich von hinten an mich heran, griff an meinem Kopf vorbei und tippte mir mit einem kalten, nassen Finger auf den Nasensattel.
    Ich ließ das Buch auf den Flickenteppich fallen, schrie laut auf und sprang in die Höhe. Dabei zerfloss die kalte Fingerspitze und lief zu einem der Mundwinkel hinunter. Dann berührte sie mich nochmals oben am Kopf dort, wo mein Haar schütter zu werden begann. Diesmal lachte ich - ein zittriges, ärgerliches Lachen - und bückte mich, um das Buch aufzuheben. Dabei tippte der Finger mich zum dritten Mal an, diesmal im Nacken, als wollte meine tote Frau sagen: Beachtest du mich jetzt endlich, Wilf? Ich trat zur Seite - damit das vierte Tippen nicht ins Auge gehen würde - und sah hinauf. Die Zimmerdecke war an einer Stelle tropfnass und verfärbt. Der Putz war noch nicht aufgewölbt, aber wenn es so weiterregnete, konnte er sogar abplatzen und in Stücken herunterfallen. Die undichte Stelle befand sich genau über meinem Lesesessel. Wie denn auch anders. Das restliche Dach schien in Ordnung zu sein, zumindest fürs Erste.
    Ich dachte daran, wie Stoppenhauser gesagt hatte: Wollen Sie mir erzählen, auf der Farm gäbe es nichts zu verbessern? Ein Dach, das repariert werden müsste? Und dieser schlaue Blick! Als hätte er’s gewusst. Als steckten Arlette und er irgendwie unter einer Decke.
    Setz dir nicht solche Flausen in den Kopf, ermahnte ich mich selbst. Schlimm genug, dass du an sie denkst, wie sie dort unten hockt. Ob die Würmer schon ihre Augen gefressen
haben? Haben die Käfer ihre scharfe Zunge weggefressen oder wenigstens abgestumpft?
    Ich trat an den Tisch in der Ecke gegenüber, griff nach der dort stehenden Flasche und schenkte mir einen großen braunen Whiskey ein. Meine Hand zitterte, aber nur ein wenig. Den Whiskey stürzte ich mit zwei Schlucken hinunter. Ich wusste, dass es gefährlich gewesen wäre, solche Trinkerei zur Gewohnheit werden zu lassen, aber es passiert nicht jeden Abend, dass man spürt, wie einem die tote Frau an die Nase tippt. Danach fühlte ich mich besser, mehr Herr meiner selbst. Ich brauchte keine 750-Dollar-Hypothek, um mein Dach zu reparieren; ich konnte es mit ein paar alten Brettern flicken, sobald der Regen nachließ. Allerdings würde das eine hässliche Reparatur werden; damit würde das Haus heruntergekommen arm aussehen, wie meine Mutter gesagt hätte. Das war auch nicht der springende Punkt. Die Dachreparatur würde nur ein, zwei Tage dauern. Ich brauchte etwas, was mich den ganzen Winter über beschäftigte. Harte Arbeit würde die Gedanken an Arlette auf ihrem Thron aus Erde, Arlette mit ihrem Haarnetz aus Sackrupfen aus meinem Kopf vertreiben. Ich brauchte Renovierungsprojekte, die mich so müde ins Bett kriechen ließen, dass ich sofort einschlief, statt wachzuliegen, auf den Regen zu horchen und mich zu fragen, ob Henry ihm schutzlos ausgesetzt war - vielleicht hustend vor Grippe. Manchmal ist Arbeit das einzig Vernünftige, die einzige Lösung.
    Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Lastwagen zur Bank und tat, woran ich nicht im

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