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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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dreimal verfluchte –“, er schimpfte auf Italienisch weiter.
    „Warum hast du überhaupt getan, was er gesagt hat?“, fragte Anne. Allmählich wurde Leslie wütend. Da machten die beiden Raffaello nach Strich und Faden nieder und warfen ihr auch noch vor, rettungslos in ihn verknallt zu sein. Was bildeten sie sich eigentlich ein?
    „Hätte er das blöde Ding denn in den Kofferraum stecken sollen?!“, fuhr sie Anne an. Anne zuckte ein wenig zurück, fast überrascht über Leslies plötzlichen Wutausbruch.
    „Ich meinte ja nur, dass …“, wollte sie sich verteidigen, doch Leslie war schon aufgestanden.
    „Ich rede ja gerne mit euch“, sagte sie, „aber nicht über das Thema. Ihr macht ihn sowieso nur schlecht! Ich treffe mich am Freitag wieder mit ihm und das war’s dann auch. Hat jemand Einwände?!“ Antonio und Anne schwiegen.
    „Gut, dann gehe ich jetzt schlafen“, sagte Leslie. „Gute Nacht noch.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück ins Haus.
    Das Wohnzimmer lag vollkommen im düsteren Dämmerlicht, nur Annes Laptop, der flüchtig zugeklappt auf dem Tisch stand und leise vor sich hin surrte, verbreitete ein kühles, gedämpftes Licht im Raum. Vielleicht war es bloß ihre ewige Neugier oder ihre Wut auf Anne, die sie dazu bewegte, in dem Computer nachzusehen. Vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass Anne vorhin so lange auf der Toilette gebraucht und dass der Laptop vor Antonios Besuch noch nicht dort gestanden hatte. Oder die Angst, Anne könne erneut nach Raffaello googeln. Und etwas finden. Was auch immer. Vorsichtig klappte Leslie Annes Laptop auf – und erstarrte auf der Stelle, als ihr die großen, blaugrauen Augen von Mario entgegenblickten. Das Foto war vergrößert worden und nach einem flüchtigen Blick über die Schulter verkleinerte Leslie es wieder, sodass sie den Artikel lesen konnte, der nun auf dem Bildschirm erschienen war:
„Mario Andolini, die rechte und linke Hand des vermeintlichen Geschäftsmannes Salvatore Massimo Ruggiero, dessen Verbindungen zur sizilianischen Cosa Nostra“
    Leslie brach ab. Sie wollte nicht weiterlesen. Doch dann klickte sie auf den Namen von Raffaellos Vater, der blau unterstrichen war. Ein Foto erschien auf dem Bildschirm: dasselbe, das sie schon einmal gesehen hatte.
„Salvatore Massimo Ruggiero mit ‚seinem Berater‘ M. Andolini. Und seinem Sohn Raffaello“ , stand darunter.
    Da war er. In seinem schicken, schwarzen Anzug, und blickte ernst, genauso, wie sein Vater, in die Kamera. Fast schien es, als sei er verärgert. Leslie schloss das Bild wieder und durchforstete noch drei weitere Artikel, die Anne über Mario, Raffaello und dessen Vater gefunden hatte. Einer der Artikel berichtete vom Tod Salvatore Massimo Ruggieros – und ein einziger Satz ließ ihren Herzschlag rasen:
„… sein Sohn Raffaello Ruggiero (19), den die Beamten der Polizia in Verbindung mit seinem Tod bringen (…) sicher ist, laut Staatsanwalt Paolo Martinelli, dass S. M. Ruggiero keinesfalls eines natürlichen Todes gestorben ist (…).“
    Ihr wurde schwindelig. Verdammt schwindelig. Was zur Hölle sollte das bedeuten? Was hatte Anne da für sinnloses Zeug im Internet zusammengesucht, das doch nur Lügen und falsche Gerüchte verbreitete? Herrgott, Raffaellos Vater war stinkreich gewesen, Geschäftsmann und Politiker – und ja, schön, er war gestorben, aber konnte deshalb jeder dämliche Journalist, der sich wer weiß was einbildete, einfach behaupten, er , Raffaello, sei schuld am Tod seines Vaters?! Seine Familie würde zur Mafia gehören! Ganz und gar unmöglich, dachte Leslie grimmig, unmöglicher als unmöglich! Jetzt war sie in Rage – sie suchte auf eigene Faust weiter – und fand den Artikel, der sie wieder etwas beruhigte. Darin hieß es, Salvatore Massimo Ruggiero sei einigen schießwütigen Fanatikern in die Quere gekommen, die den Politiker verabscheut und ihm sogar gedroht hätten. Sein Sohn Raffaello sei nur knapp dem Tode entkommen und vollkommen unschuldig. Leslie atmete auf. Bis auf
„… nur knapp dem Tode entkommen.“
    Himmel, sollte das heißen, er war ebenfalls verletzt worden? Sie suchte weiter. Im nächsten Artikel hieß es, Raffaello sei gar nicht erst in der Nähe des Tatortes gewesen, sondern hätte sich auf der Geburtstagsfeier eines Freundes aufgehalten. Allmählich begriff Leslie, wie wenig man wirklich diesen Informationen Glauben schenken konnte. Die einen behaupteten dies, die anderen das und schon

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