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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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lief ihr ein Schauer über den Rücken. Schwarz gekleidet waren sie perfekt getarnt in der Nacht.
    Mario und Leslie ließen das schwarze Tor hinter sich und bald rollte der Wagen knirschend über den Feldweg, der sich zwischen den schemenhaften Umrissen der Zypressen und Sträucher, die sich schwarz wie zerlaufene Tusche auf nassem Papier vor dem dunkelblauen Nachthimmel abzeichneten. Als sie einen mit hohem Gras bewachsenen Hügel hinauffuhren, konnte Leslie in der Ferne das nächtliche Meer glitzern sehen. Der Himmel war glasklar, sodass man die Sterne und den abnehmenden Mond gut sehen konnte und die umliegende, einsame Landschaft war von silbernem Licht überflutet. Dieser Anblick wirkte auf Leslie nicht ganz real, eher wie im Traum, aber sie schätzte, dass das an der Müdigkeit lag.
    „Nette Party“, bemerkte Mario irgendwann und lächelte Leslie flüchtig zu. „Findest du nicht?“ Leslie nickte. Sie hatte keinen Nerv mehr für Marios ununterbrochenes Geplapper.
    „Ja“, sagte sie deshalb nur und drehte den Kopf zur Seite, als sie gähnen musste.
    „Hast du nochmal mit ihm getanzt?“, fragte Mario. Er brauchte seinen Namen nicht zu nennen, Leslie wusste auch so, dass er Raffaello meinte.
    Sie nickte. „Ja, zu dem Lied, bei dem sich seine Eltern kennenlernten …“
    „Ich wusste gar nicht, dass er so ein Romantiker ist“, sagte Mario und grinste unverschämt und Leslie blickte weiterhin stur geradeaus aus dem Fenster.
    „ Scusi , ich fange schon wieder an, über Dinge zu reden, die mich nichts angehen.“ Er zuckte die Schultern und lächelte entschuldigend. „Das ist meine Natur.“ Leslie lächelte aus Höflichkeit zurück und sah dann wieder zu, wie die Zypressen und die im Dunkeln liegenden Felder an ihnen vorbeizogen.
    Im Rückspiegel leuchteten plötzlich die hellen Scheinwerfer eines Autos auf, das scheinbar aus einem der abzweigenden Feldwege gekommen war und nun hinter Marios Jaguar herfuhr. Mario warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, bevor er unbeschwert mit seinem Geplapper loslegte, vor dem sich Leslie die ganze Zeit schon gefürchtet hatte. Sie gähnte und gab ab und zu einen Kommentar ab, wie: „Hm“, „Ja“, oder „Weiß nicht“, nur, um ihm zu signalisieren, dass sie ihm zuhörte. Was sie eigentlich gar nicht tat.
    Den holprigen Feldweg ließen sie hinter sich und dann bog Mario auf die Schnellstraße ein, auf der sie hergekommen waren und nach einer ganzen Weile fiel Leslie auf, dass er aufgehört hatte zu reden. Fast verbissen presste er die schmalen Lippen aufeinander und als er dreimal hintereinander einen Blick in den Rückspiegel geworfen hatte, bildete sich eine tiefe Falte zwischen seinen dichten Brauen. Warum sie kurzfristig die erstbeste Ausfahrt nahmen, die ihren Weg kreuzte, war Leslie schleierhaft, aber kurz darauf hörte sie Mario fluchen.
    „ Merda “, knurrte er zwischen den Zähnen hervor. „Halt dich fest, Leslie.“ Und dann trat er aufs Gaspedal. Der schicke Jaguar schoss lautlos über die asphaltierte Feldstraße, die zwischen einsam gelegenen Gehöften und kleinen Geschäften hindurchführte. Sie fuhren viel zu schnell. Leslie schluckte und fragte sich, wer oder was der Grund dafür war, als Mario auch schon wieder das Tempo drosselte. Erneut blickte er in den Rückspiegel, vielleicht hatte er sich verfahren, aber kurz darauf bemerkte sie das Auto, das noch immer hinter ihnen herfuhr, doch was daran so beunruhigend sein sollte, konnte sie beim besten Willen nicht verstehen. Sie genehmigte sich einen Blick auf das Armaturenbrett. Es war kurz vor Mitternacht und auf einmal wurde sie noch müder.
    Bald näherte sich die Ausfahrt zur Schnellstraße wieder und Leslie schloss die Augen. Sie war todmüde. Das gleichmäßige Surren des Motors wirkte ungemein einschläfernd und sie öffnete die Augen erst wieder, als Mario laut „ Merda !“ und noch irgendetwas anderes fluchte und dann zu ihr sagte: „Leslie, wir müssen kurz tanken, in Ordnung? Sonst bleiben wir liegen.“ Dann setzte er den Blinker, noch fast im Halbschlaf hörte Leslie, das „Klick Klack, Klick Klack“, und dann kam der Jaguar neben einer Tanksäule, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war, zum Stehen. Ein anderes Auto verlangsamte sein Tempo augenblicklich, scheinbar inspizierte der Fahrer die Preistafel. Das Benzin war verflucht teuer, aber Mario brauchte sich darum sicherlich keine Gedanken zu machen. Dann gab der andere Fahrer Gas und sauste an der Einfahrt vorbei. Mario

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