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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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war ihre Ausgehuniform: Jackett, knielanger Rock und weiße Bluse. Sie zog sie heraus, starrte auf das Jackett mit den goldenen Ziernähten und wurde von einem Ansturm von Gefühlen überrascht.
    »Jo?«, fragte Michael, der gerade ins Zimmer kam. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, aber sein Oberkörper war nackt und seine Haare waren noch nass. »Du weinst ja«, stellte er fest.
    »Wirklich?«
    Er kam zu ihr und nahm ihr die Uniform ab. »Ich helfe dir, wieder nach unten zu kommen. Mom wird gleich da sein.«
    »Ich kann das nicht.«
    Er sah sie unverwandt und verständnisvoll an. »Doch, du kannst das.« Er hielt ihren Arm fest und stützte sie, während sie durchs Schlafzimmer ging und dann die Treppe hinunterstieg, wo Mila bereits am Küchentisch saß und einen Kaffee trank.
    »Ich wollte dir helfen, dich fertigzumachen«, sagte sie sanft.
    Jolene fühlte sich innerlich vollkommen leer – hohl und verdorrt. Als ihre Schwiegermutter sie am Arm fasste, zitterte sie.
    Mila half ihr in die Dusche. Als Jolene fertig war und sich in ein dickes, weiches Handtuch gewickelt hatte, setzte Mila sie auf die Toilette. Dann bürstete und föhnte sie ihr die Haare. Jolenes Beinstumpf stak hervor wie ein Baseballschläger, war immer noch geschwollen und hatte leuchtend rote Narben. Mila verband ihn geschickt und streifte dann die Gelsocke darüber.
    »Ein bisschen Make-up könnte heute nicht schaden, meinst du nicht auch? Du bist blass und hast ziemlich abgenommen …«
    Jolene nickte, obwohl es ihr eigentlich gleichgültig war.
    »Setz dich gerade hin und schließ die Augen.«
    Jolene schloss die Augen, öffnete sie wieder, als sie dazu aufgefordert wurde, und schürzte dann die Lippen. Es war ihr völlig egal, wie sie aussah, aber sie hatte einfach nicht die Kraft zu protestieren.
    »So. Fertig. Jetzt ziehen wir dich an. Hier.« Mila kniete sich vor sie und hielt den Bund ihres Rockes auf.
    Jolene hob ihr linkes Bein, führte es durch die Öffnung und biss die Zähne zusammen, als ihre Schwiegermutter ihr den Rock über den Beinstumpf streifte. Dann stand sie mechanisch auf und setzte sich wieder, zog sich den Reißverschluss zu, streckte die Arme für die Bluse aus und befestigte das schicke dunkle Halstuch an ihrem Kragen.
    Dabei plauderte Mila die ganze Zeit über das Wetter, das Gärtnern oder Rezepte, die sie ausprobiert hatte. Über alles außer das eine, wofür sie sich vorbereiteten. »Okay. Fertig. Wie hab ich das gemacht?«
    Jolene hob den Rock und schnallte ihre Prothese an. Dann hielt sie sich am Handlauf an der Toilette fest und stand auf. Vorsichtig drehte sie sich um und betrachtete sich im Spiegel an der Tür.
    Mit ihrer frischen weißen Bluse, dem dunklen Halstuch und der ordengeschmückten und gold abgesetzten Jacke war sie wieder Soldat.
    Wir haben unseren Abschluss, Flygirl, halt dich gerade …
    Mila nahm Jolene in die Arme und drückte sie fest an sich.
    Jolene zog sich zurück. Sie ertrug es jetzt nicht, berührt zu werden; sie fühlte sich wie eine antike chinesische Vase. Der leiseste Druck an der falschen Stelle konnte bewirken, dass sie zerbrach. Sie hinkte ins Familienzimmer, wo Betsy, Lulu und Michael, alle ganz in Schwarz, auf sie warteten.
    Als sie sie ansah, kam ihr die Membran zwischen dem, was hätte sein können, und dem, was wirklich war, hauchdünn vor, wie ein Spinnennetz. Sie konnte sich glücklich schätzen, hier zu sein. Es hätte ebenso gut ihre Beerdigung sein können, für die sie alle Schwarz trugen. Jolene merkte am Blick der anderen, dass sie das Gleiche dachten.
    Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande, weil das von ihr erwartet wurde.
    Ihre Familie trat zu ihr und stellte sich rechts und links von ihr auf. Sie wusste, dass Michael schon die Krücken und den Rollstuhl in den SUV gepackt hatte. Er wusste auch, wie wichtig es ihr war, an diesem Tag selbständig zu gehen.
    Vielleicht dachte er, dass sie gesund, unverletzt und aufrecht wie eine Soldatin wirken wollte. Aber in Wahrheit wollte sie die Schmerzen spüren, die ihr das Gehen immer noch bereitete. In gewisser Hinsicht bewies es, dass sie an jenem Unfallabend ihr Bestes gegeben und selbst kaum überlebt hatte.
    Sie ging zur Garage, obwohl es eigentlich eher ein Humpeln war, weil sie auf dem Weg zum Gericht neue Blasen bekommen hatte.
    Ungelenk kletterte sie auf den Beifahrersitz ihres SUV s und drückte ihre Prothese so, dass sie sich am Knie beugte. Die hässliche Stiefelette an ihrem unförmigen

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