Zwischen uns das Meer (German Edition)
putzen.
Betsy in den Schulbus setzen. Ankunft 8.17 Uhr.
Lulu in den Kindergarten bringen, bis 8.30 Uhr. Daneben stand die Adresse, was ihn sauer machte, weil sie annahm, die wüsste er nicht. Noch saurer wurde er, weil das stimmte.
Er warf die Decke zurück, stand auf und schlurfte ins Bad. Nach einer langen, heißen Dusche fühlte er sich bereit für den Tag. Er zog marineblaue Schurwollhosen und ein frisches, weißes Armani-Hemd an und verließ das Schlafzimmer.
Während er durch den dunklen Flur ging, klopfte er an die Zimmertüren der Mädchen und befahl ihnen laut, aufzustehen.
Unten machte er Kaffee und merkte zu spät, dass er Wasser für zwei in die Maschine gegossen hatte. Dann stand er da und wartete ungeduldig. Kaum war der Kaffee fertig, zog er die Kanne heraus und schenkte sich eine Tasse ein.
Nur dass der Kaffee noch gar nicht fertig war; er tropfte auf die Warmhalteplatte und brannte sich zischend ein. Michael ignorierte das, schob die Kanne wieder in die Maschine und sah auf seine Liste.
Heute war zum Frühstück »Clownspancake« angesagt.
Ha!
Er durchsuchte die Schränke, fand eine Schachtel Frühstücksflocken und knallte sie auf den Tisch. Dann ließ er ein paar Schälchen und Löffel folgen, schnappte sich die Zeitung von der Veranda und setzte sich, um sie zu lesen.
Als er das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es 8.07 Uhr.
»Mist!« Er warf die Zeitung auf den Tisch, rannte die Treppe hoch und stieß Betsys Tür auf.
Seine Tochter schlief noch.
»Verdammt, steh auf, Betsy!«
Betsy richtete sich langsam auf, blinzelte, warf einen schläfrigen Blick auf den Wecker neben ihrem Bett und kreischte.
»Du hast mich nicht rechtzeitig geweckt!« Zu einem anderen Zeitpunkt wäre ihr entsetzter Blick geradezu komisch gewesen. Er wusste, wie pünktlich Betsy war, genau wie ihre Mutter; sie hasste es, sich beeilen zu müssen.
»Ich hab geklopft und dir durch die Tür zugerufen«, rechtfertigte er sich und klatschte in die Hände. »Los, beweg dich.«
»Ich hab keine Zeit. Ich hab keine Zeit.« Sie sprang aus dem Bett und sah in den Spiegel. »Meine Haare!«, stöhnte sie.
»In fünf Minuten bist du am Frühstückstisch.«
»Ungeduscht?« Wieder der entsetzte Blick. »Das kann nicht dein Ernst sein!«
»O doch. Du bist zwölf. So schmutzig kannst du nicht sein. Los.«
Sie starrte ihn finster an.
» Los, Bewegung .« Mit großen Schritten marschierte er zu Lulus Zimmer. Wie üblich schlief seine jüngere Tochter mit weit ausgebreiteten Armen auf der Decke, umringt von ihrem Stofftierzoo. Er schob die Stofftiere beiseite, küsste sie auf die Wange und strich ihr das wirre Haar aus dem Gesicht. »Lulu, Schatz, es ist Zeit aufzustehen.«
»Keine Lust«, sagte sie und rollte sich auf die Seite.
»Zeit für den Kindergarten.«
»Keine Lust.«
Er machte Licht und ging zur Kommode. Er zog die oberste Schublade auf und nahm winzige Blümchenunterwäsche, eine gelbe Cordhose mit Gummibund und einen grünen Pullover heraus. »Komm schon, Lulu, wir müssen dich anziehen.«
»Das sind Sommersachen, Daddy. Und sie passen nicht zusammen. Gib mir den gelben Pullover.«
»Nein, du ziehst das hier an.«
»Zieh ich nicht.«
»Ziehst du doch.«
»Mommy lässt mich immer aussu…«
»Komm her, Lucy«, forderte er streng.
Lucy verzog das Gesicht, kletterte aus dem Bett und tappte zu ihm. Unter lautem Gejammer ließ sie sich von ihm anziehen.
»So«, sagte er, als sie fertig war. »Hübsch wie der junge Morgen.«
»Ich sehe hässlich aus.«
»Ach was.«
Sie griff nach der goldenen Anstecknadel auf der Kommode. »Die musst du mir anheften, Daddy. Dann denkt sie an mich. Aua! Du hast mich gepikt!«
»Tut mir leid«, murmelte er. Er hob sie hoch, trug sie die Treppe hinunter und setzte sie in der Küche auf ihren Stuhl. Dann füllte er ihr eine Schüssel mit Frühstücksflocken.
»Aber heute ist Clownspancake-Tag«, informierte sie ihn streng und blickte auf ihren Anstecker. »Guck auf den Kalender.«
»Heute ist Captain-Crunch-Tag.«
»Die gibt’s nur zu besonderen Gelegenheiten. Kommt Mommy nach Hause?«
»Nein, heute nicht.« Er goss Milch in ihre Schüssel.
Betsy kam in die Küche gerannt und blieb abrupt stehen. »So kann ich doch nicht zur Schule gehen!«, rief sie und warf ihre Arme in die Höhe. »Guck doch mal meine Haare an!«
Zugegeben, sie sah aus, als hätte sie gerade einen Stromschlag bekommen. »Dann mach doch einen Pferdeschwanz.«
Bei der Vorstellung riss Betsy die
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