Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
gefragt, ob sie ihm nicht ein bisschen die Gegend zeigen könnte.«
Nathans Gesicht verrät in etwa so viel Begeisterung darüber wie meines. Aber was soll ich sagen: Mit Hausarrest in meinem Zimmer abzuhängen ist noch schlimmer als irgendwo draußen mit Nathan Keener abzuhängen.
Nathan Keener.
Allein der Name macht einen doch schon zum Opfer.
»Amy hat Hausarrest«, sagt Dad.
Vielen Dank, dass du das auch noch vor anderen breittrittst. Das ist fast gar nicht demütigend.
»Oh«, macht Mrs Keener, von meinem Dad offensichtlich in eine blöde Situation gebracht.
Er räuspert sich. »Aber ich denke, wenn sie Köter Gassi führt, könnte sie ihren Spaziergang durchaus ein bisschen verlängern –«
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich schnappe mir Köters Leine von der Garderobe und befestige sie an seinem Halsband. »Komm, Nathan«, rufe ich über die Schulter, während ich mit einem sehr aufgeregten, sehr großen Welpen zum Lift eile.
Wie es aussieht, braucht auch Nathan keine zweite Einladung. Er folgt mir dicht auf den Fersen und steigt zu mir und Köter in den Lift.
In unserem Haus gibt es keine Musik im Aufzug, sodass bis auf das Hecheln, das auf das Konto meines Hundes geht, Stille herrscht.
»Du musst nicht meinen Babysitter spielen«, meint Nathan und verschränkt in dem Versuch, einen auf cool zu machen, die Arme vor der Brust. Es klappt nicht.
»Das sieht deine Tante anscheinend anders«, gebe ich zurück.
Die Tür des Lifts geht auf. Nathan Keener ist direkt hinter mir, als ich das Gebäude verlasse. Doch sobald ich mich in Richtung Hundepark wende, höre ich seine Schritte nicht mehr. Ich drehe mich um und sehe, dass er in der Gegenrichtung davongeht. Mit seinen langen, in Cord gehüllten Beinen ist er schon einen halben Block weiter.
Köter zieht mich zum Park. »Hey, Nathan!«, schreie ich, aber er dreht sich nicht um. Und was soll ich jetzt machen?
6
Hühnersuppe hilft, wenn man krank ist.
Gibt es auch ein Rezept, das bei angeknacksten Beziehungen hilft?
Nicht zu fassen: Heute Morgen habe ich herausgefunden, dass Nathan Keener auf meine Schule geht, die private Highschool namens Chicago Academy. Japp, es ist wahr. Ich habe nicht nur das Vergnügen, im Literaturunterricht hinter ihm zu sitzen, nein, er ist sogar mit mir im Sport. Das wäre an sich ja nicht so schlimm, wenn nicht die ganze Schule bereits über ihn reden würde.
Was hat es mit neuen Schülern auf sich, dass sie so eine faszinierende Wirkung auf andere ausüben? Wenn mich noch einmal jemand fragt: Amy, hast du schon von dem Neuen gehört? , dann schreie ich. Es ist die fünfte Stunde und ich habe Studierzeit. Ich sitze neben Kyle Sanderson, dem Center unseres Schul-Basketballteams, der sich überall großer Beliebtheit erfreut. Kyles einziger Makel ist, dass er jeden Tag eine halbe Flasche Eau de Toilette draufhat. Auch wenn Kyle ein Klassenzimmer schon verlassen hat, kann man riechen, dass er da war. Wie bei einem Bär, der überall seine Duftmarke für die Damenwelt hinterlässt.
»Was gibt’s, Nelson?«, spricht er mich mit meinem Nachnamen an, während er sich superlässig auf den Platz neben mir schiebt. Meint ihr, er hat diese Bewegung einstudiert?
Ich werde ihm nicht verraten, dass ich meinen Nachnamen letztes Jahr mittels eines Bindestrichs um den Namen meines Vaters erweitert habe und jetzt nach beiden Eltern heiße, nämlich Amy Nelson-Barak. Aber das sage ich Kyle nicht, weil es ihm erstens egal wäre und er es sich zweitens sowieso nicht merken könnte.
»Nicht viel«, antworte ich.
»Da ist mir aber was anderes zu Ohren gekommen.«
Hä?
»Was ist dir denn zu Ohren gekommen?«, frage ich. Kursieren Gerüchte über mich?
»Dass du dich bei einer Singlebörse angemeldet hast.«
»Wer sagt das?« Das stimmt nicht … na ja, zumindest nicht so richtig.
Kyle kippelt mit seinem Stuhl nach hinten. »Der Neue. Du weißt schon, der mit der Brille und den uncoolen Klamotten.«
»Nathan?«
Kyle zuckt die Achseln. »Japp. Er ist diese Woche mein Partner in Bio.«
Ich mache diesen großen, schlaksigen Penner kalt, der nicht mal Dana Buchman und Armani auseinanderhalten kann. Wie kann er es wagen, so einen Mist über mich zu verbreiten!
»Bist du auf der Suche? Weil du bist ganz süß, Nelson, und du hast tolle Dingdongs.«
Ich werfe den Kopf herum und funkle ihn an. »Dingdongs? Denkst du dir öfter solche Wörter aus, Kyle?«
Er hebt fragend die Hände. »Wäre es dir lieber, wenn ich Möpse
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