Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
… ihr habt es erraten, sie fährt mit mir zu Sally’s Dessous Shop am anderen Ende der Stadt, um meine Oberweite vermessen zu lassen.
Nach dem Ausflug in die Welt der Wäsche setzt sie mich bei Dads Wohnung ab. Ich gebe ihr zum Abschied ein Küsschen, steige aus und verberge die pinkfarbene Girly-Tüte, so gut es geht, unter dem Arm. Es ist eiskalt geworden, und ich ziehe meinen Mantel enger um mich, als ich plötzlich Nathan entdecke, der mit einem Strauß Tulpen in der Hand auf dem Gehsteig steht.
Während meine Mom davonfährt, ruht mein Blick noch immer auf ihm. Als der Bus nach Evanston an der Ecke hält, steigt Nathan ein, ohne sich umzusehen.
Hmm.
Ob er sich wohl mit Binky trifft … ich meine Bicky. Nicht, dass ich ihm tatsächlich abnehmen würde, dass er mit dem Mädchen auf dem Foto in seinem Zimmer zusammen ist.
Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Wieso wohnt er bei seiner Tante und seinem Onkel? Wenn es nicht übergangsweise ist, warum lebt er dann noch immer aus dem Koffer? Wenn es doch übergangsweise ist, warum geht er dann in meine Schule? Das Ganze ergibt irgendwie keinen Sinn.
Mit einem Kopfschütteln verbanne ich Nathan aus meinen Gedanken und beeile mich, in die Wohnung zu kommen, noch ehe mein Dad nach Hause kommt. Hastig checke ich seinen noch immer bestehenden JPSN -Account. Das einzige Problem ist, dass er mich umbringt, wenn ich noch mal ein Treffen für ihn organisiere. Ich muss mir was anderes einfallen lassen, kreativ werden.
Ich hab mal was von Speed-Dating gehört. Da hat man an einem Abend gleich mehrere Dates hintereinander. Hmm … vielleicht kann ich Marla beschwatzen, dass sie so was auch mal im Perk Me Up! veranstaltet. Also, ich muss schon sagen, ich habe echt super Ideen.
Mein Dad kommt zur Tür herein, als ich mich gerade aus seinem PJSN -Account ausgeloggt habe. Er will wissen, wie ich ohne ihn zurechtgekommen bin. Ich frage, wie seine Reise gelaufen ist. Wir essen zusammen zu Abend und spielen dabei shesh besh , das ist der hebräische Name von Backgammon – das mögen wir beide gern. Auch wenn wir uns ziemlich mies bekriegen.
Nach dem Essen klingelt das Telefon. Noch ehe ich einen Blick aufs Display werfe, weiß ich schon, dass es Jessica ist. »Ich brauche den Rat meiner besten Freundin«, sagt sie.
»Ich auch. Was soll ich heute Abend anziehen?« Ich war nämlich noch nie bei einer Jugendgruppe.
»Ich dachte, du wolltest deine Fuego-Jeans und das violett-graue Oberteil tragen, das du letzte Woche bei Saks gekauft hast.«
Ich lasse mich frustriert auf mein Bett fallen und streichle Köter, der gerade auf meinen Bauch gehüpft ist und mir fast die Luft abquetscht. »Wollte ich auch, aber jetzt finde ich es doch nicht mehr so toll. Was hältst du von meinem langen gemusterten Rock und einem einfachen weißen Shirt?«
Am anderen Ende der Leitung erklingt ein lautes Schnauben. »Amy, du musst dich nicht irgendwie religiös für die Gruppe kleiden.«
»Komm doch bitte her und hilf mir, was Passendes für heute Abend aussuchen, ja? Ich schminke dich dafür und höre mir dabei deine Probleme mit Mitch an.«
Jessica findet es immer ganz toll, wenn ich ihr Make-up mache. Sie kommt garantiert. Ich weiß, dass sie eine Schwäche für die zwei Ms hat – Mitch und Make-up. Dafür unterzieht sie sich sogar der Tortur, auf den schrecklich überfüllten Straßen Chicagos einen Parkplatz zu suchen.
»Ähm … ich hole erst noch Miranda Cohen ab«, sagt Jess.
»Miranda Cohen?«, frage ich. »Das Mädchen, das hyperventiliert hat, als wir letztes Jahr in Sport eine Meile gelaufen sind?« Arme Miranda. Die Diät-Cola, die sie immer trinkt, macht auch nicht den ganzen Mist wett, den sie sich sonst so reinzieht.
»Miranda ist in der Jugendgruppe.«
Und? Man kann nicht behaupten, dass ich Mirandas beste Freundin bin, aber immer noch besser als Roxanne. »Jess, ich brauch echt deine Hilfe. Bring Miranda einfach mit.«
»Ich will aber nicht vor ihr über Mitch sprechen, Amy.«
»Okay, dann bekommst du meinen Rat an der Freundes-Front jetzt gleich: Gib Mitch ein bisschen Freiraum, damit er dir hinterherrennt. Mach dich mal eine Weile rar. Er braucht Herausforderungen, Jess, vielleicht machst du es ihm zu leicht.«
»Aber –«
»Kein Aber. Hör auf mich. Ich kenn mich aus. Ich war schließlich auch mal mit ihm zusammen, wie du weißt.«
»Ja, ich weiß.«
»Also, kommst du jetzt her oder wie oder was?«
»Ja doch. Aber sei bitte nett zu Miranda, sie ist
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