Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
sensibel.«
»Ich bin immer nett«, sage ich und lege auf.
Ich schlüpfe in einen Morgenmantel und warte auf Jessica und Miranda. Zehn Minuten später klingelt der Portier an, um meine Bestätigung einzuholen, dass meine Freundinnen nach oben dürfen. Als ich die Tür öffne, steht Miranda hinter Jess und sieht zu Boden. Miranda trägt eine schwarze Stretchhose und einen riesigen roten Pullover, der ihr bis zu den Knien reicht, als wolle sie ihren Körper darin verstecken.
»Hi, Miranda«, sage ich.
Sie bringt ein leises »Hi« zustande und folgt Jess in die Wohnung.
Ich gehe voran zu meinem Zimmer, öffne die Tür, und schon stürzt sich Köter, der darin eingesperrt war, geradewegs auf Miranda – oder vielmehr ihren Schritt.
»Lass sie in Ruhe«, sage ich zu Köter, der laut schnüffelt und dann aus dem Zimmer geht.
Ich mache die Tür zu meinem Kleiderschrank auf. »Also, was soll ich anziehen?«
Ich gestehe, dass ich mit einer Mom gesegnet bin, die für die Everyone’s a Star at Starbucks- Kampagne verantwortlich zeichnet. Keine Lästereien bitte. Vermutlich ist mein ganzer Kleiderschrank mit dem Geld für Jingles und Slogans finanziert, die meine Mom sich ausgedacht hat.
»Sind das echte Jimmy-Choo-Schuhe?«, fragt Miranda mit großen Augen.
Meine Mom hat sie mir letztes Jahr von einer Fashion Show in New York mitgebracht. »Ja, willst du sie mal anprobieren?«
Miranda macht einen Schritt zurück. »Oh nein. Ich bin so schwer, da bricht am Ende noch der Absatz ab.«
»Sei nicht albern«, sage ich, nehme die Schuhe und drücke sie ihr in die Hand. Es sind Slingback-Pumps. Die passen praktisch immer. »Du musst nur achtgeben, dass mein Hund sie nicht ansabbert.«
Miranda zögert, dann streckt sie die Arme aus und nimmt die Schuhe entgegen.
Ich werfe Jess einen Blick zu, als Miranda sich auf die Bettkannte setzt, ihre Turnschuhe aus- und die Jimmy Choos anzieht. Jess stöbert in meinem Schrank herum, zieht diverse Sachen heraus und hängt sie über ihren Arm. »Ich suche ein paar Alternativ-Outfits raus, zwischen denen du wählen kannst.«
»Danke, Mami«, sage ich ironisch. Jessica verdreht die Augen, während sie die Klamotten rauslegt, die ich bei meinem letzten Date mit Avi getragen habe. Ich weiß, es klingt blöd, aber die sind mir heilig. Die Erinnerungen an diese Nacht haften noch an diesem Rock und diesem Top. Das ziehe ich ganz bestimmt nicht an. »Nö. Das nächste.«
Sie hält mir eine Kombination aus einer zerrissenen Jeans und einem eng anliegenden Pullover hin. »Nö. Zu alternativ.«
Ein Klopfen an der Tür unterbricht uns. »Amy, ich bin’s.« Mein Dad.
Als ich »Herein« sage, lässt er den Blick über die Klamotten wandern, die über den Boden verstreut sind. Seine Augen bleiben an Miranda hängen, die wackelig in den Choos umherstöckelt. »Macht ihr Mädels eine Modenschau? Ich gebe euch Geld, wenn ihr Amy dazu bringt, ihr Zimmer aufzuräumen.«
»Dad, du bist peinlich«, sage ich zu ihm und schiebe ihn zur Tür hinaus, bevor er mich bis auf die Knochen blamiert. »Ich gehe heute Abend zu dieser Jugendgruppe, schon vergessen?«
»Nicht vergessen. Aber ich dachte, du hättest gesagt, dass es um vier losgeht.«
»Genau.«
»Er sieht auf seine Uhr. »Es ist fünf vor. Beeilt euch ein bisschen.«
Als er weg ist, sehe ich mir das dritte Outfit an, das Jess für mich ausgewählt hat. Eine dunkelblaue Jeans und ein schlichtes pinkfarbenes Longsleeve mit einem goldenen O unterhalb des Ausschnitts. Während ich mich in die Jeans zwänge, stolpert Miranda in den Choos hinüber zu meinem Nachttisch und nimmt das Foto von Avi in die Hand. »Ist das dein Freund?«
Jess beißt sich auf die Unterlippe, wahrscheinlich, damit sie nicht mit der Nicht-Freund-Wahrheit herausplatzt .
Ich zögere kurz und sage dann: »So ähnlich.«
Miranda sieht von dem Bild zu mir. »Der sieht echt total super aus.«
Ein kleiner Teil meines Herzens schlägt einen Salto. Ich drehe mich um, ziehe mir das Shirt über und verkünde: »Ich bin fertig. Wir können«, weil ich nicht über Avi sprechen will. Ich habe ihm weder auf seinen Brief geantwortet noch ihn zu Hause angerufen, weil ich mich nicht wie eine Stalker-Freundin aufführen will. Ich bin verwirrt. Und das kann ich auf den Tod nicht ausstehen.
Als wir bei der Jugendgruppe in der Synagoge ankommen, bin ich erstaunt, wie viel los ist. Es sind bestimmt vierzig Jugendliche, die sich hier im Gemeindesaal versammelt haben. Ein paar kenne ich aus der
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