Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
was miteinander.«
»Natürlich können wir das«, sagt er, legt den Arm um mich und schiebt mich nach hinten durch den Bus, sodass wir bei den anderen sitzen können.
Ich schüttle seinen Arm ab.
Als wir an unserer Haltestelle ankommen und aussteigen, legt er mir wieder den Arm um die Schultern, als wären wir wirklich ein Paar. Ehe ich ihn abschütteln kann, blicke ich auf. Mein Herz pocht laut in meiner Brust und ich kippe fast um.
Vor meinem Haus steht – ohne es extra darauf anzulegen in einer Pose wie ein Abercrombie-Model – Avi.
Und er sieht mich kommen – mit Nathans Arm um meine Schulter. Ich bin zu perplex, um Avi zu fragen, wie er hierherkommt, warum er da ist, wie lange er bleiben wird oder ob ihm noch immer etwas an mir liegt.
»Avi«, sage ich leise, als wir näher kommen. Ich bin noch immer wie in Trance, als ich hinzufüge: »Was machst du hier?«
»Wer ist der denn?«, fragt er zurück.
17
Wenn Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen hat (Genesis 2,2), dann kann ich doch wohl in sieben aus mir und meinem Leben schlau werden.
Ich schüttle Nathans Arm von mir ab. Er lässt ihn von meiner Schulter fallen, weicht mir jedoch nicht von der Seite. Was? Wartet er jetzt darauf, dass ich die beiden förmlich miteinander bekannt mache? Obwohl ich das eigentlich überhaupt nicht will, höre ich mich bereits sagen: »Avi, das ist Nathan. Nathan, das ist mein … Avi.«
Avi hat darauf bestanden, dass wir uns nicht als mein Freund, beziehungsweise meine Freundin bezeichnen, denn er leistet in den nächsten drei Jahren in der israelischen Armee seinen Militärdienst. Sosehr mein Verstand ihm auch recht geben musste, so wenig war mein Herz damit einverstanden. Und mein Stolz auch nicht. Deshalb erzähle ich jetzt allen, dass er mein Nicht-Freund ist, und überlasse es ihnen, was sie sich darunter vorstellen.
Ich sehe Avi an. Er steht steif da und sein Kiefer ist angespannt. Er war schon immer introvertiert und taff, und ich kann spüren, wie er eine unsichtbare dicke Mauer zwischen uns aufbaut, sodass ich nicht mehr an ihn rankomme. Und dabei ist er erst zwei Minuten bei mir.
Das kotzt mich echt an. Schließlich war er derjenige, der das mit uns nicht offiziell machen wollte. Ich schon.
Ich beobachte, wie Avi den Arm ausstreckt und Nathan die Hand gibt. Gegensätzlicher könnten zwei Jungs nicht sein. Avi ist der Model-Typ und Nathan der typisch amerikanische Junge von nebenan (der dringend ein umfassendes Styling nötig hat).
Sie schütteln sich einmal kräftig die Hand und lassen wieder los.
»Ich habe freibekommen«, sagt Avi. »Eine Woche. Überraschung.«
Eine Woche. Ich habe eine Woche mit ihm. Einerseits bin ich ganz aus dem Häuschen darüber, dass ich sieben Tage mit ihm verbringen kann, andererseits bin ich stinksauer, weil es nur ein Appetithappen ist. Genau in dem Moment, als ich gerade so weit war, über Avi hinwegzukommen, taucht er hier auf und bringt alles wieder durcheinander.
Nathan steht noch immer neben mir und sieht mich mit diesen dummen Smaragdaugen an. »Bis dann, Amy«, sagt er und zieht die Tür zu unserem Gebäude auf.
Er nennt mich nicht Barbie. Warum mir diese Tatsache überhaupt positiv auffällt, kann ich mir nicht erklären.
»Hast du einen Koffer?«, frage ich Avi.
»Ich habe meinen Seesack bei dem Security-Typ drinnen deponiert.« Er steckt die Hände in die Taschen seiner Jeans und weicht meinem Blick aus. »Das war eine schlechte Idee, Amy. Ich dachte … na ja, scheißegal, was ich dachte. Ich habe einen Freund an der Northwestern, bei dem ich unterkommen kann.«
Eine eisige Windböe pfeift durch die Straßen von Chicago und mir wird kalt bis auf die Knochen. »Du hättest mich nicht überraschen sollen. Ich hasse Überraschungen. Wahrscheinlich hätte ich dir das mal stecken sollen. Aber jetzt, wo du es weißt, mach so was bitte nie wieder.«
Avis Augenbrauen zucken hoch. »Ich habe es deinem Dad gesagt.« Seine Stimme ist sanft und erinnert mich an warme Zartbitterschokolade.
»Toll. Mein Dad weiß mehr über meinen Freu… über dich als ich.«
Jetzt verstehe ich auch, weshalb Dad mich nach meinen Gefühlen für Avi gefragt hat, als wir bei der Maniküre waren.
»Ich dachte, du würdest dich freuen, mich zu sehen.«
»Das tue ich doch, Avi«, sage ich, aber an der Art, wie er so angespannt dasteht, erkenne ich, dass er mir nicht glaubt.
Die Situation ist total verfahren. Ich meine, wir haben uns noch nicht mal berührt oder umarmt oder mal so
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