Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
Neuen, Nathan?«, fragt Roxanne mit einem Kichern. »Ihr zwei habt gestern ja eine ziemlich gute Show abgeliefert. Wie stehen die Chancen für eine Zugabe?«
Ich nehme einen Bissen von meinem Sandwich, damit ich nicht gleich etwas erwidern muss. Ich brauche Zeit, um mir eine Antwort zurechtzulegen, obwohl ich sonst eigentlich nicht auf den Mund gefallen bin.
Als ich gerade meinen ersten Bissen hinunterschlucke, höre ich Nathans Stimme hinter mir. »Ist hier noch ein Platz für mich frei?«
Ich sehe zu ihm auf und würde am liebsten »Nein« rufen, weil alle nur darauf warten, dass wir miteinander rummachen. Warum hockt er sich nicht zu Kyle und dessen Kumpels? Oder zu den Strebern am Streber-Tisch?
Jessica bittet die anderen, ein Stück zu rutschen, damit er neben mir sitzen kann. Uff, alle Augen sind auf uns gerichtet. Ich würde mich gern mit Nathan unterhalten, aber in Ruhe, ohne dass die ganze Clique dabeisitzt und uns angafft.
»Ich habe gehört, dass ihr zusammen zum Valentinstanz geht?«, sagt Roxanne und wartet mit glänzenden Augen auf meine Reaktion. »Seid ihr zwei … zusammen?«
Ich werde das Gefühl nicht los, dass die ganze Cafeteria mit angehaltenem Atem auf meine Antwort lauscht.
»Oh ja«, sage ich. »Hast du das nicht gewusst? Es war Liebe auf den ersten Blick. Stimmt’s, Nathan?«
Jetzt sind es entweder ich und Nathan gegen Roxanne und den Rest der Meute oder ich gegen alle.
Ich drehe den Kopf und sehe Nathan an, der neben mir sitzt. Die Neonlampen der Cafeteria spiegeln sich in seinen Brillengläsern, sodass ich seine Augen nicht erkennen kann. Aber die runden Rahmen seines Brillengestells sind definitiv auf mich gerichtet. »Ja, genau«, sagt er. »So war es. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an.«
Ich kaue auf einem weiteren Bissen von meinem Sandwich herum und starre auf mein Essen, damit ich nichts sagen muss.
Aber ich sehe Nathans Finger, die nach seiner Pizza greifen. Drei Minuten später schnappt er sich bereits das zweite Stück. Es stellt vermutlich einen neuen Weltrekord im Pizzaessen auf. Noch immer strömen Schüler in die Cafeteria, da hat er sein zweites Stück verdrückt.
Noch ein Schluck Eistee, dann ist er fertig. Ich dagegen mühe mich mit meinem Sandwich ziemlich ab.
Nathan flüstert mir etwas ins Ohr, das ich nicht verstehen kann, und geht.
»Was hat er gesagt?«, fragt Jess sichtlich verwirrt. Sie weiß, dass Nathan und ich nicht mal Freunde sind. Gut, wir haben uns geküsst, aber das war nur Show. Und meine Teilnahme war gegen meinen Willen.
»Keine Ahnung«, murmle ich und nehme wieder einen Bissen.
Nach der Schule holt Jess mich auf dem Weg zur Bushaltestelle ein.
»Amy«, sagt sie. »Ich verstehe es einfach nicht. Du hältst Nathan doch für einen Idioten – streite es erst gar nicht ab, ich kenne dich nämlich besser als deine eigene Mom. Dann küsst du ihn vor versammelter Mannschaft, obwohl du noch immer an Avi hängst. Und Raine erzählt überall herum, dass du total mies auf sie losgegangen bist. Das macht alles keinen Sinn.«
»Das Leben macht keinen Sinn, Jess. Hasst du mich jetzt?«
»Warum sollte ich dich hassen? Vielleicht kann ich dich nicht verstehen. Vielleicht werde ich sauer auf dich. Aber ich könnte dich niemals hassen.«
Nathan steuert auf uns zu. Allein schon sein Gang ist so krampfig und verklemmt, dass ich mich innerlich winde. Der Typ braucht echt eine Lektion in Sich-locker-machen. Er müsste mal was Verrücktes tun. Wahrscheinlich tanzt er wie ein Sechsjähriger.
Avi ist ein toller Tänzer. Mir kommt wieder in den Sinn, wie er letzten Sommer in Israel mit einem Mädchen getanzt hat und ich dermaßen eifersüchtig gewesen bin, dass ich mir den nächstbesten Kerl gekrallt und ihn auf die Tanzfläche gezerrt habe. Böser Fehler. Nur so viel: Das Ende vom Lied war, dass ich um ein Haar von der israelischen Polizei festgenommen worden wäre.
Als Nathan bei uns ankommt, läuft Jessica zur Bushaltestelle weiter, damit wir in Ruhe reden können. Sie ist so eine gute Freundin. Zwar schätzt sie die Situation zwischen Nathan und mir komplett falsch ein, aber sie hat das Herz am rechten Fleck.
Ich tippe Nathan am Ellbogen an. »Wir müssen reden.«
»Warum? Willst du wieder küssen?«
»Damit mir deine Brille ins Gesicht rummst? Nein danke. Ich will reden. Die Art von Reden, bei dem sich die Lippen nicht berühren.«
»Entschuldige, keine Chance.«
Der Bus biegt um die Ecke. »Wir können nicht weiterhin so tun, als hätten wir
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