Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
Sister Barbie‹.«
24
Zedaka ist die Verpflichtung eines Juden, die Armen zu unterstützen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um Geld handeln. Mitzwas (gute Taten) für die, die weniger Glück im Leben haben, zählen ebenfalls dazu.
Mein Freund Nathan braucht ganz dringend eine kleine Zedaka.
Am nächsten Morgen nehme ich Nathan zur moralischen Unterstützung mit zu meiner Mom. Gestern Abend hat er mich überzeugt, dass ich meine Sorgen ganz offen mit ihr und Marc besprechen soll.
Meine Mom kommt aus dem Haus geeilt und umarmt Nathan. Ich schätze, das liegt am Überschwang der Hormone. »Es ist so schön, dich endlich kennenzulernen, Avi«, sagt sie und strahlt ihn an. »Amy hat mir so viel von dir erzählt.«
»Mom –«
»Wie gefällt’s dir in unserer Stadt?«, fragt sie und ignoriert mich. »Amy und du, ihr habt bestimmt jede Menge Spaß.«
»Mom, das ist nicht Avi.«
»Ist er nicht?«
»Nein. Das ist Nathan. Nathan, das ist meine Mom«, sage ich und lasse Köter von der Leine, damit er im Haus frei laufen kann.
»Oh, ich dachte, er würde Avi heißen.«
»Nein, er heißt Nathan. Avi ist jemand anders.«
»Und wo ist Avi dann?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ah. Na dann, Nathan, komm rein. Es gibt gleich Mittagessen.«
Wir essen in der Küche. Nathan stupst mich unter dem Tisch mit dem Fuß an. Das ist mein Stichwort, dass ich endlich alles ansprechen soll, was ich so lange vor mir hergeschoben habe. »Wo soll das Baby eigentlich schlafen, wenn es auf der Welt ist?«
Meine Mom wirft Marc einen Blick zu. »Am Anfang bei uns im Schlafzimmer.«
»Na ja, wir haben nur zwei Schlafräume, weil das dritte Zimmer als Büro genutzt wird«, schaltet sich Marc ein.
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich will nicht auf dem Sofa schlafen, wenn ich hier übernachte. Ich will mein Zimmer behalten. Ich wohne zwar nicht ständig hier, aber ich möchte trotzdem ein Zimmer haben, wenn ich zu Besuch komme. Das ist mir wichtig.«
»Kannst du es dir nicht mit dem Baby teilen?«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch und schmunzle. »Ich bin siebzehn. Glaubt ihr ernsthaft, ich würde mir gern das Zimmer mit jemandem teilen, der in die Windeln macht?«
Marc lässt die Gabel sinken, während er überlegt. »Vielleicht könnte ich mein Arbeitszimmer in den Keller verlegen.«
»Aber da unten gibt es weder Fenster noch eine Lüftung, Marc«, gurrt meine Mom. »Und was ist mit deinen Allergien?«
»Amy hat recht mit der Zimmerverteilung. Ich kann meine Allergiemittel nehmen, wenn ich runtergehe. Ist das fair? Du behältst dein Zimmer und das Baby bekommt das Büro.«
Wie es aussieht, ist Marc doch nicht so übel. Er muss sich eben erst an eine große Tochter wie mich gewöhnen … und an einen Hund wie Köter. Vielleicht sollte ich vorschlagen, dass er seine Allergiemittel täglich nimmt.
Meine Mom setzt sich aufrecht hin – so aufrecht, wie es mit ihrem ausladenden Bauch geht. »Wo wir gerade dabei sind, da hätte ich auch eine Bitte«, sagt sie.
Ich mache mich auf alles gefasst. »Schieß los.«
»Wenn das Baby auf der Welt ist, machst du einmal im Monat einen Abend am Wochenende Babysitter. Mit Windelnwechseln und allem, was dazugehört.«
»Gut. Aber wenn es mir die ganzen Klamotten vollspeit, zahlst du die Reinigung.«
»Abgemacht.«
Nach dem Essen spielen wir zu viert Scrabble.
»Und, seid ihr zwei … ein Paar?«, fragt meine Mom vor einem Spielzug.
»Wir sind nur Freunde«, sagt Nathan schnell.
»Ja.« Ich nicke. »Nur gute Freunde.«
Marc gewinnt haushoch beim Scrabble mit einem dreifachen Wortwert des Wortes Zibebe . Erst hat es ihm keiner abgenommen, aber er hat recht behalten. Zibebe ist ein Wort, ihr könnt es ruhig glauben. Dann führen Nathan und ich Köter um den Block, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Es ist ein gutes Gefühl, Nathan als Freund zu haben, der als Junge die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachtet.
Als wir im Auto sitzen, summt mein Handy – das Zeichen, dass ich eine SMS erhalten habe.
»Kannst du sie mir vorlesen«, bitte ich Nathan.
»Es ist Jessica. Sie will wissen, wofür du Wes’ Nummer brauchst.«
»Schreib ihr zurück, dass es eine Überraschung ist.«
Ich höre Nathan auf meinem Handy herumtippen.
»Sie meint, in deinem Leben gäbe es schon genug Jungs und du bräuchtest eine Verschnaufpause.«
Ich lenke den Wagen an den Straßenrand und nehme Nathan das Handy aus der Hand.
»Was machst du?«
»Meine beste Freundin bestechen.« Ich grinse, als sie
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